Hamburg. Nach wie vor harren unterdessen knapp 3000 Betroffene in Erstaufnahmen aus, obwohl sie dort nicht mehr sein dürften. Die Zeit drängt.

Die Zahl der in Hamburg angekommenen Flüchtlinge ist nach dem Jahreshöchststand im August wieder etwas gesunken. Im September erreichten 800 Schutzsuchende die Hansestadt, wie der Zentrale Koordinierungsstab Flüchtlinge (ZKF) am Mittwoch mitteilte. Im August waren es noch 869 gewesen.

Nach dem Königsteiner Schlüssel zur Verteilung der Flüchtlinge in ganz Deutschland blieben von den Neuankömmlingen 463 in Hamburg. 280 Frauen, Männer und Kinder mussten den Angaben zufolge in der Hansestadt untergebracht werden.

Erstmals weniger als 3000 Überresidenten

Einen Erfolg kann die Stadt bei der Unterbringung von sogenannten Überresidenten verkünden. Dabei handelt es sich um Betroffene, die länger als ein halbes Jahr in einer Erstaufnahmeeinrichtung untergebracht sind, obwohl sie einen Anspruch auf eine Folgeunterkunft haben. Die Zahl sank laut ZKF erstmals knapp unter 3000. Ende vergangenen Jahres waren es noch rund 6300 gewesen.

Die Zahl der Überresidenten soll in den kommenden Monaten weiter sinken. Bis Mitte 2018 will der Zentrale Koordinierungsstab Flüchtlinge die Betroffenen in Folgeunterkünfte bringen. Dazu sind jedoch weitere Kapazitäten nötig. „Wir sind viel in den Erstaufnahmen unterwegs und erleben dort auch Situationen von großer Anspannung und Frust. Das zeigt, dass die Zeit bei diesem Problem drängt“, sagte Flüchtlingskoordinator Anselm Sprandel kürzlich dem Abendblatt. In der Wissenschaft wird von sogenannten „Log-in-Effekten“ gesprochen, nachdem die Integrationsfähigkeit unter den langen Wartezeiten leide.

Zuletzt wurde die Folgeunterkunft in der Grunewaldstraße um 168 Plätze erweitert. Geschlossen werden musste hingegen die Folgeunterkunft in der August-Krogmann-Straße mit 346 Plätzen. Das Grundstück wird mit neuen Wohnungen bebaut. In unmittelbarer Nähe wurde bereits eine neue Folgeunterkunft eingerichtet. In den 119 Folgeunterkünften in der Hansestadt stehen derzeit laut ZKF rund 29.700 Plätze zur Verfügung.

Vier Erstaufnahmen geschlossen

Insgesamt sieht Sprandel die Hansestadt auf einem guten Stand: „Wir konnten im Gegensatz zu anderen Großstädten fast alle prekären Unterkünfte wie Baumarkthallen bereits schließen. Gleichwohl liegen große Aufgaben vor uns.“ Zuletzt wurden die vier Erstaufnahmen Holstenhofweg mit 200 Plätzen, Grellkamp mit 450 Plätzen, Jenfelder Moorpark mit 400 Plätzen und Dratelnstraße mit 900 Plätzen geschlossen. Derzeit sind laut ZKF noch 15 Erstaufnahmen in Hamburg in Betrieb. Dort lebten Ende September rund 4800 Menschen.