Hamburg. Aydan Özoguz verliert Ministeramt, gewinnt aber Wahlkreis. Panne bei Interview mit Olaf Scholz. Fettes Brot als Wahlhelfer.

Die Hamburger Sozialdemokraten um Bürgermeister Olaf Scholz sind entsetzt, auch die Elb-CDU hadert mit dem schlechten Abschneiden von Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Bundestagswahl 2017. Die CDU hat die SPD in Hamburg nach Zweitstimmen als stärkste Kraft allerdings abgelöst. Die FDP von Katja Suding konnte an Alster und Elbe deutlich von 4,8 auf 10,8 Prozent hinzugewinnen. Suding wird in Berlin bereits als Ministerin gehandelt, sollte es zu einer Jamaika-Koalition kommen. Die AfD in Hamburg jubelt über den Einzug in den Bundestag, muss in der Hansestadt aber ein Ergebnis verkraften, das schlechter ist als der Bundesdurchschnitt.

Am Sonntagabend kam es zu einer Demonstration gegen die AfD am Hauptbahnhof. Etwa 400 Menschen protestierten. Doch viele von ihnen zogen schnell zur AfD-Wahlparty nach Eimsbüttel weiter. Nachdem dort Polizei aufgezogen war, verließen auch die Parteimitglieder schnellen Schrittes das Lokal.

Das sind die Ergebnisse nach Zweitstimmen für Hamburg: Die CDU siegt mit 27,2 Prozent vor der SPD mit 23,5 und den Grünen mit 13,9 Prozent. dahinter kommen die Linken mit 12,2 und die FDP mit 10,8 Prozent. Die AfD liegt mit 7,8 Prozent deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

Die CDU hat einen der sechs Hamburger Wahlkreise gewonnen: In Nord setzte sich Christoph Ploß gegen Dorothee Martin (SPD) durch. Die anderen SPD-Kandidaten gewannen ihre Wahlkreise direkt: Metin Hakverdi (Bergedorf), Johannes Kahrs (Mitte), Matthias Bartke (Altona), Niels Annen (Eimsbüttel) und Aydan Özoguz (Wandsbek).

Twitter: Fettes Brot als Wahlhelfer in Hamburg

Ploß erklärt CDU-Sieg in Hamburg

Ploß sagte dem Abendblatt: "Dass wir den Wahlkreis Hamburg-Nord/Alstertal als einzigen Wahlkreis in Hamburg für die CDU gewinnen konnten, liegt an der unglaublichen Energieleistung eines starken Teams im Wahlkreis.“ Die CDU habe 15.143 Haushalte persönlich besucht, 153 Infostände durchgeführt, hochkarätige Veranstaltungen organisiert und eine effektive Social-Media-Kampagne realisiert. "Mit den richtigen Themen und einer gut geplanten Kampagne kann die CDU auch in Hamburg erfolgreich sein.“

Bundestagswahl: Hamburg-Ergebnisse hier

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Özoguz verliert Ministeramt und gewinnt Wahlkreis

Wandsbek ist der erste der Hamburger Wahlkreise, der offiziell ausgezählt ist. Aydan Özoguz gewinnt ihren Heimatbezirk erneut und zieht direkt in den Bundestag ein. Ihr Amt als Integrationsministerin der Bundesregierung und ihren Sessel im Kanzleramt muss sie aber räumen. Das sind die Ergebnisse: Aydan Özoguz (SPD) holt 34,6 Prozent, Eckard Graage (CDU) 29,8. Dietmar Wagner von der AfD holt bei den Erststimmen als Drittbester 9,5 Prozent.

In Bergedorf-Harburg gewann Metin Hakverdi (SPD) mit 34,7 Prozent vor Herlind Gundelach (CDU) mit 28,1. Peter-Paul Lorkowski wurde mit 10,8 Prozent drittstärkster Kandidat bei der Erststimme.

