Hamburg. Kay Uwe Arnecke spricht über die Zugausfälle von Donnerstag und mögliche Konsequenzen. Vergleiche mit der U-Bahn lässt er nicht gelten.

Die S-Bahnen fuhren am Freitag wieder planmäßig durch den City-Tunnel, doch das Chaos vom Vortag war immer Gesprächsthema in der Stadt. Ein Kabelbrand im Bahnhof Altona und zuvor ein Stromausfall auf der Strecke Richtung Innenstadt hatten für Zugausfälle zwischen den Landungsbrücken und Altona gesorgt. Im Interview mit dem Abendblatt stellte sich S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke am Freitag den kritischen Fragen rund um die Vorkommnisse von Donnerstag und sprach über die Konsequenzen.

Steht inzwischen fest, warum es zu dem Kabelbrand und dem Stromausfall kam?

Kay Uwe Arnecke: Die Untersuchungen dauern noch an. Es ist aber möglich, dass diese im Zusammenhang mit den Bauarbeiten im Bereich der S-Bahn-Station Altona liegen. Sobald wir Ergebnisse haben, werden wir diese auch kommunizieren. Die gute Nachricht ist, dass seit Freitag zu Betriebsbeginn der S-Bahn-Verkehr zwischen den Landungsbrücken und dem Bahnhof Altona wieder störungsfrei funktioniert.

Hat das Krisenmanagement der S-Bahn am Donnerstag funktioniert?

Ich möchte mich zunächst einmal bei allen Fahrgästen für die Unannehmlichkeiten entschuldigen. Natürlich haben bei uns Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit oberste Priorität. Leider kam es am Donnerstag zu einer Verkettung von unglücklichen Umständen. Denn durch die Bauarbeiten an der S-Bahn-Haltestelle Altona kommt es sowieso schon zu Einschränkungen. Dass es auch zusätzlich noch zu einem Stromausfall und einem Kabelbrand kam, ist ärgerlich. Insgesamt hat unser Krisenmanagement funktioniert. Wir hatten zahlreiche Mitarbeiter im Einsatz, um die Fahrgäste zu informieren, und haben am Nachmittag zudem auch die Nutzung der ICEs zwischen Altona und dem Hauptbahnhof sowie von Schnellbussen freigegeben.

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Es gab aber trotzdem zahlreiche genervte Fahrgäste.

Es ist doch nachvollziehbar, dass die Kunden verärgert sind, wenn sie deutlich längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen müssen, weil die S-Bahnen nicht mehr fahren. Aber es gab auch viel Verständnis bei den Fahrgästen.

Seit Jahresbeginn kam es bereits mehrfach zu folgenschweren Störungen. Hat die S-Bahn ein Problem mit ihrer Infrastruktur?

Nein, und die Zahl der Störungen ist im Vergleich zu den Vorjahren auch nicht mehr geworden. Die Störungen sind aber an neuralgischen Punkten wie dem Hauptbahnhof aufgetreten und hatten massive Auswirkungen auf den S-Bahn-Verkehr. Das wird natürlich von den Fahrgästen anders wahrgenommen als wenn beispielsweise in Poppenbüttel eine Weichenstörung auftritt.

Welche Konsequenzen zieht die S-Bahn Hamburg aus den wiederholten Störungen?

Zunächst einmal wird jeder Zwischenfall durch unsere Spezialisten gründlich untersucht. Danach werden entsprechende Maßnahmen ergriffen. Am Hauptbahnhof wurden zum Beispiel Weichen erneuert und das Stellwerk überholt. Außerdem werden dort neue Signalanlagen installiert.

Die S-Bahn verspätet sich statistisch gesehen doppelt so häufig wie die U-Bahn. Warum?

Diese beiden Systeme sind überhaupt nicht miteinander vergleichbar. Die U-Bahn hat eine geschlossene Infrastruktur. Wenn es zum Beispiel auf der U 1 zu einer Störung kommt, dann ist auch nur diese Linie betroffen. Bei der S-Bahn sind immer mehrere Linien betroffen weil jeder der 1200 Züge täglich durch den Hauptbahnhof fährt. Kommt es dort zu einem Problem, dann hat das Auswirkungen auf alle S-Bahn-Linien. Außerdem fährt die S-Bahn anders als die U-Bahn in einem offenen System, also auch häufig oberirdisch. Deshalb kommt es öfter dazu, dass wir Personen im Gleis haben. Ich darf aber trotzdem darauf hinweisen, dass wir in diesem Jahr aktuell eine Pünktlichkeitsquote von 96 Prozent vorweisen können.

Wie würden Sie den Zustand der S-Bahnhöfe bewerten?

Die Deutsche Bahn investiert allein in die Modernisierung aller unterirdischen Haltestellen rund 48 Millionen Euro bis 2020. Inzwischen sind über 80 Prozent der 68 Stationen barrierefrei. Aber wir haben noch Haltestellen, die verbessert werden können, und das arbeiten wir nach und nach ab.

Werden die S-Bahn-Fahrgäste in den nächsten Wochen störungsfrei und pünktlich befördert werden?

Das ist unser Ziel, und zwar 365 Tage im Jahr.