Hamburg. Das Konsortium rund um die Reederei Zeaborn will alle 2000 Jobs bei Rickmers erhalten. Kaufpreis in zweistelliger Millionenhöhe.

Die spektakuläre Insolvenz der Hamburger Rickmers Reederei könnte ein gutes Ende nehmen. Wie das Unternehmen mitteilte, sei eine Fortführungslösung für die Gruppe erzielt worden. Ein Konsortium um die Bremer Reederei Zeaborn hat das Kerngeschäft von Rickmers bereits übernommen: Dabei geht es um die Schiffsmanagementaktivitäten der insolventen Gruppe mit den Hauptstandorten in Hamburg, Singapur und Zypern. Es sei ein Kaufpreis in zweistelliger Millionenhöhe vereinbart worden, teilte Rickmers mit. Zudem sei beabsichtigt, „dass das Konsortium im Rahmen einer Gesamtlösung auch die restlichen Geschäftseinheiten der Rickmers Gruppe im Wege eines Insolvenzplans übernimmt.“ Alle 2000 Arbeitsplätze in dem Unternehmen sollen erhalten bleiben, wie ein Sprecher sagte. Nur in der Konzernholding fallen rund 80 Arbeitsplätze weg.

Die Rickmers Gruppe hatte am 1. Juni Insolvenzantrag gestellt, nachdem die HSH Nordbank zuvor einem Sanierungskonzept für das Unternehmen die Unterstützung verweigert hatte. Der operative Schiffs- und Geschäftsbetrieb wurde seitdem in Eigenverwaltung unter der Führung des Insolvenzvorstands Christoph Morgen von der Kanzlei Brinkmann & Partner sowie des Insolvenzverwalter Jens-Sören Schröder von Johlke, Niethammer & Partner fortgeführt. Erst vor drei Tagen hatte das Amtsgericht Hamburg antragsgemäß das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Rickmers Holding AG eröffnet und die Eigenverwaltung angeordnet.

Rickmers-Käufer ist kein Unbekannter

Der Käufer der traditionsreichen Hamburger Reederei ist kein Unbekannter: Bereits im April, als der alte Vorstand um den alleinigen Eigentümer Bertram Rickmers noch nach Lösungen suchte, um die Insolvenz zu vermeiden, hatte Zeaborn mit der Rickmers-Linie einen Teil der Hamburger Gruppe übernommen. Im August erhielt Zeaborn zusätzlich fünf Schwergutschiffe aus der Rickmers-Flotte. Jetzt soll möglichst auch der Rest an die Bremer gehen. Allerdings gehört nicht nur die Zeaborn Reederei des Bremer Unternehmers Kurt Zech zum Käuferkonsortium: Auch der ehemalige Alleineigentümer der Holding, Bertram Rickmers, mischt wieder mit: Er hat einen Minderheitsanteil erworben, dessen Höhe das Unternehmen aber nicht mitteilen will. Der Gläubigerausschuss hat dem Verkauf bereits zugestimmt.

Noch vor zwei Jahren hatte das mittlerweile insolvente Unternehmen Rickmers einen Börsengang ins Auge gefasst, doch die Schifffahrtskrise, die seit acht Jahren die Branche im Griff hat, durchkreuzte diese Pläne. Im vergangenen Jahr scheiterte dann eine Fusion mit dem Schifffahrtsunternehmen des Bruders von Bertram Rickmers, Erck. Das vergangene Geschäftsjahr endete mit einem Verlust von 341 Millionen Euro, die Schulden liegen bei rund 1,5 Milliarden Euro. Im Februar verkaufte die Gruppe den Geschäftsbetrieb der Rickmers-Linie an die Zeaborn-Reederei – ohne dafür Geld zu erhalten. Im Gegenteil: Sie musste sogar einen einstelligen Millionenbetrag dazugeben.

Zeaborn wurde erst vor wenigen Jahren gegründet

Im April musste dann der Rickmers Maritime Trust (RMT), eine in Singapur ausgegebene Anleihe, abgewickelt werden, nachdem der Fonds zahlungsunfähig war. „Eine Krise wie diese gab es in der Schifffahrt zuletzt nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71“, sagte Bertram Rickmers damals. „Nicht nach dem Ersten und nicht nach dem Zweiten Weltkrieg.“ Sondern eben vor mehr als 140 Jahren.

Die Bremer Reederei Zeaborn wurde erst im Jahr 2013 vom Bremer Kaufmann Kurt Zech gegründet. Er ist auch geschäftsführender Gesellschafter der mächtigen Zech Group mit mehreren Tausend Beschäftigten. Sie ist in den Bereichen Bau, Hotelentwicklung sowie Umwelttechnik aktiv und besitzt zudem mehrere Industriebeteiligungen. Der Grundstein dieses Imperiums wurde mit einem Baugeschäft gelegt. Die Zech Group blickt auf eine mehr als 100 Jahre lange Tradition zurück.