Hamburg. Welcome Center am Flughafen eröffnet, aber Pläne für Besucherzentrum in der City offenbar vor dem Aus. Kritik von CDU und FDP.

Der Tourismus in Hamburg boomt. In diesem Jahr werden bis zu 14 Millionen Übernachtungen erwartet. Allerdings gibt es nach wie vor keine repräsentative Tourismusinformation in der Innenstadt, so wie es sonst in anderen Metropolen üblich ist. Und an diesem Alleinstellungsmerkmal wird sich auch nichts ändern. Denn nach Abendblatt-Informationen wird demnächst der Aufsichtsrat der Hamburg Marketing GmbH – zu der auch die Hamburg Tourismus GmbH (HHT) gehört – darüber entscheiden, ob die Suche nach einem passenden Standort in der City eingestellt werden soll. Hinter den Kulissen hat es dazu bereits Gespräche gegeben.

Unterdessen wurde am Dienstag im Flughafen Hamburg eine Anlaufstelle für Touristen eröffnet. „Im neuen, vergrößerten Hamburg Welcome Center mit moderner Ausstattung geben wir den Anreisenden direkt nach ihrer Ankunft erste Informationen und Tipps zu ihrem Aufenthalt in der Hansestadt und dem gesamten Norden, ab sofort nicht mehr nur im öffentlichen Bereich, sondern auch in der Gepäckausgabe“, sagte Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler.

Touristeninfo auf dem Rathausmarkt scheiterte

Aber zurück in die Innenstadt. Bereits 2013 hatte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) angekündigt, dass es eine Tourismusinformation im Umfeld des Rathauses geben solle. Konkret sollte diese in die denkmalgeschützten grünen Pavillons auf dem Rathausmarkt integriert werden. Es gab sogar einen fast 200.000 Euro teuren Architektenwettbewerb. Die Eröffnung war für Sommer dieses Jahres geplant.

Doch wegen Platzproblemen und zu hoher Kosten wurde der Standort Rathausmarkt verworfen. Zahlreiche weitere Flächen wurden geprüft, aber es war keine passende dabei.

Inzwischen scheint aber das Interesse nachgelassen zu haben: „Es wird nicht um jeden Preis eine Tourismusinformation in der Innenstadt geben. Die Stadt wird sich keine teure Fläche leisten, um dort Prospekte zu verteilen. Schließlich informieren sich die Gäste immer mehr im Internet über ihr Reiseziel, hier müssen wir attraktive Angebote schaffen“, sagte Tourismus-Staatsrat Andreas Rieckhof (SPD) und kündigte an: Der Aufsichtsrat werde sich demnächst mit der Frage beschäftigen, ob die Einrichtung einer Tourismusinformation in der City weiter verfolgt werden solle.

Zentrale Infostelle ein Muss

Neben dem Welcome Center am Flughafen gibt es bislang im Hauptbahnhof und an den Landungsbrücken zentrale Anlaufstellen für Hamburg-Besucher. Dem Vernehmen nach sieht auch HHT-Chef Michael Otremba keine unbedingte Notwendigkeit für eine zentrale Anlaufstelle in der Innenstadt.

Dem Abendblatt sagte Otremba: „Die HHT strebt an, mit jedem Gast direkt in den Dialog treten zu können. Dafür setzen wir auf einen Mix aus persönlicher Kommunikation mit einem Ausbau des digitalen Informations- und Kommunikationsangebots.“

Der Tourismusverband Hamburg, der immerhin mit 29 Prozent an der HHT beteiligt ist und auch einen Sitz im Aufsichtsrat hat, vertritt eine andere Position als die Stadt: „Eine Tourismusinformation direkt in der City ist ein Muss für ein Tourismusziel wie Hamburg. Es ist im internationalen und nationalen Vergleich nicht vertretbar, dass es so etwas in der Hansestadt noch immer nicht gibt“, sagte der Vizevorsitzende Wolfgang Raike.

FDP wirft der Stadt „Bräsigkeit“ vor

Kritik kommt von dem FDP-Wirtschaftsexperten Michael Kruse: „Das ist ein billiger Versuch, die Erfolglosigkeit des Scholz-Senats bei der Suche nach einer Touristeninformation zu kaschieren. Geeignete Online-Maßnahmen sind eine gute Ergänzung, müssten aber genau wie eine Touristeninformation längst umgesetzt sein.“ Die „Bräsigkeit“ des rot-grünen Senats bei der Touristenansprache sei kaum zu überbieten, so Kruse weiter.

Auch CDU-Tourismusexperte David Erkalp sagte: „Der Tourismus ist eine der wichtigsten Einnahmequellen für die Stadt und die Hamburger Wirtschaft. Es ist ein Armutszeugnis, dass es trotz jahrelanger Suche nicht gelungen ist, einen adäquaten Platz für eine Touristeninformation in der City zu finden und dass man sich offensichtlich dieses Themas gar nicht mehr annehmen möchte.“ Es sei immer von der Metropole Hamburg die Rede, doch in dieser Frage ist das Verhalten der Stadt provinziell, so Erkalp weiter.

Verständnis zeigte Dorothee Martin, tourismuspolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Seit den ersten Planungen im Jahre 2013 hat sich das Nutzerverhalten geändert. Die Touristen informieren sich inzwischen verstärkt online beziehungsweise über Apps über ihr Reiseziel.“ Deshalb bestehe kein Bedarf mehr für eine große Tourismusinformation in der City, vielleicht werde ja noch ein Platz für eine kleine Lösung gefunden.