Im umkämpften Wahlkreis Nord wird Nachfolger des langjährigen Bundestagsabgeordneten Dirk Fischer der junge Christoph Ploß (CDU), der 33,6 Prozent erreichte. Dorothee Martin (SPD) schaffte 30,8 Prozent. Hinter beiden kam Anja Hajduk (Grüne) mit 13,6 auf Platz drei.

Im Video: CDU feiert Sieg in Hamburg

"So sehen Sieger aus": Die CDU feiert Christoph Ploß

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    Kahrs siegt in Mitte, Annen in Eimsbüttel

    In Hamburg-Mitte gewann erwartungsgemäß Johannes Kahrs (SPD). Der umtriebige Abgeordnete holte 30,9 Prozent vor Christoph de Vries mit 24,3. Martin Dolzer holte als Drittplatzierter in Mitte 13,8 Prozent.

    In Altona gewann Matthias Bartke (SPD mit 28,9 Prozent vor Marcus Weinberg (CDU) mit 25,9 und Phyllis Demirel mit 14,4.

    In Eimsbüttel verteidigte Niels Annen (SPD) seinen Wahlkreis mit 31,6 Prozent. Rüdiger Kruse (CDU) wird trotz der direkten Niederlage (28,7) wohl über die Landesliste in den Bundestag einziehen. Anna Gallina (Grüne) kam auf 15.0 Prozent der Erststimmen.

    AfD verlässt eigene Wahlparty

    Die AfD-Parteimitglieder sind bei der Wahlparty in Eimsbüttel vor den Demonstranten geflüchtet. Die Polizei sicherte gegen 22 Uhr noch das Lokal, die Politiker um Bernd Baumann hatten sich allerdings schon einen anderen Ort zum Feiern gesucht.

    CDU in Hamburg vor SPD

    Der CDU in Hamburg ist der Sieg nach Zweitstimmen nicht mehr zu nehmen. Die Christdemokraten liegen nach Auszählung von über 1500 Wahlbezirken vorne. Das ist eine Blamage für die sozialdemokratisch und grün dominierte Stadt von Bürgermeister Olaf Scholz.

    Nach einer Auszählung von knapp 90 Prozent der Wahlbezirke (1551 von 1757) kommt die CDU trotz Verlusten von 4,9 Punkten auf 27,2 Prozent. Die SPD verliert im Vergleich zu 2013 sogar 8,7 Punkte und kommt nur noch auf 23,7 Prozent. Drittstärkste Kraft sind mit 13,8 Prozent die Grünen (plus 1,1 Punkte), dann kommen die Linken mit 12,1 (plus 3,3) und die FDP mit 10,7 Prozent (plus 5,9). Die AfD legt um 3,8 Punkte auf 8,0 Prozent zu.

    "Der Scholz-Bonus ist weg"

    CDU-Landeschef Roland Heintze sagte schon gegen 21 Uhr: "Wir sind klar stärkste Kraft. Dies ist für uns ein gelungener Auftakt für die nächsten Wahlauseinandersetzungen mit der SPD in Hamburg. Das Ziel ist klar: Rot-Grün ablösen.“ Der Fraktionsvorsitzende André Trepoll sagte, es sei gelungen, das Vertrauen zurückzugewinnen. "Der Scholz-Bonus ist weg.“

    Linken-Spitzenkandidat Fabio De Masi hat sich sehr zufrieden mit dem Abschneiden seiner Partei in Hamburg gezeigt. Die Linken lägen mit ihrem zweistelligen Ergebnis in Hamburg weit über jenem der Bundespartei, sagte De Masi dem NDR.

    Demonstration gegen die AfD

    Rund 400 Demonstranten wollten gegen 21 Uhr vom Hachmannplatz am Hamburger Hauptbahnhof losgehen, um gegen die AfD zu protestieren. Die Polizei war vor Ort.

