Hamburg . Firmen in der Metropolregion überraschen mit neuen Produkten und Dienstleistungen. Heute im Test: Ein Audiosystem für Kinder.

Mit dem Kindermund ist es bekanntlich so eine Sache. Denn nicht immer gefällt einem die Wahrheit, die die Kinder so offen kundtun. So erging es auch Martin Kurzhals, wenn er seiner Tochter Nelly und seinem Sohn Phil in den vergangenen Monaten stolz sein neuestes Produkt präsentierte – und dabei häufig Kritik einstecken musste. „Klar hat das manchmal frustriert“, gibt Kurzhals zu. „Doch nur dadurch konnten wir unser Produkt noch besser machen – und auf die Bedürfnisse von Kindern ausrichten.“ Kurzhals gehört zur Geschäftsleitung der Tiger Media Deutschland GmbH, einer Tochterfirma des Hamburger Kinder- und Jugendbuchverlags Friedrich Oetinger.

Tiger Media ist so etwas wie der digitale Arm des Verlags, die Firma bietet Kindermedien wie interaktive Bücher, E-Books und Hörbücher an und arbeitet dabei verlagsübergreifend. Das heißt: Die Produkte drehen sich nicht nur um Kinderbuchhelden aus Oetinger-Büchern, sondern auch um die aus anderen Verlagen. So wie Conny, Bibi & Tina, Yakari, Capt’n Sharky und das Sams. Ein Kindertablet von Tiger Media gibt es bereits, jetzt kommt die sogenannte Tigerbox auf den Markt.

Würfel mit Knöpfen und Trageschlaufe

Das Gerät sieht aus wie ein Würfel mit Knöpfen, Holzkörper und Trageschlaufe. Tatsächlich ist die Tigerbox ein Audiosystem und eine Art Multifunktionslautsprecher für das Kinderzimmer. Die Hörbox kann per Bluetooth mit einem Smartphone oder einem Tablet-Computer gekoppelt werden – und spielt Lieder oder Hörspiele ab. Die Box kann mit allen Streaming-Diensten bespielt werden. Das heißt: Der Nutzer kauft ein Hörspiel oder ein Lied nicht, sondern „mietet“ es vorübergehend.

Das kann er auch bei den Hamburger Medienspezialisten direkt tun, sie haben zur Hörbox die sogenannte Tigertones-App entwickelt. Über sie kann der Nutzer derzeit auf mehr als 1000 Hörspiele und Musiktitel zugreifen – nachdem er ein entsprechendes Nutzungs-Abo abgeschlossen hat. Die günstigste Variante kostet 2,99 Euro pro Monat und läuft zwölf Monate. 4,99 Euro monatlich fallen bei dem teuersten Modell an, das jederzeit kündbar ist.

Uns geht es nicht darum, den anderen Anbietern die Nutzer abzuwerben“, sagt Martin Kurzhals. „Wir wollten vielmehr eine kinderfreundliche Plattform schaffen, die wir so in der Form bei anderen Anbietern nicht gefunden haben.“ Das Besondere an Tigertones: Die Kinder bewegen sich in einem geschützten, komplett werbefreien Raum.

Tigerbox in fünf Ausführungen

Für das Hamburger Unternehmen ist die Tigerbox schon jetzt ein voller Erfolg: Denn die erste Charge des Kinder-Audiosystems war schon vor dem offiziellen Verkaufsstart in Buchhandel und Elektronikmärkten Mitte Oktober komplett – nur aufgrund von Vorbestellungen. Derzeit gibt es die Tigerbox in fünf Ausführungen. Die Modelle unterscheiden sich nicht nur farblich (rosa, rot, blau, grün, schwarz), sondern auch inhaltlich und decken verschiedene Interessensbereiche der Kinder ab: von Bibi & Tina über Benjamin Blümchen und die Olchis bis hin zum Musik-Mix.

