Hamburg. Tobias Bergmann tritt vor Unternehmern auf und hat keinen leichten Stand. Versprochene Beitragsfreiheit gibt es bis 2020 nicht.

Bei der Hamburger Wirtschaft ist er derzeit ein begehrter Gesprächspartner. Der neue Präses der Handelskammer, Tobias Bergmann, muss sich vielen Fragen stellen – und zwar nicht erst seitdem er sein zentrales Wahlversprechen gekippt hat, die Pflichtbeiträge ab 2020 abzuschaffen. Auch bei seinem Auftritt beim SPD-nahen Wirtschaftsforum Hamburg war das nicht anders. Was ist vom Neuanfang der Kammer übrig geblieben, außer dass der ehemalige Hauptgeschäftsführer gehen musste?

Welche Aufgaben will die Kammer künftig wahrnehmen? Sieht sie sich noch als Sprachrohr der Hamburger Wirtschaft, obwohl viele große Unternehmen in ihr gar nicht mehr vertreten sind? Will die Kammer überhaupt noch Ratgeber, Impulsgeber und Mahner sein? Schon die Vorrede durch den Vorsitzenden des Wirtschaftsforums, den ehemaligen Staatsrat Wolfgang Prill, erinnerte an ein Verhör – hätte es nicht dabei gebratene Entenbrust mit Spargel gegeben. Eineinviertel Stunden sprach Bergmann dann und versuchte die Fragen zu beantworten.

Vielfach blieb er unkonkret

Dabei blieb er aber vielfach unkonkret. Bergmann erneuerte seine Ankündigung, dass die Kammer das Beratungs- und Servicegeschäft fortsetzen werde, nur eben künftig kostendeckend. Wie das geschehen soll, vermochte er nicht zu sagen. „Wir arbeiten daran.“ Allerdings verwies Bergmann darauf, dass die Subvention des Kammerbetriebs durch die regelmäßigen Pflichtbeiträge einer Ineffizienz Vorschub geleistet habe, die er nun beenden wolle.

Bei seinem Wahlversprechen, der Abschaffung der Zwangsbeiträge bis 2020, ruderte Bergmann komplett zurück. „2020 war völliger Irrsinn, hätte ich 2040 gesagt, hätte mich das vielleicht fünf Wählerstimmen gekostet, aber es hätte sich niemand darüber aufgeregt.“ Klar ist, dass die Kammer künftig mit weniger Geld auskommen soll. Wenigstens zehn Millionen Euro aus freiwilligen Beiträgen der Unternehmen erwartet Bergmann in Zukunft zu generieren. Das ist ein Viertel der derzeitigen Einnahmen. Es sei aber die Summe, die auch die IHK Hannover einnehme. „Und die betreut ungefähr genauso viele Firmen wie die Hamburger Kammer.“

Sorge um herausragende Stellung

Einige Zuhörer konnte Bergmann an diesem Abend überzeugen, andere blieben skeptisch. Vor allem die Sorge, die Kammer könnte ihre herausragende Stellung verlieren, wurde geäußert. „Freiwillige Beiträge? Dann ist die Kammer nur noch ein Verein wie jeder andere auch“, sagte ein Gast.