    Ob der Demonstrationszug zur AfD-Wahlparty führen wird, ist ungewiss. Es wäre eine recht lange Demo. Denn die AfD hält ihre Party nach Abendblatt-Informationen am Stellinger Weg in Eimsbüttel ab.

    Wahlparty der AfD in Eimsbüttel
    Wahlparty der AfD in Eimsbüttel © Roland Magunia | Roland Magunia

    Doch der Demo-Zug löste sich bereits hinter dem Hauptbahnhof auf. Mit weiteren Protesten in Eimsbüttel wurde gerechnet. Die Polizei positionierte sich vor dem Lokal, in dem die AfD feiern wollte. Die Adresse wurde abends über Twitter verbreitet.

    FDP hofft auf zweiten Hamburg-Abgeordneten

    Der Hamburger Bundestagsabgeordnete Marcus Weinberg (CDU) sagte im NDR: „Wir sind in Hamburg auf Augenhöhe mit der SPD. Das ist ein wichtiges Ergebnis für die nächsten Jahre.“ FDP-Kandidat Wieland Schinnenburg, hinter Spitzenfrau Katja Suding platziert, meinte: „Ich muss noch zittern. Ich würde gerne Hamburg in Berlin vertreten.“ Für die Grünen wollte Anja Hajduk noch keine Bedingungen für eine Jamaika-Koalition in Berlin formulieren. Sie sagte, sie sei erleichtert, dass die Grünen noch aufgeholt hätten. Aber: „Dass die AfD drittstärkste Kraft ist, trübt diesen Wahlabend.“ Am Leinpfad gab es nach den Hochrechnungen für die CDU in Hamburg bei den Zweitstimmen doch noch Applaus. Für Olaf Scholz sei das ein GAU, sagte ein Bürgerschaftsabgeordneter.

    Katja Suding (FDP) sagte bei Phoenix: "Wenn die Kanzlerin, die CDU-Chefin, uns dazu einlädt, dann wären wir zu Gesprächen sicherlich bereit sein. Und wenn es möglich ist, dass wir eine Koalition hinbekommen, wo wir auch klar eine liberale Handschrift hinterlassen können, wo wir unsere Ziele auch umsetzen können, dann sind wir dazu gerne bereit."

    Panne bei Scholz-Interview

    Für eine kleine Panne sorgte die NDR-Schalte zu Bürgermeister Olaf Scholz in Berlin im „Hamburg Journal“. Das Gespräch mit Jens Riewa war offenbar aufgezeichnet. Scholz antwortete auf die Frage, ob Martin Schulz Parteichef bleiben könne, mit: „Ja, selbstverständlich.“ Auf die Frage nach den großen Wählerwanderungen von der SPD zur AfD sagte er ebenfalls: „Ja, selbstverständlich.“

    Özoguz zum SPD-Ergebnis: "Eine Katastrophe"

    Hamburgs Spitzenkandidatin der SPD, Bundesintegrationsministerin Aydan Özoguz, nannte die Verluste "katastrophal". SPD-Fraktionschef Andreas Dressel empfiehlt wie Bürgermeister Olaf Scholz seiner Partei den Gang in die Opposition: "Es wäre eine Katastrophe für Deutschland, wenn die AfD künftig die stärkste Oppositionspartei wäre." Die Ergebnissen der Direktkandidaten bessern seine Laune etwas auf: "Derzeit liegen wir überall vorn, das sieht gut aus."

    CDU-Kruse nennt AfD-Rhetorik "widerlich"

    Am Leinpfad verlassen die ersten CDU-Mitglieder die Parteizentrale. Der Eimsbüttler CDU-Bundestagsabgeordnete Rüdiger Kruse plädiert für eine Jamaika-Koalition. „Die Rhetorik von AfD-Chef Gauland ist widerlich“, sagt Kruse mit Blick auf die Gauland-Aussage, die AfD wolle sich das Land zurückholen. „Dies ist nicht das Land der AfD“, so Kruse. "Es ist gut, wenn diese Partei keine herausgehobene Rolle als stärkste Oppositionspartei bekommt.“ Mithin: Das solle mal lieber die SPD machen.

