Hamburg. Bars, Kneipen und Cafés reihen sich an der Parallelstraße zur Reeperbahn aneinander – und ein Hauch Beatles-Geschichte.
Schanze, Karoviertel, Ottensen – das war gestern. Immer mehr Hamburger zieht es an eine Parallelstraße der Reeperbahn: zur Paul-Roosen-Straße. Benannt nach dem mennonitischen Diakon und Gerbereibesitzer Paul Roosen (1582–1649), etabliert sich hier eine gemütliche Ausgehmeile, die nachbarschaftlicher ist als die schon lange bekannten und mittlerweile touristisch geprägten Gegenden St. Paulis.
Versteckt hinter Efeuranken liegt der Krug. Gutes Essen aus der offenen Küche, 40 Plätze auf Teakstühlen und Holzbänken, die noch aus der Linie S 1 stammen, gemütliches Ambiente mit Kerzen, Blumen in Weinkrügen und Porzellan-Untersetzern aus Omas Schrankwand. „In diesem Haus befindet sich seit 1853 Gastronomie“, sagt Chef Jan-Ole Bauer, der das Lokal mit seiner Frau Terry Krug betreibt. Daher der Name. „Früher war hier die Kneipe vom Bambi-Kino, wir sind seit acht Jahren hier.“ Stolz ist Bauer auf die ehemaligen Nachbarn. „Im Haus Nummer 33 haben 1960 die Beatles gewohnt, als sie ihre ersten Konzerte in Hamburg gaben.“ Je drei Vor- und Hauptspeisen mit Fisch, Fleisch oder vegetarisch, Suppe und Dessert, drei Salate und Käseplatte stehen auf der häufig wechselnden Karte, zum Beispiel Ziegenkäse mit Couscous oder Szegediner Gulasch. Für jeweils die Hälfte der Plätze werden Reservierungen angenommen, die anderen 50 Prozent können von spontanen Gästen besetzt werden.
Krug, Paul-Roosen-Straße 35, Telefon 01511/407 59 34, täglich ab 18 Uhr, www.facebook.com/KRUG-182120947382/
Kurz davor hat sich das Haebel etabliert, benannt nach dem Betreiber Fabio Haebel. Früher hat er Quiche und Flammkuchen serviert, mittlerweile gibt es „Nordic French Cuisine“, feine mehrgängige Menüs aus der offenen Küche.
Haebel, Paul-Roosen-Straße 31, Telefon 0151/72 42 30 46, Mi–Sa 18–22 Uhr, Reservierung erbeten, www.fabiohaebel.de
Weinbau-Student bietet mehr als 200 Weine
Im Weinladen ordnet gerade Michael Hennecke die Flaschen. Eigentlich studiert er Weinbau in Geisenheim im Rheingau, aber gerade gibt er sein Fachwissen an die Kunden auf St.Pauli weiter. „Wir haben mehr als 200 verschiedene Weiß- und Rotweine, darunter besondere Tropfen aus Israel, Chile oder Argentinien.“ Auch ein eigener Wein steht im Sortiment: der deutsche Grauburgunder Quai, das Etikett gestaltet vom Künstler Golden Green. Jeder Rebensaft kann im Laden gegen Zahlung eines Korkgeldes getrunken werden. Und kleine Speisen gibt es ebenfalls.
Weinladen, Paul-Roosen-Straße 29, Telefon 37 02 97 28, Mo–Fr 14–22 Uhr, Sa 12–22 Uhr, www.weinladen.de
Wer nur an Getränken interessiert ist, der hat die Auswahl in der Barszene. Im Clockers überzeugen das Ambiente, die sehr große Gin-Auswahl und auch die eigene Marke dieser Spirituose.
Clockers, Paul-Roosen-Straße 27, Telefon 0179/976 94 35, Mo–Do 19–1 Uhr, Fr/Sa bis 3 Uhr, www.clockers.hamburg
In der Roosen Bar kann man in behagliche Sofas sinken, die rote Decke bestaunen und einen Drink genießen. Das Publikum kommt aus der Nachbarschaft und schätzt die fair kalkulierten Preise. Am Wochenende legt ein DJ auf.
Roosen Bar, Paul-Roosen-Straße 28, Telefon 76 97 59 26, Mo–Do 18–2 Uhr, Fr/Sa 18Uhr bis open end, So 18–1 Uhr, www.roosen.bar
Oder man kehrt in den Kosmos St. Liederlich ein. Hier betreibt Lukas Kaczmarczyk seit gut zwei Jahren sein Lokal: schrabbelig-gemütliche Möbel, Wohnzimmeratmosphäre, Rucksacktouristen auf Hamburg-Besuch, internationales Stimmengewirr, Preise, bei denen man schon mal ein Glas mehr trinkt. „In unserer Straße lohnt sich das Cornern nicht“, sagt der gebürtige Pole, der in Rendsburg aufgewachsen ist. Und seine Gäste stimmen ihm zu.
Kosmos St. Liederlich, Paul-Roosen-Straße 25, Telefon 0152/27 21 66 56, Mo/Mi 20–4 Uhr, Fr/Sa 20–5 Uhr, www.kosmos-stpauli.de
Pizza, Pasta und Tiramisu
Wer’s italienisch möchte, geht in die Trattoria 500. Pizza und Pasta, Tiramisu und Antipasti, südländisches Ambiente und mittendrin Chefkoch Andrea Albertos. Seit 2013 ist das Lokal, benannt nach dem Kult-Auto Fiat 500, hier beheimatet.
Trattoria 500, Paul-Roosen-Straße 19, Telefon 0172/454 20 96, Mo–Fr 12–14.45 Uhr, Di–Fr ab 17.30 Uhr, Sa/So ab 17 Uhr, www.trattoria500.eu
Das Ecklokal Herr Schmöll lockt mit Bier, Wein und Leckereien. Eine gemütliche Weinbar für Bier (Astra 2,20 Euro), Longdrink oder Rebensaft, auch für eine Minestrone oder den Salat mit Schafskäse (7,50 Euro).
Herr Schmöll, Paul-Roosen-Straße 19, Telefon 42 10 38 80, Di–Sa 18 bis open end, bei Spielen des FC St. Pauli oder HSV auch So/Mo geöffnet, www.facebook.com/HerrSchmoell
Frühstück, Mittagessen, Abendbrot – im Kraweel wird man zu jeder Tageszeit satt. Tische, Stühle und Sofas sind zusammengesammelt, die Cocktailsessel erinnern an die 50er-Jahre, manche Stühle an einen Klassenraum. Es duftet nach Kaffee und selbst gebackenem Kuchen. Auf der Speisekarte stehen Frühstück in Groß und Klein, Salate, Focaccia und mehrere Abendbrot-Variationen. Die Preise sind zivil, der Espresso kostet 1,80 Euro, ein Glas Wein 3,50 Euro. Die Leute aus der Nachbarschaft gehören zum Stammpublikum im Lokal, das nach einem glatt beplankten Schiffstypen aus dem Mittelalter benannt ist. Draußen sitzen auch alle gern.
Kraweel, Paul-Roosen-Straße 6, Telefon 30 72 58 89, 9–22 Uhr, www.kraweel.com