Hamburg. Seit 2005 wurde die heruntergekommene Einkaufsmeile mit Millionenaufwand saniert. Doch jetzt läuft die Förderung mit einem Fest aus.
In den 60er-Jahren wurde sie als moderner Einkaufsboulevard angelegt, doch schon zehn Jahre später begann in Altona der Niedergang der Großen Bergstraße zu einer „Billigmeile“ mit zahlreichen Leerständen. Zum Ende dieses Jahres läuft nun ein großes Sanierungsprogramm aus, das der damalige Senat 2005 angelegt hatte. Dies wird an diesem Wochenende mit einem Straßenfest gefeiert. Aber was hat das „Sanierungs- und Stadtumbaugebiet Altona S5 Große Bergstraße/Nobistor“ nun gebracht? Und taugt die Große Bergstraße als Lehrbeispiel?
Zu Beginn der Sanierung herrschte in 50 Prozent der registrierten Verkaufsflächen Leerstand, 600 der rund 1800 Wohnungen in dem Gebiet galten als Sanierungsfall. „Familien zogen hier weg, Geschäfte machten dicht, wir mussten etwas tun“, erinnert sich der langjährige Altona-CDU-Fraktionschef Uwe Szczesny, der seinerzeit eine schwarz-grüne Koalition im Bezirk eingegangen war.
Viel Zustimmung für das Sanierungsprogramm
Hört man sich heute bei der Vertretung der Geschäftsleute um, gibt es viel Zustimmung für das Sanierungsprogramm. Von einer „positiven Entwicklung“ spricht die örtliche Interessenvertretung Große Bergstraße. Es konnten „viele Verbesserungen erreicht werden“, heißt es beim Verein „Unternehmer ohne Grenzen“. Und selbst der Altonaer Linken-Politiker und beharrliche Kritiker der bezirklichen Stadtentwicklung, Robert Jarowoy, fällt als Fazit zunächst Positives ein. „Besser als vorher ist es, keine Frage“, sagt er.
Und tatsächlich bietet sich heutigen Passanten ein buntes Bild. Beherrscht wird es vor allem durch den wuchtigen Ikea-Neubau, der nach anfänglichen Protesten 2014 mitten in der Fußgängerzone eröffnet wurde und sich schnell zu einem Magneten entwickelte. Das Frappant-Gebäude – zuletzt Sinnbild des Niedergangs – war dafür abgerissen worden.
Ikea nicht der einzige Neubau
Allerdings ist Ikea nicht der einzige Neubau im Straßenzug. Knapp 30 Millionen an öffentlichem Geld aus Töpfen von Bund, Stadt und auch EU flossen in das Gebiet. Etwa für neues Straßenpflaster, für den Goetheplatz als zentralen Ort und für eine neue Ganztagsgrundschule. Hinzu kommen etwa 250 Millionen Euro, die private Bauherren investiert haben.
Auf diese Summe kommt jedenfalls die Steg (Stadtentwicklungsgesellschaft), die im Auftrag der Stadt das Sanierungsverfahren organisierte. Fast 100 Millionen Euro stammen von Ikea, schätzt der zuständige Steg-Projektleiter Ludger Schmitz. Aber auch 364 neue Wohnungen entstanden in dem Gebiet, 226 allein direkt an der Großen Bergstraße, weitere 100 sind in Planung oder Bau. „Alles Mietwohnungen, kein Eigentum“, sagt Schmitz.
Es gibt ein Grundziel
Grundziel eines solchen Sanierungsverfahrens sei eben, dass öffentliche Investitionen noch mehr private auslösen – ohne dass es zu Preisspekulationen komme. Der Verkauf von Grundstücken oder Wohnungen muss in einem Sanierungsgebiet von der Stadt beispielsweise genehmigt werden.
Also alles wunderbar gelaufen in der Großen Bergstraße? Linken-Politiker Jarowoy bleibt vorsichtig. Ikea sei zu groß, da hätte es eine kleinteiligere Entwicklung geben müssen, sagt er. So sei die Gefahr groß, dass für bestehende Geschäfte der Mietpreisdruck zu groß werden könnte. Anders sieht es CDU-Politiker Szczesney, der damals Ikea von dem Standort überzeugen konnte. Eigentlich wollte der Möbelkonzern an die Harkortstraße.
„Man muss immer mannigfaltig denken"
Aber allein Ikea schaffte aus seiner Sicht auch nicht die Trendwende. Erst durch die vielen anderen öffentlichen und privaten Investitionen sei der Straßenzug wieder attraktiv geworden. „Man muss immer mannigfaltig denken, dann klappt es“, sagt der altgediente Kommunalpolitiker. Und das ist wohl auch die eigentliche Lehre aus dem Beispiel Große Bergstraße.
Straßenfest Große Bergstraße (Sonnabend 10 bis 20 Uhr, verkaufsoffener Sonntag 13 bis 18 Uhr) mit Kleinkunst, Kinderprogramm und Flohmarkt