    Überraschungen in Hamburg?

    Erste Ergebnisse aus Hamburg: Die CDU liegt bei der Zweitstimme vor der SPD. In Nord wird es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Dorothee Martin (SPD) und Christoph Ploß (CDU) geben. In den anderen Wahlkreisen dürfte die SPD die Nase vorn haben. Doch in Eimsbüttel zum Beispiel lag anfangs Rüdiger Kruse (CDU) knapp vor Niels Annen (SPD). Aber jedes Wahllokal kann den Trend schnell drehen. Eine erste Hochrechnung für Hamburg zeigte die SPD bei 23,7 Prozent (minus 9). Die CDU (Stand 19.20 Uhr) verliert ebenfalls (minus 4,9 Punkte), bleibt mit 27,2 Prozent aber deutlich vor der SPD. Drittstärkste Kraft sind danach mit 14,4 Prozent die Grünen (plus 1,7 Punkte), gefolgt von den Linken mit 11,7 (plus 2,9) und der FDP mit 11,0 Prozent (plus 6,2). Die AfD legt um 3,9 Punkte auf 8,1 Prozent zu.

    Scholz: Schulz muss bleiben

    Der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz sieht den SPD-Chef Martin Schulz trotz der Wahlniederlage als künftigen Parteivorsitzenden. „Selbstverständlich kann er Parteichef bleiben“, sagte Scholz am Sonntagabend. Es sei für die demokratische Debatte in Deutschland wichtig, wenn die SPD die Opposition im Bundestag anführe. Die SPD werde keine 20-Prozent-Partei bleiben, sagte der Parteivize Scholz.

    Handelskammer: Mehr Europa statt AfD

    Der Präses der Hamburger Handelskammer, Tobias Bergmann, kommentierte den Aufstieg der Alternative für Deutschland so: "Dass erstmals eine Partei drittstärkste Kraft im Bundestag werden dürfte, die explizit den Austritt Deutschlands aus dem Euroraum fordert, führt hoffentlich zu einem noch deutlicheren Bekenntnis der anderen Parteien zu Europa – gerade für die vielen international orientierten Hamburger Unternehmen ist das besonders wichtig." Der Präsident der Handwerkskammer, Josef Katzer, erwartet „auf Bundesebene eine Politik, die dafür sorgt, dass das Handwerk über ausreichend Fachkräfte verfügt“. Katzer forderte einen nationalen Berufsbildungspakt, der eine Gleichwertigkeit der dualen Ausbildung und des Studiums sicherstelle.

    Hamburger AfD-Mann: Rechtsextreme haben wir nicht

    Das sehr gute Wahlergebnis der AfD ist für Hamburgs AfD-Spitzenkandidat Bernd Baumann erwartbar gewesen. „Wenn das Parlament nicht in der Lage ist, eine richtige Opposition zu formieren, (...) dann braucht es eine neue Opposition, eine richtige Opposition. Und das ist jetzt die AfD“, sagte Baumann. Baumann könne sich vorstellen, im Bundestag künftig in den Bereichen Wirtschaft beziehungsweise Arbeit, Soziales und Integration mitzuarbeiten. Gleichzeitig wies er jegliche Vorwürfe des Rechtsextremismus in seiner Partei zurück. „Rechtsextreme haben wir bei uns nicht“, sagte er.

    Harsche Worte von SPD-Spitzenmann Kahrs

    Blankes Entsetzen bei rund 150 SPD-Mitgliedern und Sympathisanten, als die Wahlprognose über den Beamer im ersten Stock der SPD-Zentrale flimmert. Von den Direktkandidaten der sechs Hamburger Wahlkreise sind nur Johannes Kahrs (Mitte) und Dorothee Martin (SPD) anwesend. Als dann Bilder von der AfD-Party gesendet werden, wo Spitzenkandidat Alexander Gauland ankündigt, dass man die anderen Politiker nun "jagen" werde, schüttelt sich Dorothee Martin: "Das ist doch ekelhaft."

