Hamburg . So sollen Täter der Krawalle identifiziert werden. Bei der Razzia fand die Soko „Schwarzer Block“ i-Phones aus geplündertem O2-Shop.

Knapp drei Monate nach den G20-Krawallen in Hamburg hat die Polizei Tatverdächtige im Visier, die an den Plünderungen am 7. Juli an der Schanzenstraße beteiligt waren. Die Ermittler der Soko „Schwarzer Block“ haben am frühen Mittwochmorgen 16 Objekte durchsucht, neun in Hamburg und sieben in Schleswig-Holstein.

Hintergrund der Durchsuchungsaktion ist die Plünderung eines Handyladens an der Schanzenstraße am 7. Juli. Dort wurde in der Krawallnacht der O2-Laden aufgebrochen. Junge Männer trugen damals kistenweise Ware aus dem Geschäft des Mobilfunkanbieters. Einige Plünderer nahmen das Diebesgut mit nach Hause, andere warfen die Ware ins Feuer.

Sieben iPhones sichergestellt

Am Mittwochmorgen durchsuchten Zivilfahnder unter anderem einen Handyladen an der Vieringstraße in Wilhelmsburg. Die Ermittler, die blaue Plastikhandschuhe trugen, durchsuchten das Geschäft und kontrollierten auch die Auslage im Schausfenster. Ein iPhone wurde vor Ort sichergestellt. Insgesamt wurden bei den Durchsuchungen sieben iPhones beschlagnahmt.

Die Soko "Schwarzer Block" geht davon aus, dass alle Telefone aus der Plünderei des O2-Ladens stammen. Unklar ist nur, ob es sich bei den "Besitzern" um Plünderer oder Käufer handelt. Jan Hieber, Leiter der Sonderkommission, betonte bei der Präsentation der aktuellen Durchsuchungsergebnisse, dass kein Tatverdächtiger bisher wegen politisch motivierter Taten aufgefallen sei.

Polizei will Gesichtserkennungssoftware einsetzen

Die Soko „Schwarzer Block“ wurde am 10. Juli vom Hamburger Polizeipräsidenten Ralf Martin Meyer eingerichtet, um die Straftaten während des G20-Gipfel aufzuklären. Bisher seien mehr als 2000 Verfahren eingeleitet worden, sagte Soko-Leiter Hieber. Bis Ende des Jahres rechne man mit 3000 Verfahren, insgesamt mit rund 5000 Tätern.

Um weitere Personen, die in der Krawallnacht Straftaten begangen haben, zu identifizieren, will die Polizei einen besonderen Weg gehen. Bei der Sichtung des sehr umfassenden Bildmaterials soll eine Gesichtserkennungssoftware eingesetzt werden. Das kündigte der Soko-Leiter Jan Hieber ebenfalls am Mittwoch an. Es handele sich um die größte Bilderflut, die es je in der deutschen Kriminalgeschichte gegeben habe. Das habe auch zu einer überraschenden Geständnisbereitschaft geführt, sagte Hieber.

Auch eine aktuelle Schadenssumme nannte der Soko-Leiter: Auf rund sechs Millionen Euro beliefen sich die bisher aufgenommenen Schäden, darunter viele Autos und zerstörte Scheiben. Diese Summe wird noch weiter ansteigen, so Hieber.