Hamburg. Elbphilharmonie sorgt für Hunderttausende Übernachtungen zusätzlich. Jetzt will die Hansestadt auch München überholen.

Der Tourismus in Hamburg entwickelt sich rasant: Nach dem neuen Hotelbedarfsplan, der von der Stadt in Auftrag gegeben wurde, werden bis 2025 rund 18.000 neue Hotelzimmer bzw. 36.000 Betten mehr benötigt als in diesem Jahr. Dadurch könnten bis zu 11.000 neue Vollzeit-Arbeitsplätze entstehen.

Derzeit gibt es in Hamburg 334 Hotels und gut 54.000 Betten – viel zu wenige angesichts der steigenden Nachfrage. Als einer der größten Anziehungspunkte Hamburgs gilt schon jetzt die Elbphilharmonie. Sie alleine soll in den nächsten Jahren für Hunderttausende zusätzliche Touristen sorgen.

Zahl der Übernachtungen knackt 13-Millionen-Marke

In diesem Jahr steigt die Zahl der Übernachtungen voraussichtlich erstmals über die Marke von 13 Millionen – und bis zum Jahr 2025 dürften es wahrscheinlich weit mehr als 20 Millionen sein. Das geht aus der bislang unveröffentlichten Studie „Perspektive 2025“ hervor, die im Auftrag der Stadt erarbeitet wurde. Danach wird die Zahl der Übernachtungen im Jahr 2025 zwischen mindestens 19,9 Millionen und maximal 25,2 Millionen liegen. Unter „normalen Voraussetzungen“ wird ein Anstieg auf 21,9 Millionen prognostiziert. Zum Vergleich: 2006 gab es nur 7,2 Millionen Übernachtungen.

Sollte die 20-Millionen-Marke geknackt werden, hängt Hamburg damit sogar München ab. Bisher liegt die Bayern-Metropole mit rund 14,1 Millionen Übernachtungen auf Platz 2 vor Hamburg und hinter Berlin (30 Millionen). Allerdings erwartet München bis 2025 lediglich eine Steigerung auf 16,5 Millionen Übernachtungen.

Schwerpunkt Premiumbereich

Aus dem Hamburger Hotelbedarfsplan geht hervor, dass ein Schwerpunkt im „Premiumbereich“ gesehen wird. Dabei stehen vor allem internationale Ketten wie Mandarin Oriental, Waldorf Astoria oder Ritz Carlton im Fokus, die noch nicht in Hamburg vertreten sind.

„Wir arbeiten mit vielen Unternehmern und Institutionen daran, die Erfolgsgeschichte Hamburgs fortzuschreiben“, sagte Hamburg-Tourismus-Chef Michael Otremba dem Abendblatt. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) sagte, die Bedeutung des Tourismus für Hamburg nehme immer weiter zu. Laut der Studie werden 2025 etwa 125.000 Arbeitsplätze in Hamburg vom Tourismus abhängen.

Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen

Wir freuen uns sehr über diese Entwicklung, sie zeigt die Attraktivität Hamburgs“, sagt Otremba. „Schwierige Rahmenbedingungen der Weltwirtschaft, Wirtschaftssanktionen sowie die generelle Sicherheitslage stellen eine große Herausforderung für unsere Gesellschaft und auch den Tourismus dar und beeinflussen diese Entwicklung maßgeblich.“ In Anbetracht dessen sei der Tourismuszuwachs in Hamburg alles andere als selbstverständlich. Aus der Statistik geht hervor, dass beispielsweise Städte wie Dresden oder Köln an Übernachtungen eingebüßt haben.

„Eine erfolgreiche Tourismusentwicklung lässt sich allerdings nicht nur anhand der Übernachtungszahlen ablesen. Vielmehr geht es darum, gemeinsam mit den vielen Unternehmern und Institutionen dazu beizutragen, die Lebensqualität in Hamburg weiter zu erhöhen“, sagt Michael Otremba. Die Möglichkeiten der Digitalisierung wolle man nutzen, um Hamburg weltweit stärker zu vernetzen und bekannter zu machen. Die Elbphilharmonie sei der inhaltliche Türöffner dafür. Sie stehe für den Ursprung und die Zukunft unserer prosperierenden Stadt, so Otremba weiter.

977.000 Nächte wurden im Oktober von deutschen Gästen gebucht

Dass gerade der Oktober so viele Besucher in den Norden lockte, liege neben Messen wie der Hanseboot und zahlreichen Tagungen auch daran, dass sich Hamburg zu einem ganzjährigen Reiseziel entwickelt habe.

977.000 Nächte wurden im Oktober von deutschen Gästen gebucht – ein Plus von 13,2 Prozent. Ausländische Besucher übernachteten 289.000-mal in der Hansestadt. Dänemark führt die Statistik der Länder an, aus denen die Gäste kamen. Dahinter folgen die Schweiz, Großbritannien, Österreich und Niederlande.

Es müssen neue Kapazitäten geschaffen werden

Der stetige Zuwachs an Besuchern bedeutet auch, dass neue Kapazitäten geschaffen werden müssen: 45 Prozent der zusätzlichen Zimmerkapazitäten bis 2025 sollen im Vier-Sterne-Superior- und im Fünf-Sterne- oder Fünf-Sterne-Superior-Bereich liegen.

Im November hatte das Nobelhotel The Westin in der Elbphilharmonie mit 205 Zimmern und 39 Suiten eröffnet. Bis Ende 2017 werden in Hamburg mindestens neun weitere Hotels in den Markt drängen. Darunter ist im Juni kommenden Jahres das The Fontenay an der Außenalster. Das Fünf-Sterne-Haus soll laut Bauherr Klaus-Michael-Kühne „das beste Hotel Deutschlands werden“.

Tourismus in Hamburg ist eine Erfolgsgeschichte

Der Fachverband Dehoga Hamburg gibt zu bedenken: „Einerseits begrüßen wir, dass der Tourismus als einer der größten Wirtschaftsfaktoren Hamburgs wahrgenommen wird, andererseits hat die Erfahrung der vergangenen Jahre gezeigt, dass der Hotelmarkt sich von selbst harmonisch entlang der steigenden Nachfrage nach Hotelzimmern entwickelt hat“, sagte Landesgeschäftsführerin Ulrike von Albedyll. Das es bis 2025 in Hamburg 18.000 zusätzliche Hotelzimmer geben soll, sieht Albedyll als nicht realistisch an: „Dies halten wir trotz des zu erwartenden Wachstums der Besucher- und Übernachtungszahlen für zu optimistisch.“

Der Tourismus in Hamburg ist eine Erfolgsgeschichte. Dass die Besucherzahlen in den nächsten Jahren noch weitersteigen sollen, hängt laut der Studie „Perspektive 25“ mit zahlreichen „tourismusrelevanten Projekten und Neueröffnungen“ zusammen. Neben der Elphilharmonie, die am 11. Januar feierlich eröffnet wird, soll auch das Congress Center Hamburg (CCH) von Anfang 2017 an revitalisiert und 2019 wiedereröffnet werden. Danach erwartet die Stadt eine deutlich höhere Auslastung.

Unterdessen warnt Wolfgang Raike, Vizevorsitzender des Tourismusverbands Hamburg: „Die Tourismusbranche freut sich generell über positive Prognosen. Allerdings müssen wir auch unserer Verantwortung gerecht werden und die Interessen aller Hamburger im Blick behalten.“ Die positiven Effekte des Tourismus müssten auch in Zukunft klar erkennbar bleiben.