    Johannes Kahrs entert die Bühne, dankt zunächst allen Wahlkämpfern. Und er macht den Genossen Mut, in Hamburg sei nach wie vor alles möglich, zumal die CDU bundesweit ja auch verloren habe.

    Kahrs greift die AfD frontal an: "Jetzt haben wir die rechtsradikalen Arschlöscher im Bundestag." Im Erdgeschoss wird Bier serviert, im ersten Stock Wein, Franzbrötchen und Brezeln.

    Hamburger CDU: Jamaika muss stabil sein

    Zum Abschneiden der CDU sagte Bürgerschaftsfraktionschef André Trepoll: „Trotz allem bleiben wir Kanzlerin. Nun sollten wir auf eine Jamaika-Koalition setzen. Es darf nicht sein, dass die AfD die Opposition im Deutschen Bundestag anführt.“ Der Bundestagsabgeordnete Marcus Weinberg äußerte sich ähnlich. „Das Ergebnis ist zwar ein wenig enttäuschend, dennoch gibt es einen klaren Regierungsauftrag für uns. Wichtig ist es jetzt, eine stabile Regierung zu bilden.“ Sollte es auch Jamaika hinauslaufen, so müsse klar sein, dass es nicht in einem halben Jahr zum großen Streit komme.

    CDU-Party am Leinpfad

    Die Hamburger CDU feiert bereits im Garten der Parteizentrale am Leinpfad. Das Festzelt am Sierichkanal füllt sich langsam. Die Stimmung schwankt zwischen Siegeszuversicht und Bauchgrimmen – wegen der Angst vor einem hohen AfD-Ergebnis.

    Briefwahl: Auszählung in der Alsterdorfer Sporthalle

    In der Alsterdorfer Sporthalle bereiten sich Helfer auf die Auszählung der Briefwahlstimmen vor. Das amtliche Endergebnis aus Hamburg soll noch vor Mitternacht verkündet werden.

    Helfer bereiten sich in der Alsterdorfer Sporthalle auf das Auszählen der Briefwahlstimmen vor
    Helfer bereiten sich in der Alsterdorfer Sporthalle auf das Auszählen der Briefwahlstimmen vor © dpa | Axel Heimken

    Wahlbeteiligung: Hamburger twittert Schätzung

    Bis 14 Uhr haben nach Angaben des Landeswahlleiters 56,5 Prozent der Wahlberechtigten in Hamburg ihre Stimme abgegeben. 2013 waren es zu einem vergleichbaren Zeitpunkt 52,4 Prozent.

    Olivia Jones wählt Grün

    Wen wohl Hamburgs Dragqueen Olivia Jones wählt? Viele werden nachts schlafen können, auch wenn sie es nicht wissen. "Ich wähle traditionell Grün", sagte die umtriebige Unternehmerin auf St. Pauli der "Bild am Sonntag". Der mehrfach preisgekrönte Hamburger Schauspieler Burghart Klaußner sagte der Zeitung, er unterstütze Martin Schulz (SPD).

    Hamburger AfD-Kandidatin verurteilt

    Eine Hamburger AfD-Kandidatin für den Bundestag ist offenbar gerade zu einer Geldstrafe verurteilt worden. AfD-Politikerin Delphine Thiermann (26), die in Hamburg-Nord antritt, muss laut „Spiegel“ nach einem Urteil des Amtsgerichtes St. Georg wegen gefährlicher Körperverletzung und Widerstands gegen einen Vollstreckungsbeamten eine Geldstrafe zahlen. Thiermann soll im April nachts einem Polizisten mit einem hochhackigen Schuh gegen den Knöchel getreten haben, woraufhin dieser tagelang krankgeschrieben war. Thiermann soll zuvor betrunken in einem Taxi das Zahlen verweigert haben. Das Urteil ist nach den Angaben noch nicht rechtskräftig. Die Verurteilte äußerte sich nicht. Thiermann studiert Jura und hat nach eigenen Angaben innere Sicherheit zu einem ihrer wichtigsten Themen erkoren.

