Hamburg/Berlin. Bettina Kupsa und ihr Team räumen bei der Preisverleihung in Berlin gleich doppelt ab. Warum ihre Bar so außergewöhnlich ist.

Ihre Stammgäste werden es schon immer gewusst haben: Fast nirgendwo sonst bekommt man so gute Drinks in einer so angenehmen Atmosphäre von so kompetenten und herzlichen Gastgebern serviert, wie bei Bettina Kupsa und ihrem Team. Erst vor zwei Jahren hatte sich die Bardame, die zuvor in der angesehenen Bar Le Lion gearbeitet hatte, mit ihrem The Chug Club auf St. Pauli selbstständig gemacht – und jetzt das: Gleich zwei der renommierten Mixology Bar Awards, der begehrteste Branchenpreis innerhalb der deutschen Barszene, gehen in diesem Jahr nach Hamburg-St. Pauli.

Zum einen räumte das Hamburger Barteam mit der Auszeichnung als "Bar des Jahres" bei der festlichen Gala am Montagabend in Berlin den wohl wichtigsten Titel ab. Darüber hinaus wurde Chefin Bettina Kupsa auch noch vor den rund 600 Gästen als "Gastgeberin des Jahres" geehrt. Kein Wunder also, dass es die Hamburger in der Nacht noch ordentlich krachen ließ: "Was für eine fabelhafte Nacht", so ihr knappes Fazit am Dienstag.

Der Name ihrer Bar ist Programm

Bettina Kupsa gehört derzeit zu den wohl prominentesten Vertreterinnen ihrer Zunft – und das, obwohl die gebürtige Österreicherin aus Kaindorf an der Sulm auf eine vergleichsweise kurze Bar-Karriere zurückschaut. Nachdem die ehemalige Eventmanagerin und Kommunikationstrainerin nach ihrem Umzug nach Hamburg Ende der 90er zunächst nebenberuflich im Roschinsky’s am Hamburger Berg gejobbt hatte, wagte sie 2010 den kompletten Sprung die Gastronomie.

Nach ersten Stationen im Blauen Barhaus in Ottensen und der 3 Freunde Bar auf St. Pauli, holte sie Jörg Meyer 2012 ins preisgekrönte Le Lion im Schatten des Hamburger Rathauses. Als charmante Gastgeberin machte sich die Barfrau mit dem markanten Pagenkopf dort schnell einen Namen. 2015 dann wagte die heute 40-Jährige gemeinsam mit Partner Johann Wader den Schritt in die Selbstständigkeit – mit einer außergewöhnlichen Idee.

Blick in
Blick in "The Chug Club": Die Agavenpflanze ist in der Bar allgegenwärtig © HA | Daniel Schaefer

Der Name ihrer Bar jedenfalls ist Programm: „To chug“ aus dem Englischen bedeutet übersetzt so viel wie „kippen“ oder „auf einen Schluck trinken“. Serviert werden dementsprechend hochwertige Cocktails mit frischen und hausgemachten Zutaten in kleinen Größen. „Mit der Idee vom ‚Chug‘ als Drink-Kategorie habe ich eine Zwischenstufe zwischen Shot und Shortdrink entwickelt“, erklärt Bettina Kupsa das Konzept. Das habe für die Gäste den Vorteil, dass sie bei ihrem Besuch wesentlich mehr Drinks probieren könnten, ohne dabei zu tief ins Glas schauen zu müssen. „Die Gäste sind unheimlich neugierig und wollen experimentieren. Doch mehr als zwei bis drei Drinks sind in der Regel nicht drin, was schade ist, weil man vielleicht längst noch nicht alles probiert hat.“ Die meist mit Tequila gemixten Kreationen kommen bei dem buntgemischten Publikum auf St. Pauli gut an. Besonders beliebt: Das Menü, bei dem fünf aufeinander abgestimmte Mini-Cocktails mit einem Zwischenbier serviert werden.

Hamburgs Barszene wächst

Die Preisverleihung in Berlin beweist einmal mehr: In der Hamburger Barszene herrscht Aufbruchstimmung. In den vergangenen fünf Jahren haben sich in der Hansestadt und allen voran in den Szenevierteln St. Pauli und Schanze zahlreiche neue Cocktailbars etabliert, die sich einer traditionellen Mixkunst längst vergangener Jahrzehnte bedienen und alte Cocktail-Klassiker mit viel Kreativität und Experimentierfreude in die Gegenwart übersetzen. Hinzu kommt eine wachsende Zahl von Restaurants, die hochwertige Küche und perfekt präzisierte Drinks miteinander verbinden. Überall in der Stadt rühren, schütteln und werfen junge Barkeeper derzeit, was die Shaker hergeben. "Hamburg ist eine der wichtigsten Bar-Metropolen in Deutschland", so Nils Wrange, Chefredakteur der Fachzeitschrift "Mixology", kürzlich im Abendblatt. Nach den diesjährigen Mixology Bar Awards gilt das wohl einmal mehr.