Hamburg. Wer ist wichtig in Hamburg und Umgebung, auf wen muss man achten? Diese Menschen sind uns im August besonders aufgefallen.
Und weiter geht’s: Die nächste Folge der Abendblatt-Aktion „Menschen des Monats“ liegt vor – diesmal wegen der Wahlserie mit etwas Verspätung. Auf dieser Seite präsentieren wir Ihnen regelmäßig Frauen und Männer, die uns im Monat zuvor aufgefallen sind. Dabei wählt jedes der auf dieser Seite genannten Abendblatt-Ressorts – von der Chef- über die Online- bis zur Fotoredaktion – seinen „Menschen des Monats“. So entsteht im Verlauf des Jahres eine Auswahl an Persönlichkeiten, über die wir im Dezember dann unsere Leserinnen und Leser abstimmen lassen wollen. Sie entscheiden schließlich, wer die „Menschen des Jahres“ waren.
Ereignisreicher Monat
Der August war erneut ein sehr ereignisreicher Monat. Zu Beginn wurden sieben Hamburger mit dem Ian-Karan-Preisfür Zivilcourage ausgezeichnet – sie hatten den Messerstecher Ahmad A. gestoppt. Er hatte einen Kunden eines Supermarkts in Barmbek getötet und mehrere Menschen zum Teil schwer verletzt. Ein Kabelbrand sorgte erneut für Chaos in der S-Bahn. Tausende Fahrgäste mussten lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Der Streit bei der Handelskammer verschärfte sich: Budni-Chef Cord Wöhlke forderte den Rücktritt des neuen Kammer-Präses Tobias Bergmann wegen Wählertäuschung.
Aber es gab auch erfreuliche Ereignisse: Laura Ludwig und Kira Walkenhorst wurden Beachvolleyball-Weltmeister. Zudem startet der HSV mit zwei Siegen in die Bundesliga-Saison. Nicolai Müller zog sich ausgerechnet beim Torjubel einen Kreuzbandriss zu.
Grundsätzlich werden die jeweiligen Listen immer am ersten Dienstag eines neuen Monats präsentiert. Wegen des Tags der Deutschen Einheit verschiebt sich der Termin für die „Menschen des Monats“ September auf ein anderes Datum Anfang Oktober.
Onlineredaktion stimmt für Joachim Kaiser
Für die Onlineredaktion ist Joachim Kaiser von der Stiftung „ Hamburg Maritim“ Mensch des Monats. Der gelernte Journalist mit Kapitänspatent holte Joachim Kaiser den legendären Hamburger Viermaster „Peking“ zurück an die Elbe. Elf Tage dauerte die Überfahrt von New York nach Brunsbüttel, quasi huckepack an Deck eines Dockschiffs. Kaiser war als Projektleiter der geplanten Sanierung mit an Bord. Anfang August kam der 1911 bei Blohm+Voss gebaute Windjammer dann ins Dock bei der Peters Werft in Wewelsfleth. Hier soll er bis etwa 2020 saniert werden. Anschließend wird die „Peking“ Wahrzeichen eines neuen deutschen Hafenmuseums in Hamburg.
Landespolitik-Ressort wählt Wladimir Klitschko
Vielleicht auf den ersten Blick eine überraschende Wahl: Wladimir Klitschko, der ehemalige Box-Champion, ist für das Landespolitik-Ressort der Mensch des Monats August. Der Wahlhamburger, dessen Karriere einst in dieser Stadt begann, hat den richtigen Zeitpunkt für seinen Rücktritt gefunden. Der 41 Jahre alte Klitschko geht zwar nach zwei Niederlagen in Folge, aber dennoch erhobenen Hauptes. Der Sportler, zwölf Jahre lang Weltmeister im Schwergewicht, kann mit seinem Schritt auch ein Vorbild für Politiker sein. Denen gelingt es ja nicht immer, den günstigsten Moment für den Abgang zu treffen – einmal ganz generell gesprochen.
Sieger der Lokalredaktion heißt Johann Krieten
Er war der erste Richter, der einen Prozess im Zusammenhang mit den G20-Ausschreitungen zu entscheiden hatte; alle Augen waren auf den Hamburger Juristen gerichtet. Das Urteil, mit dem Johann Krieten gegen den Angeklagten eine Haftstrafe von 31 Monaten verhängte, sorgte für Diskussionen. „Zu hart“, fanden manche. Andere meinten, er sei endlich mal einer, der durchgreife. Jedenfalls war das Urteil mutig und deutlich, dafür ist Johann Krieten für die Lokalredaktion der Mensch des Monats. Der Rolling-Stones-Fan und begeisterte Rennradfahrer ist seit 1990 Richter, ein Beruf, den der 61-Jährige mit Engagement und Leidenschaft ausübt.
Regionalredaktionen wählen Nils Böttger
Die Regionalredaktionen waren sich schnell einig. Sie schicken Nils Böttger aus Bad Bramstedt (Kreis Segeberg) ins Rennen, der zwei Kanufahrerinnen vor dem Ertrinken gerettet hat. Mit dem Retten kennt sich der 41 Jahre alte Mitarbeiter der Stadtverwaltung aus. Seit Jahren engagiert er sich ehrenamtlich bei der freiwilligen Feuerwehr und beim Roten Kreuz. Am 4. Juli musste plötzlich alles ganz schnell gehen. Nach einem Notruf traf Böttger als erster Feuerwehrmann an der Bramau an und entdeckte die Kanufahrerinnen. Sofort sprang er ins Wasser und hielt sie fest, bis seine Kameraden eintrafen. Dafür wurde er mit dem Brandschutzehrenzeichen der Sonderstufe ausgezeichnet.