Je nachdem, für welches Modell sich ein Käufer entscheidet, erhält er zusätzlich zu dem Lautsprecher drei passende Kinderhörspiele. Diese können über einen Code in der Verkaufspackung kostenlos im Internet über die Tiger-Media-Website und dann über die Tigertones-App abgerufen werden. Außerdem gibt es einen vierwöchigen Gratis-Zugang für das gesamte Tigertones-Angebot mit dazu. Die Tigerbox kostet 34,99 Euro.

Die Tigerbox soll CDs nicht ablösen, sondern ergänzen

Aber auch eigene Inhalte, zum Beispiel aus der privaten Audiobibliothek, können über einen integrierten SD-Karten-Modus abgespielt werden. „Ein echter Gewinn für alle Kinder, die gerne Hörspiele und Musik hören“, ist Martin Kurzhals sicher – angesichts der Reaktionen seiner eigenen Kinder. Nachdem diese monatelang Verbesserungsvorschläge gemacht haben, sind sie mit dem Endprodukt mittlerweile total zufrieden und nutzen die Hörbox jeden Tag, sagt ihr Vater.

Klingt nach dem Ende der CDs, oder? Für Martin Kurzhals nicht. „Wir verstehen uns mehr als Ergänzung“, sagt er. „Bei vielen Hörspielen gibt es mehr als 100 verschiedene Folgen. Die kann man einfach nicht alle als CD besitzen – stellen Sie sich mal vor, was die kosten würden und welchen Platz man dafür bräuchte! Was also würde sich da mehr anbieten, als die Episoden über Tigertones zu streamen und über die Tigerbox abspielen?“ Es ist keine Frage, sondern ein Statement.

Der Test:

Das Produkt: Getestet wurden die Tigerbox und die dazugehörige App, über die man unter anderem Hörspiele und Lieder hören kann. Die Box kostet 34,99 Euro.

Erster Eindruck: Die Box begeistert Kinder sofort. Die Bedienung ist einfach, das Format handlich und die Trageschlaufe fast schon genial. So kann die Box sicher von einem Zimmer zum anderen transportiert werden, ohne aus kleinen Händen zu rutschen. Die App ist schön aufgemacht und spricht Eltern und Kinder gleichermaßen an. Das Medienangebot umfasst mehr als 1000 Hörspiele und Musiktitel, auf die der Nutzer zugreifen kann – sofern er ein entsprechendes Nutzungs-Abo abschließt. Kosten: 2,99 bis 4,99 Euro.

Bedienung: Um die App aufs Smartphone oder Tablett zu laden und die gewünschten Inhalte zu streamen und mit der Tigerbox zu koppeln, bedarf es schon einer gewissen Affinität zu elek­tronischen Geräten – und Geduld. Die erste Einrichtung des Systems dauert auf jeden Fall länger und ist komplizierter, als einfach eine CD in den Player zu legen und abzuspielen.

Nachteile: Um die gestreamten Inhalte abzuspielen, benötigt man immer ein Tablet oder Smartphone. Das kann zu Problemen führen, wenn die Eltern mit dem Gerät unterwegs sind. Außerdem vermissen einige Kinder die CD-Hülle mit Cover, die sie in die Hand nehmen und angucken können.

Vorteile: Die große Auswahl an Hörspielen und Liedern, die zu jeder Zeit abgerufen werden können. Zudem kann die Tigerbox, sofern der Akku aufgeladen ist und sich das Smartphone in der Nähe befindet, überall abgespielt werden. Also auch in Kuschelecken ohne Steckdosen, im Auto oder im Garten.

Fazit: Die Box kann eine gute Ergänzung zu CDs sein. Ganz auf die altmodische Methode verzichten würden wir allerdings noch nicht. Die Abendblatt-Bewertung lautet: Vier von fünf Sternen.

Die nächste Folge der Testserie im Wirtschaftsressort erscheint am 7. November. Alle bisherigen Folgen stehen online unter www.abendblatt.de/testserie