    In Niedersachsen weniger Andrang

    In Niedersachsen lag die Wahlbeteiligung um 12.30 Uhr bei etwa 32,08 Prozent. Damit liegt die Beteiligung um etwa einen Punkt hinter den Zahlen von 2013 zurück.

    Twitter: Hohn für die AfD in der Sternschanze

    Höhere Beteiligung in Bremen

    Das Interesse an der Bundestagswahl ist im Bundesland Bremen größer als noch vor vier Jahren. Nach der Öffnung der Wahllokale lag die Beteiligung bis 12 Uhr bei 27,1 Prozent, sagte eine Sprecherin der Landeswahlleitung. 2013 waren es zu diesem Zeitpunkt 24,9 Prozent. Nicht mit eingerechnet sei zudem das große Interesse bei der Briefwahl.

    37 Prozent haben in Hamburg gewählt

    Junge Wähler am Sonntag in einem Hamburger Wahllokal
    Junge Wähler am Sonntag in einem Hamburger Wahllokal © Reuters

    Das durchwachsene Wetter soll die Wahlmüden aufwecken, sagen Wetterexperten. Vielleicht sorgen die dunklen Wolken über der Hansestadt heute für eine hohe Wahlbeteiligung. 2013 waren es zu diesem Zeitpunkt rund zwei Prozentpunkte weniger, die bereits ihr Kreuz auf den Stimmzettel gesetzt haben.

    22 Prozent haben sich im Norden entschieden

    Der Bürgermeister wählt

    Älteste Wahlberechtigte ist schon 110 Jahre alt

    110 Jahre ist die älteste Wahlberechtigte, 106 ist der älteste Wahlberechtigte in Hamburg. 60 Jahre liegen zwischen der jüngsten (19) und der ältesten Bewerberin (79) zur Bundestagswahl. 45 Hamburger werden am Sonntag 18 Jahre alt und können sich an der Bundestagswahl beteiligen. 25 Wahlberechtigte leben auf der Insel Neuwerk. Es ist der kleinste Wahlbezirk Hamburgs.

    Neue Wahlmöglichkeiten tun sich auf ...

    Nach dem Frühsport zur Wahl

    Bremer haben zweimal die Wahl

    Im kleinsten Bundesland Bremen können die Bürger neben der Bundestagswahl bei einem Volksentscheid darüber abstimmen, ob der Bremer Landtag künftig alle fünf statt alle vier Jahre gewählt wird. Bremen ist das letzte Bundesland, das noch im Vier-Jahres-Rhythmus sein Landesparlament wählt.

    Bei der Bundestagswahl 2013 war Bremen vor vier Jahren neben Hamburg das letzte Bundesland, in dem die SPD als stärkste Kraft abschnitt. Die Sozialdemokraten lagen im Zwei-Städte-Staat mit 35,6 Prozent deutlich vor der CDU, die auf 29,3 Prozent kam. Die Grünen erhielten 2013 in Bremen 12,1 Prozent, die Linke 10,1 und die FDP 3,4 Prozent.