Fotoredaktion setzt auf Manuel Pützstück
Er betreibt Hamburgs wohl größtes Hotel. Auf 59 Stockwerke verteilen sich fast 3000 Zimmer. Hotelier Manuel Pützstück beherbergt allerdings keine Touristen aus Fernost, sondern heimische Bienen. Mit dem Hotel im Apothekergarten in Planten un Blomen will der Umweltexperte Wildbienen das Überleben in unserer Hansestadt sichern. 196 Arten, viele davon stehen auf der Roten Liste, haben Pützstück und seine Kollegen bereits gezählt und hoffen, dass die Zahl bis 2020 auf 250 steigt. Gäbe es keine Wildbienen mehr, würden viele Blumen-, Obst und Gemüsesorten verschwinden. Wegen seines Engagements für die so wichtigen Insekten ist Manuel Pützstück für die Fotoredaktion der Hamburger des Monats August.
Kulturredaktion für András Siebold
András Siebold ist im Hamburger Kultursommer der Mann für die Avantgarde – was auch bedeutet, dass er nicht immer die zugänglichste Kunst im Angebot hat. Das merkt man aber fast gar nicht. Als der Leiter des Kampnagel-Sommerfestivals und einer von vier Kuratoren des Festivals „Theater der Welt“ verstand er es wie kaum ein anderer Hamburger Programmmacher, von seinen Produktionen zu schwärmen, andere zu begeistern und zu überraschen sowie Menschen und Genres aller Art zusammenzubringen. Er ist zugewandt, ausgesprochen gut vernetzt und immer wieder ein erfrischender Gastgeber. Auch darum ist er für die Kulturredaktion der Mensch des Monats August.
Vier Ressorts stimmen für Renate Wigand
Für die Ressorts Von Mensch zu Mensch, Seite 1, Layout und Magazin ist Renate Wigand (75) die Hamburgerin des Monats. Die ehemalige Altenpflegerin kümmert sich seit Jahren intensiv im Ehrenamt um die durch einen Schlaganfall schwerbehinderte Marlies Böge (75), die im Schilling-Stift in Iserbrook wohnt. Diesen August ist Wigand erneut mit ihrem Schützling in Urlaub gefahren – und hat sie dort auch gepflegt. Die beiden Frauen sind nicht miteinander verwandt. Warum tut sie das? „Weil es Marlies so guttut und ich an die Nächstenliebe glaube.“
Sportredaktion hat Alexander Zverev im Fokus
Es fällt der Sportredaktion nicht immer leicht, positiv über den Tennisprofi Alexander Zverev zu berichten. Im Juli sagte er seine Teilnahme am Turnier am Rothenbaum ab, obwohl er bei Veranstalter Michael Stich im Wort steht, im September lässt er das deutsche Davis-Cup-Team im Abstiegsspiel in Portugal im Stich,obwohl er gesundist, keine anderenVerpflichtungen hat. Im August aber zeigt sich der 20-Jährige von seiner allerbesten Seite. Er gewinnt die Turniere in Washington und Montreal, besiegt dort im Finale den Schweizer Superstar Roger Federer. Zverev klettert auf Rang vier der Jahreswertung, wird im November wohl erstmals beim Saisonfinale in London aufschlagen dürfen. Wer so viel Talent hat, muss sich offenbar nicht überall beliebt machen.
Chefredaktion wählt Ludwig/Walkenhorst
Der HSV ist Weltmeister. Viele Kollegen würdeneinigesdafür geben, einmal inihrem Leben eine solche Zeile auf Seite 1 zu haben. Am 7. August war es so weit. Es ging dabei nicht um Fußball, sondern um Beachvolleyball. In Wien gewannen die Olympiasiegerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst nun auch den WM-Titel. Aller guten Dinge sind drei, findet die Chefredaktion und plädiert für eine weitere Auszeichnung: Die Beachvolleyballerinnen sind unsere Menschen des Monats. Nur bei fünf Turnieren hatte das HSV-Duo 2017 zuvor zusammen gespielt, Verletzungen warfen beide zurück. Nun können die Weltmeisterinnen sogar ihre Wahlheimat voranbringen: Hamburg bewirbt sich um die Austragung der WM 2019.
Wirtschaftsredaktion-Voting für Gunther Bonz
Gunther Bonz ist im August die Quadratur des Kreises gelungen. In einem viel beachteten Abendblatt-Interview rechnete der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg (UVHH) öffentlich mit der Arbeit der Hafenbehörden insbesondere bei der Schlickbeseitigung ab. Auf der anderen Seite schloss er still und heimlich mit der Stadt einen Vertrag, der den Hafenbetrieben auf dem Grasbrook wieder Planungssicherheit verschafft. Gemeint ist das neue Wohnungsbauprogramm im östlichen Hafen, dessen Inhalt erst in dieser Woche bekannt wurde. Bonz ist für die Wirtschaftsredaktion der Mann des Monats.
