Hamburg. Das christliche Haus in Hamburg bietet bis zu zehn sterbenden Gästen Platz. Das Interesse und der Bedarf sind groß.

„Manchmal gibt es keine Hoffnung mehr auf Heilung, aber die Hoffnung auf ein gutes Leben bis zum Schluss“, sagt Andreas Hiller. Der 35-Jährige hat die Leitung des neuen Emmaus Hospizes in Blankenese übernommen. Das christliche Sterbehaus bietet bis zu zehn Gästen Platz und wurde vor Kurzem von den ersten Bewohnern bezogen. Das Interesse und der Bedarf sind groß. „Es gibt zu wenig Hospizplätze in Hamburg und überall Wartelisten“, erklärt Hiller. Auch für das Blankeneser Hospiz stehen bereits Wartende auf einer Liste, denen die Zeit davonrennt.

Erst vor einigen Wochen öffnete das Haus; und doch sind dort bereits die Ersten verstorben. In einem Fall zog ein Gast ein; und nach 15 Minuten schon starb er. Das soll natürlich nicht der Regelfall sein. Aber Hiller und seine Kollegen stellen zunehmend fest, dass die Aufenthaltsdauer in einem Hospiz abnimmt. Im Durchschnitt liegt sie bei 28 Tagen, im Regelfall laut Hiller eher bei drei Tagen.

Viele verdrängen ihre Krankheit

Das hat auch damit zu tun, wie die Gesellschaft mit dem Thema Tod umgeht. Viele der Patienten würden ihre Krankheit verdrängen, sich gar nicht mit den Möglichkeiten befassen und erst kommen, wenn es überhaupt nicht mehr anders gehe, berichtet Hiller. Gleichzeitig sei die ambulante Behandlung besser geworden, sodass viele auch länger zu Hause bleiben könnten.

Wenn dann nichts mehr geht, gibt es allerdings keinen direkten Weg ins Hospiz. Es bedarf eines ärztlichen „Attests“, einer Einweisung. Die Einrichtung nimmt den Sterbenden zudem erst nach einer Zusage durch die Krankenkasse auf. Die Bearbeitung dauert meistens weitere drei Tage. „Für Krankenkassen ist das schon schnell“, betont Hiller. „Aber für manchen Fall nicht schnell genug.“ Theoretisch kann sich der Betroffene das Hospiz auch aussuchen. In der Praxis sehe das aufgrund der wenigen Plätze in Hamburg aber anders aus, so Hiller.

Anfang war vor elf Jahren

Trotz der teilweise schwierigen Umstände versuchen er und seine Hilfe, es den Bewohnern während der letzten Stunden so angenehm wie möglich zu machen. Als beispielsweise ein Hamburger Kapitän zuletzt verstarb, überlegte sich das Pflegeteam für ihn eine besondere letzte Waschung. Zusammen mit der Ehefrau des Verstorbenen wurde Elbwasser geholt und der Kapitän so auf seine letzte große Reise vorbereitet.

Die Geschichte nahm vor elf Jahren seinen Anfang. Damals gründeten zwölf Helfer, darunter Theologen, Ärzte und Pflegekräfte zusammen mit Initiatorin Clarita Loeck den Blankeneser Hospiz Verein. Mithilfe vieler Unterstützer gelang­ es, das Grundstück in der Go­deffroystraße 29 nahe der Kirche zu finden. Für das etwa 4,5 Millionen Euro teure Bauwerk konnten bislang mehr als drei Millionen Euro gesammelt werden. Die Pflegediakonie Hamburg-West/Südholstein hat den Betrieb des Zehnbettenhauses übernommen.