    Mehr Kandidaten in Niedersachsen

    In Niedersachsen sind seit Sonntagmorgen knapp 6,1 Millionen Menschen aufgerufen, ihre Stimme zur Bundestagswahl abzugeben. Alles sei glatt angelaufen, sagte eine Sprecherin der Landeswahlleitung nach Öffnung der Wahllokale. Landesweit bewerben sich in Niedersachsen 434 Kandidaten um einen Sitz im Parlament, rund 20 Prozent mehr als vor vier Jahren. 2013 gewann die CDU die Bundestagswahl in Niedersachsen mit 41,1 Prozent klar vor der SPD mit 33,1 Prozent. Die Grünen kamen auf 8,8 Prozent, die FDP auf 4,2 Prozent und die Linke auf 5,0 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 73,4 Prozent.

    Ältere Wähler haben viel Einfluss in Hamburg

    Senioren können wegen des demografischen Wandels mehr und mehr die Politik bestimmen: Jeder vierte Hamburger Wahlberechtigte ist bei dieser Wahl über 65 Jahre alt. 289 von ihnen sind sogar 100 Jahre und älter. Tausende Neulinge bei der Wahl gibt es aber auch: 60.000 Erstwähler dürfen in Hamburg ins Wahllokal. Einen Migrationshintergrund hat jeder siebte Wahlberechtigte in der Hansestadt.

    OSZE beobachtet in Hamburg die Wahl

    Experten der OSZE, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, beobachten heute laut NDR auch in der Hansestadt die Bundestagswahl. Das hat der Landeswahlleiter Oliver Rudolf mitgeteilt. Nicht nur in Hamburg sind die OSZE-Wahlbeobachter aktiv, auch in Bayern, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Sachsen.

    Erstmals beobachtete die OSZE 2009 Wahlen in Deutschland. Vor allem die Wahlkampffinanzierung und die gleiche Wahlmöglichkeit stehen im Mittelpunkt der Beobachter. In Hamburg hatte offenbar die AfD Zweifel am rechtmäßigen Ablauf der Wahl geäußert.

    Erste Besuche im Wahllokal

    Scholz will alle sechs Direktmandate

    SPD-Landeschef und Bürgermeister Olaf Scholz hat für seine Partei den Gewinn aller sechs Direktmandate zum Ziel erklärt. 2013 hatten die Sozialdemokraten fünf Wahlkreise für sich entschieden. Die CDU möchte die SPD in deren Hochburg Hamburg vor allem bei den Zweitstimmen schlagen. 2013 war die Union knapp gescheitert, lag mit 32,1 Prozent 0,3 Punkte unter dem SPD-Ergebnis.

    AfD-Infostand in Fußgängerzone attackiert

    Die Grünen kamen auf 12,7 und die Linken auf 8,8 Prozent. FDP und AfD scheiterten vor vier Jahren an der Fünf-Prozent-Hürde, werden diesmal Umfragen zufolge aber den Sprung in den Bundestag sicher schaffen.

    Hamburg erhält einen Sitz weniger

    Obwohl die Zahl der Wahlberechtigten in Hamburg im Vergleich zu 2013 nach Angaben des Landeswahlleiters um fast 15.000 gestiegen ist (2017: 1.296.548; 2013: 1.281.918), darf Hamburg nach dieser Wahl nur noch zwölf der 598 Abgeordneten in Berlin stellen. Grund für die Reduzierung um einen Sitz ist die vom Bundeswahlleiter für die Verteilung der Mandate zugrundegelegte Bevölkerungszahl. Danach umfasste die für die Wahl maßgebliche „deutsche Bevölkerung“ in der Hansestadt zum Stichtag 30. Juni 2016 nur 1.525.090 Menschen – 34.565 weniger als bei der Bundestagswahl 2013.

    Wie die Wahl Hamburgs Politik verändert

    Die Folge: Kam die Hansestadt vor vier Jahren bei der Umrechnung der Wählerstimmen in Mandate noch auf 12,57 und somit gerundet auf 13 Sitze, sind es nun nur noch 12,43 - und somit abgerundet 12 Sitze. Das gleiche Schicksal erfährt derzeit Sachsen-Anhalt. Profiteure sind Brandenburg und Bayern, die jeweils einen Sitz mehr erhalten.