Hamburg. Wer ist wichtig in Hamburg und Umgebung? Diese Menschen sind der Abendblatt-Redaktion im Juni besonders aufgefallen.
Die Abendblatt-Aktion „Menschen des Monats“ geht - wenn auch verspätet – in die nächste Runde. Eigentlich zu Beginn eines Monats präsentieren wir Ihnen Frauen und Männer, die uns im Monat zuvor besonders aufgefallen sind. Dabei wählt jedes der auf dieser Seite genannten Abendblatt-Ressorts – von der Chef- über die Online- bis zur Fotoredaktion – seinen Menschen des Monats. So entsteht im Verlauf des Jahres eine Auswahl an Persönlichkeiten, über die wir im Winter dann unsere Leserinnen und Leser abstimmen lassen wollen. Sie entscheiden schließlich, wer die Menschen des Jahres waren.
Aufgrund des G20-Gipfels und unserer Berichterstattung auf vielen Dutzend Seiten in den ersten Juli-Wochen mussten wir die Seite „Menschen des Monats“ auf diesen späten Zeitpunkt schieben. Dafür geht es auch schon in einer Woche, am kommenden Dienstag, weiter mit den Persönlichkeiten des Monats Juli.
Gipfeltreffen, Demos und Elbphilharmonie
Was passierte im Juni? Die Vorbereitungen auf das Gipfeltreffen der wichtigsten Staats- und Regierungschefs überlagerten alle anderen Ereignissen. Der Planungsstab tagte nahezu rund um die Uhr, Verkehrspolizisten übten, Staatsgäste durch die Stadt zu eskortieren, Gerichte verhandelten die Klagen zu Demonstrationsrouten oder Camps, es gab Angriffe auf Polizeiwagen und Bahnstrecken. Und sonst? Chefdirigent Thomas Hengelbrock verkündete seinen Abschied von der Elbphilharmonie, im Norden regiert jetzt Jamaika, Hamburg trauerte um Dirigent Sir Jeffrey Tate, und der scheidende Oberbaudirektor Jörn Walter stellte den Siegerentwurf für das Quartier gegenüber dem Hauptbahnhof vor, wo jetzt noch die vier City-Hochhäuser stehen.
Kulturredaktion wählt Jan Wagner
Mit Gedichten dringt man in unserer lauten Informationsgesellschaft selten durch. Selbst im Literaturbereich hat man es schwer. Umso gewaltiger ist der Erfolg des 1971 in Hamburg geborenen Jan Wagner: 2015 erhielt der Lyriker erst den Preis der Leipziger Buchmesse, und im Juni 2017 dann erkannte man ihm den Georg-Büchner-Preis zu. Weil das der renommierteste Literaturpreis überhaupt im deutschsprachigen Raum ist, ist Wagner für die Kulturredaktion ganz klar der Hamburger der Monats. Wagner wuchs in Ahrensburg auf und studierte anschließend unter anderem in seiner Geburtsstadt. Seit mehr als 20 Jahren lebt Wagner in Berlin.
Lokalredaktion stimmt für Polizistin
Sie arbeitet in einer Männer-Domäne und hat dort Karriere gemacht. Doch niemand würde auf die Idee kommen, dass Polizei-Oberrätin Alexandra Klein eine Quotenfrau sei. Denn ihre Erfolge als Chefin der „Soko Castle“ sind derart spektakulär, dass die 46-Jährige längst für alle möglichen höheren Positionen gehandelt wird. Noch aber sorgt sie dafür, dass Hamburg seinen Ruf als deutsche Einbrecher-Hochburg langsam los wird. Zuletzt hatte die Soko ein Trio verhaftet, dem mindestens 300 Taten zugerechnet werden. Und seit Klein mit ihren 80 Beamten auf Einbrecherjagd geht, ist auch die Aufklärungsquote deutlich gestiegen. Grund genug für die Lokalredaktion, Alexandra Klein als Mensch des Monats zu nominieren.
Onliner finden Frank Böttcher toll
Die Online-Redaktion wählt den Hamburger Meteorologen Frank Böttcher: Tag für Tag liefert der 48-jährige Leiter des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation Vorhersagen und hilft dabei, unsere Leser stets auf dem neuesten Wetter-Stand zu halten. Ende Juni war es auch sein Institut, das bereits im Vorfeld vor einem heftigen Unwetter samt Tornadogefahr gewarnt hatte. Und Böttcher sollte Recht behalten: Während über Hamburg ein Unwetter hinwegfegte, wütete im Landkreis Harburg tatsächlich ein Tornado. Menschen wurden durch diesen zum Glück nicht verletzt. Vielleicht auch, weil rechtzeitig gewarnt wurde.
Stefan Heidenreich überzeugt die Wirtschaftsredaktion
Die Wirtschaftsredaktion nominiert den Vorstandschef des Nivea-Herstellers Beiersdorf, Stefan Heidenreich (54). Ende Juni wurde Hamburgs einziger DAX-Konzern von einem verheerenden Hackerangriff getroffen. Ein Erpressungsvirus legte nicht nur die Telefonanlage und den E-Mail-Verkehr lahm, sondern traf auch weite Teile der Produktion. Heidenreich und sein Team behielten aber einen klaren Kopf und schafften es inmitten des Chaos sogar, die Pläne für den Konzernneubau in Eimsbüttel vorzustellen. 230 Millionen Euro investiert das Unternehmen bis zum Jahr 2021 und bekennt sich damit klar zum Standort Hamburg.
