Hamburg. Am Dienstag wurde in der Innenstadt feierlich eine Gedenktafel enthüllt, die an das Wirken von Yüksel Mus erinnern soll.
Der Bezirk Hamburg-Mitte ehrt seinen bekanntesten Stadtreiniger: An der prominent gelegene Fläche an der Ecke Jungfernstieg/Neuer Jungfernstieg wurde am Dienstagmorgen feierlich eine Gedenktafel enthüllt, die an das Wirken von Yüksel Mus erinnern soll. Auch wenn der Platz nicht im offiziellen Straßenverzeichnis der Stadt auftauchen wird, soll der Bereich künftig unter dem Namen des Stadtreinigers bekannt sein. Der 50-Jährige hatte das Revier an der Binnenalster lange mit viel persönlichem Engagement betreut und war im Mai 2015 völlig unerwartet verstorben.
Mus arbeitete 18 Jahre bei der Stadtreinigung
Pünktlich um 9.30 Uhr enthüllte Bezirksamtsleiter Falko Droßmann, Leiter des Bezirksamts Mitte, die direkt am Ufer gelegene Plakette. Rund 250 von Mus' alten Kollegen und auch seine Familie kamen zu der Zeremonie in sein altes Revier. Die Alsterdampfer ließen als letzten Gruß ihre Hörner erklingen, ein ganzes Heer von Fahrzeugen der Stadtreinigung fuhr am Jungfernstieg auf. „Herr Mus war ein außergewöhnlicher Mitarbeiter der Stadtreinigung, der sich mit besonderer Hingabe für die Stadt eingesetzt hat“, sagte Droßmann in seiner Rede.
Der 50-jährige Yüksel Mus hatte bis zu seinem Tod rund 18 Jahre bei der Hamburger Stadtreinigung gearbeitet und während dieser Zeit die Plätze und Straßen rund um den Jungfernstieg sauber gehalten. Vor allem auf dem Platz, der nun seinen Namen trägt, hatte Mus sein berufliches Glück gefunden. „Mein Schwiegervater wäre sehr stolz, wenn er von dieser Ehrung wüsste. Und auch für uns als Familie ist es wirklich eine große Ehre, dass an diesem schönen Platz jetzt an unseren Vater und Schwiegervater erinnert wird“, so Mus' Schwiegertochter Enise Mus. „Für ihn war das hier sein Lieblingsplatz. Wie ein zweites Zuhause.“
Beruf des Stadtreinigers war mehr als ein Job
Für den umtriebigen Straßenfeger sei die Arbeit immer mehr als ein reiner Job gewesen. Er habe seinen Auftrag, die Stadt und insbesondere sein persönliches Revier an der Binnenalster rein zu halten, immer als Berufung empfunden und sich für sein Revier persönlich verantwortlich gefühlt. „Selbst wenn wir mit der Familie privat zum Eis essen an der Alster waren, hat er jedes mal erst nach dem Rechten gesehen. Er hat jedes Mal nachgeschaut, ob die roten Mülleimer in gutem Zustand sind und ob auch sonst alles in Ordnung ist“, sagt Enise Mus.
Sogar Privates hatte Yüksel Mus hinten angestellt, um pünktlich für Ordnung am Jungfernstieg sorgen zu können. „Wenn es sein musste, dann hat er auch auf freie Tage oder seinen Urlaub verzichtet und ist hier mit dem Besen durch sein Revier gelaufen“, sagt Andreas Bernau, einer der ehemaligen Vorgesetzten von Yüksel Mus. Einst habe sich der Stadtreiniger sogar früher von der Hochzeitsfeier seiner Tochter verabschiedet, um pünktlich – und sogar noch im Anzug – mit der Kehrmaschine durch sein Revier zu fahren.
Viele Passanten, Anwohner und Geschäftsleute rund um den Jungfernstieg kannte er durch seine langjährige Tätigkeit persönlich, am Jungfernstieg und in der Innenstadt war er äußerst beliebt. Einer breiteren Öffentlichkeit in Hamburg wurde Mus aber auch durch das Fahrgastfernsehen der Hochbahn bekannt. In mehreren Clips der Reihe „Der Tatortreiniger“ spielte der Straßenfeger die Hauptrolle und warb in den Hamburger U-Bahnen für mehr Sauberkeit und für einen bewussteren Umgang mit Abfall in der Stadt.
Kollegen hatten sich eingesetzt
Dass es überhaupt zu der ungewöhnlichen Ehrung seines Lebenswerkes kam, verdankt Mus vor allem dem Einsatz seiner früheren Kollegen und Vorgesetzten. „Yüksel Mus war wirklich ein außergewöhnlicher Stadtreiniger und ein herausragender Kollege, der einen schier unglaublichen Einsatz gezeigt hat. Das wollten wir mit einer besonderen Anerkennung nach seinem frühen Tod noch einmal besonders hervorheben“, sagt Andreas Bernau. Gemeinsam mit seinem Kollegen Michael Utesch und vielen weiteren Mitarbeitern der Stadtreinigung hatte er das Anliegen an die Bezirksverwaltung Mitte herangetragen und den dortigen Amtsleiter Falko Droßmann von der Idee überzeugt.
Bei der Stadtreinigung freut man sich nun gleich doppelt über die Ehrung: „Die Benennung ist wirklich ein einmaliger Vorgang. So weit ich weiß, hat es so etwas noch nie gegeben“, sagt Reinhard Fiedler, Pressesprecher der Stadtreinigung Hamburg. Über das Andenken an einen hervorragenden Mitarbeiter hinaus sei die Nennung auch ein großes Zeichen der Anerkennung für den gesamten Berufsstand. „Stellvertretend steht die Ehrung von Yüksel Mus, der wirklich herausragend und vorbildlich war, ja auch als Motivation für alle anderen Mitarbeiter, die täglich viel dafür Leisten, um die Stadt sauber zu halten“, sagt Fiedler.