HAMBURG. Koordinierungsstab stellt Jahresprognose vor. Zwölf prekäre Unterkünfte fallen weg, 19 neue Folgestandorte.
Trotz sinkender Zugangszahlen bleiben große Aufgaben bei der Unterbringung der Flüchtlinge: Der Zentrale Koordinierungsstab Flüchtlinge (ZKF) erwartet in diesem Jahr insgesamt weitere 7800 Menschen aus den Herkunftsländern in Hamburg – davon 4800 neue Asylbewerber mit Unterbringungsbedarf und 3000 Menschen, die infolge des Familiennachzuges in der Hansestadt erwartet werden. Rund 400 Menschen werden laut ZKF monatlich nach Hamburg kommen und eine Bleibe benötigen.
Die Jahresprognose errechnet sich aus den Zahlen seit dem Frühjahr 2016, zuzüglich eines „Risikoaufschlages“. Im Jahr 2015 waren noch 22.000 Flüchtlinge in Hamburg untergebracht worden, im Jahr 2016 etwa 10.000. Derzeit leben in der Hansestadt etwa 52.000 Flüchtlinge.
6300 Menschen länger als geplant in Erstaufnahmen
Für Wohnungslose sollen künftig 4500 Plätze in Unterkünften zur Verfügung gestellt werden. Dafür werden rund 1500 Plätze zusätzlich zu den gegenwärtig bestehenden rund 3000 Plätzen geschaffen. Dadurch sollen wohnungsberechtigte Personen aus dem Winternotprogramm, aus der Unterbringung in Hotels und aus Wartelisten der Fachstellen untergebracht werden.
Die Struktur der Unterkünfte wird sich nach den Planungen des ZKF deutlich verändern: Derzeit leben noch 8300 Menschen in den Erstaufnahmeeinrichtungen, 6300 davon deutlich länger als vorgesehen und teilweise bereits mehr als ein Jahr – sogenannte „Überresidenten“. „Selbstbestimmt zu wohnen, zu arbeiten und zu lernen sind Grundvoraussetzungen für eine gute Integration. Deshalb muss es uns gelingen, für diese sogenannten Überresidenten ausreichend Plätze in Folgeunterkünften zu schaffen“, sagte Anselm Sprandel, Leiter des ZKF.
Prekäre Plätze abbauen
Insgesamt zwölf der 32 Erstaufnahmen sollen geschlossen werden. Damit können 2017 alle sogenannten prekären Plätze, also Plätze in Baumärkten und Gewerbehallen, abgebaut werden.
Folgende Standorte werden dabei aufgegeben: Bezirk Altona: Albert-Einstein-Ring (550 Plätze), Bezirk Bergedorf: Osterrade (420 Plätze), Bezirk Eimsbüttel: Niendorfer Straße (240 Plätze), Kieler Straße – ehemalige Medimaxx-Halle (350 Plätze), Bezirk Harburg: Schwarzenberg-Festplatz (400 Plätze), Neuland 2 (900 Plätze), Geu-tensweg – ehemaliger Obi-Baumarkt (500 Plätze), Bezirk Mitte: Wenden-straße (130 Plätze), Kurdamm (130 Plätze) und Karl-Arnold-Ring (160 Plätze), Bezirk Wandsbek: Jenfelder Moorpark (400 Plätze) und Hellmesbergerweg (400 Plätze).
Im Gegenzug werden nach der Planung des ZKF mehr als 7000 Plätze in Folgeunterkünften neu geschaffen, 19 Standorte werden entweder neu gebaut oder erweitert. Allein im Rahmen der „Perspektive Wohnen“ entstehen dabei 4500 neue Plätze. An vier Standorten – dazu gehören Suurheid (Altona), Duvenacker (Eimsbüttel), Haferblöcken (Mitte), Poppenbütteler Berg/Ohlendieck (Wandsbek) – werden in diesem Jahr die ersten Plätze bezugsfähig. Am Mittleren Landweg (Bergedorf) und Elfsaal (Wandsbek) wurden die ersten Plätze bereits im vergangenen Jahr bezogen.
„Es wird das Jahr der Folgeunterkünfte“, sagte Flüchtlingskoordinator Anselm Sprandel. Die 19 Folgeeinrichtungen im Einzelnen:
Bezirk Altona: Albert-Einstein-Ring (450 Plätze), Blomkamp (312 Plätze).
Bezirk Bergedorf: Kurt-A.-Körber-Chaussee (40 Plätze), Binnenfeldredder (264 Plätze).
Bezirk Eimsbüttel: Hagendeel Baufeld A und B (288 und 240 Plätze), Holsteiner Chaussee (168 Plätze).
Bezirk Harburg: Rönneburger Stieg (260 Plätze), Sinstorfer Kirchweg (300 Plätze).
Bezirk Nord: Maienweg (200 Plätze), Krausestraße (40 Plätze), Averhoff-straße (311 Plätze), Tessenowweg Erweiterung (112), Hufnerstraße Erweiterung (84 Plätze), 80 Plätze in Eppendorf. Geprüft werden alternativ Unterkünfte im Seelemannpark sowie an der Loogestraße.
Bezirk Wandsbek: Meilerstraße (348 Plätze), Grunewaldstraße Erweiterung (168 Plätze), Am Stadtrand (688 Plätze), Kelloggstraße (148 Plätze), August-Krogmann-Straße Haus M (93 Plätze).
Die meisten neuen Plätze entstehen demnach in den Bezirken Wandsbek und Bergedorf mit jeweils 2300 neuen Plätzen – die größte Erleichterung durch den Abbau von 2200 Erstaufnahmeplätzen gibt es im Bezirk Harburg, dort entstehen 550 neue Folgeplätze. Insgesamt wird es am Jahresende 2017 Unterkünfte für 39.000 Flüchtlinge geben, 1000 weniger als zuletzt.
Die CDU-Flüchtlingsexpertin Karin Prien kritisierte anlässlich der neuen Zahlen, dass sich die bisherigen Prognosen als unwahr herausgestellt hätten. „Wir fordern den Senat auf, die günstigeren Rahmenbedingungen nun zu nutzen, um schon bei der Erstbelegung nur maximal 300 Flüchtlinge an einem Standort unterzubringen“, sagte Prien.