Sportressort für Loic Favé
Für die Sportredaktion ist Jugendfußballtrainer Loic Favé der Mensch des Monats Juni. Sein aktuelles Team übernahm der 24-Jährige vor fünf Jahren – und feierte im Juni mit der U17 des Eimsbütteler TV seinen vierten Aufstieg – in die B-Jugend-Bundesliga. Eine Sensation und ein Novum für Hamburgs größten Breitensportverein, der in seiner 128-jährigen Vereinsgeschichte nie eine Jugend-Bundesligamannschaft stellte und nun gegen Topteams des Nordens und Nordostens wie HSV, St. Pauli, Hertha, Leipzig, Wolfsburg und Hannover antreten darf. Sein Talent darf Favé auch als Stützpunkttrainer beim Hamburger Fußballverband und Co-Trainer der Hamburger U17-Auswahl beweisen.
Die Regionalredaktion sagt: Thomas Völsch
" Ich schätze, dass einer wie Thomas Völsch nicht lange stillhalten kann und sich bald wieder einmischt“, sagte der Linken-Fraktionsvorsitzende in der Harburger Bezirksversammlung, Jörn Lohmann, nachdem Bezirksamtsleiter Thomas Völsch Ende März mitgeteilt hatte, bis auf Weiteres auszufallen. Die Lage war dramatisch, Völsch an Krebs erkrankt. Eigentlich hätte er schon früher in Behandlung gemusst, wartete aber noch die März-Sitzung der Bezirksversammlung ab. Jetzt ist er zurück in der Öffentlichkeit – fröhlich, freundlich. Schon im Juni saß Völsch wieder in der Bezirksversammlung. Die Regionalredaktionen ziehen davor den Hut.
Thomas Garl ist der Favorit der Landespolitik
An der Grindelallee hat Norddeutschlands erstes Schülerforschungszentrum eröffnet – mit ihm als Geschäftsführer: Thomas Garl (39) darf nun in einem größeren Rahmen gestalten, wie er es sich gewünscht hat. Zuvor koordinierte der Physiker das Schülerprojekt „Light & Schools“ der Uni Hamburg. Der gebürtige Ostwestfale hat an der französischen Elite-Uni École polytechnique promoviert und in einer Max-Planck-Gruppe gearbeitet. Er kennt die Forschung – und kann komplexe Zusammenhänge verständlich erklären. Das ist wichtig auch vor dem Hintergrund, dass Hamburg als Wissenschaftsstandort an Bedeutung gewinnt. Deshalb ist Garl für das Ressort Landespolitik der Mensch des Monats Juni.
Die Stimmen der Chefredaktion für Monika Heinold
Vor, während und nach der Landtagswahl in Schleswig-Holstein ist viel über den grünen Vorzeige-Politiker Robert Habeck geschrieben worden. Dabei hieß die Spitzenkandidatin der Partei Monika Heinold. Sie war es auch, die die schwierigen Koalitionsverhandlungen mit CDU und FDP zum Abschluss brachte. Heinold bleibt damit Finanzministerin und mächtigste Politikerin in Schleswig-Holstein. Ihrem Ministerpräsidenten Daniel Günther hat sie fünf Jahre Regierungserfahrung voraus – Grund genug für die Chefredaktion, sie als Mensch des Monats zu nominieren.
Vier Ressorts wählen Stefan Rieger
Ressorts Seite 1, Magazin, Von Mensch zu Mensch und Layout ist Stefan Rieger der Mensch des Monats Juni. Der Lehrer an der Stadtteilschule Am Heidberg hat in einem Projekt namens „Mission Impossible“ junge Menschen selbst erfahren lassen, wie man mit Disziplin und Durchhaltevermögen ferne Ziele erreichen kann. Eine Gruppe zum Beispiel legte ein Schweigegelübde ab: fünf Tage keine verbale Kommunikation, auch nicht schriftlich. Eine andere Gruppe machte sich auf den Weg nach Flensburg – 160 Kilometer zu Fuß und mit Zelten. Die Schüler sollten ohne Hilfe der Lehrer „Aufgaben bewältigen, die kaum zu schaffen sind“, sagte Rieger. Jetzt wissen sie: Nichts ist unmöglich!
Das Fotoressort favorisiert Philippe Geuer
Er hat den Ärmelkanal durchschwommen, ist 250 Kilometer durch die West-Sahara gelaufen und als Weihnachtsmann verkleidet (für einen gute Zweck) 150 Kilometer von Nürnberg nach Kronach geradelt. Am 20. Juni ist Philippe Geuer vom Rathausmarkt nach London gestartet. Der 42jährige Extremsportler verbindet sportliche Ambitionen mit sozialem Engagement. Seine Tour nach London soll eine Friedensfahrt für die Völkerverständigung sein. Und deshalb ist er für die Fotoredaktion Mensch des Monats Juni. Nach einem Unfall vor drei Jahren – damals war er von einem Auto überfahren worden – möchte Geuer ein Zeichen für den Frieden setzen. Ein herausragendes Beispiel für couragierten Einsatz.