Hamburg. Der Senat will Firmen helfen, sich am Markt zu etablieren. 90 Prozent der Summe soll über privates Kapital kommen.
Nach eineinhalb Jahren Vorlauf hat der rot-grüne Senat nun grünes Licht für die Gründung eines „Innovations-Wachstumsfonds“ gegeben. Er soll mit 100 Millionen Euro ausgestattet sein und jungen, profitablen Unternehmen helfen, sich am Markt zu etablieren. Die Stadt wird sich mit zehn Millionen Euro an dem Fonds beteiligen und setzt darauf, dass private Kapitalgeber weitere 90 Millionen Euro beisteuern.
„Unser Anspruch ist es, die Gründer- und Innovationshauptstadt in Deutschland zu werden“, sagte Rolf Bösinger, Staatsrat der Wirtschaftsbehörde, dem Abendblatt. Bei der Förderung von Start-ups mit Summen bis zu einer Million Euro sei Hamburg schon sehr gut.
Lücke für junge Firmen schließen
Auch für etablierte Unternehmen mit einem Kapitalbedarf oberhalb von fünf Millionen Euro sei die Lage in der Hansestadt gut, so Bösinger. „Aber zwischen der Gründungs- und der Wachstumsphase klafft noch eine Lücke. Die wollen wir mit dem Fonds schließen.“
SPD-Wirtschaftsexperte Hansjörg Schmidt, der einst selbst ein IT-Unternehmen gegründet hatte, unterstützt das: „Das Problem ist, aus der Fünf-Mann-Bude ein richtiges Unternehmen zu machen und so dauerhaft Arbeitsplätze zu schaffen“, Die Anschubfinanzierung sei dann meist schon ausgelaufen, aber für große Kapitalgeber sei man noch nicht interessant genug. Den Beschluss des Senats, der am 11. Oktober von der Bürgerschaft bestätigt werden soll, begrüßte Schmidt: „Das ist ein gutes Signal für den Standort Hamburg.“
Stadt will nur einen Impuls für den Fonds geben
Bösinger betonte, dass die Stadt mit ihrem Finanzierungsanteil von zehn Millionen Euro „nur einen Impuls geben“ und sich dann aus dem Fonds zurückziehen wolle: Das Modell basiere darauf, dass 90 Prozent der Mittel aus der Privatwirtschaft kommen und der Fonds auch privat gemanagt wird.
Dieses Management zu finden wird nun die Aufgabe der städtischen Investitions- und Förderbank (IFB). „Wir suchen jetzt ein professionelles Management mit Hamburg-Affinität“, sagte IFB-Direktor Martin Jung. Danach werde man etwa sechs bis zwölf Monate für das Fundraising, also das Einwerben der privaten Mittel, benötigen. „Anfang 2019 sollte der Fonds dann startklar sein“, sagt Jung, der schätzt, dass einige Hundert Firmen in Hamburg für diese Förderung infrage kämen. Er betonte, dass der Fonds eine Rendite erwirtschaften soll: „Das ist echtes Risikokapital und nichts für die Altersvorsorge.“
Allerdings soll der Fonds auch Firmen außerhalb der Hansestadt unterstützen. Eine regionale Begrenzung auf Hamburg, so heißt es in einem Prüfbericht der IFB, sei „nicht vereinbar mit den Renditezielen“. CDU-Digitalexperte Carsten Ovens übt daher Kritik: „Es ist dem Hamburger Steuerzahler schwer zu vermitteln, wenn seine Gelder zukünftig in Start-ups außerhalb von Hamburg investiert werden.“
Zu langer Vorlauf kritisiert
Auch den langen Vorlauf des Projekts kritisiert Ovens: „Der Senat hat bereits viel Zeit verspielt. Dennoch gibt es weiterhin kein konkretes Konzept, kein Management-Team, keine Investoren.“ FDP-Wirtschaftspolitiker Michael Kruse sieht das ähnlich. Wenn der Senat in diesem Tempo weitermache, so Kruse, sei er abgewählt, bevor der Fonds seine Arbeit aufnehme.