Hamburg. Hamburgs Ehrenbürger spendet 1,6 Millionen Euro für den Neubau in Eppendorf, der am Donnerstag eröffnet wird.
Buchstäblich im letzten Augenblick ist die Finanzierung der neuen Kinderklinik des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) unter Dach und Fach. „Ich bin gerne bereit, die fehlenden 1,6 Millionen Euro zur Finanzierung zusätzlich zu spenden“, sagte Hamburgs Ehrenbürger Michael Otto im Gespräch mit dem Abendblatt.
Am Donnerstag soll der Neubau an der Martinistraße in Eppendorf eröffnet werden. Die Baukosten in Höhe von 69,5 Millionen Euro werden zu gleichen Teilen von privaten Spendern, der Stadt und dem UKE getragen. Michael Otto, Aufsichtsratvorsitzender und früherer Vorstandschef der Otto Group, und die nach seinem Vater benannte Werner-Otto-Stiftung sind mit insgesamt 11,6 Millionen Euro die größten privaten Spender des neuen, innovativen Hauses.
"Was hier entsteht, ist Spitze in Deutschland"
„Als das Thema Kinderklinik aufkam, war mir schnell klar, dass ich mich dafür verstärkt engagiere. Zum 100. Geburtstag meines Vaters habe ich ihm fünf Millionen Euro Unterstützung für die Kinderklinik gewidmet. Als ich dann feststellte, dass der private Anteil an den Gesamtkosten schwer zu decken ist, habe ich meine Spende noch einmal auf zehn Millionen aufgestockt“, erzählt Otto, der nun auch die letzte Finanzierungslücke geschlossen hat.
„Was hier entsteht, ist Spitze in Deutschland. Es gibt ein Gesamtkonzept, nicht nur Spitzenforschung und Spitzentherapie, sondern auch ein kindergerechtes Umfeld mit Spiel- und Lernräumen“, sagt Otto. „Gerade das Lernen ist wichtig. Hier besteht die Möglichkeit, trotz längerer Krankheit den Anschluss an seine Klasse zu halten und nicht auch noch ein Schuljahr zu verlieren. So ist es zum Beispiel möglich, eine Videoschaltung in den Klassenraum durchzuführen.“
Prägendes Erlebnis von Olaf Scholz
Heute sei es selbstverständlich, dass Eltern auch bei ihren erkrankten Kindern übernachten können. „Das finde ich großartig“, sagt Otto, der sich mit den Details des Konzepts beschäftigt hat. „In der Regel ist doch die ganze Familie betroffen, wenn ein Kind erkrankt“, so der Mäzen.
„Für das Projekt ist es eine sehr gute Botschaft, dass das gesamte Spendenvolumen aufgekommen ist. Dass Herr Otto noch einmal nachgelegt hat, finde ich ein sehr gutes Zeichen. Zu Recht werden alle sein Engagement und das der Stiftung mit der Kinderklinik verbinden“, sagt Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). In der UKE-Kinderklinik entstehe „erstklassige medizinische Kompetenz, verbunden mit einer sehr kinderfreundlichen Umgebung“.
Scholz erinnert sich: „Für mich war prägend, dass mein jüngster Bruder als Kind monatelang im Krankenhaus mit einem geplatzten Blinddarm war. Obwohl meine Eltern jede Besuchsmöglichkeit nutzten, hat er sich so allein gefühlt und oft gefragt, warum alles so lange dauert. Deswegen verstehe ich sehr genau, dass es wichtig ist, dass Eltern und Kinder hier zusammen sein können. Das ist heute eine viel bessere Situation als in den 60er-Jahren.“ Er sei sich sicher, so der Bürgermeister, dass eine gute Betreuung den medizinischen Erfolg begünstige.
„Bei uns ist die Familie in der Behandlung"
„Ich bin begeistert, dankbar und tief angerührt. Die Anregungen und Ideen, die ich durch Herrn Otto empfangen habe, waren durch die Bank hilfreich, ja wegweisend. Aber es hat nie den Versuch einer Einflussnahme von Herrn Otto gegeben. Bei ihm steht das Herz hinter dem Engagement, und das ist ausschlaggebend“, sagt UKE-Vorstandschef Prof. Burkhard Göke. „Mit Mäzenatentum, viel Kreativität, ein bisschen unternehmerischem Geist und Zusammenspannen aller Kräfte ist es gelungen, eine Kinderklinik für knapp 70 Millionen Euro auf die Beine zu stellen, die sich in Qualität und Anspruch überhaupt nicht von deutlich teureren Kliniken in Deutschland oder Europa unterscheidet. Ehrlich gesagt ist sie sogar noch besser, weil sie eine moderne Konzeption von Kindermedizin abbildet“, sagt Göke. „Wir machen den Schritt von der reinen Kindermedizin zur Familienmedizin.“
In der klassischen Pädiatrie würden die Kinder im Krankenhaus quasi abgegeben. „Bei uns ist die Familie in der Behandlung. Es geht immer um die Abwägung zwischen familiärer, also häuslicher Betreuung und dem Aufenthalt im Krankenhaus. Dadurch sind wir auch flexibler und können unsere Raumressourcen besser nutzen“, so Göke.
Wissenschaftssenatorin hebt Einzigartigkeit hervor
„Spitzenmedizin und Versorgung sind das eine, aber die Verbindung zur Medikamentenforschung sind hier das Besondere: sowohl bei Krebserkrankungen, als auch bei Transplantationen von Leber, Niere und Knochenmark. Das ist einzigartig“, sagt Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne). Schon jetzt kämen „viele kleine Patienten aus ganz Europa hierher bei seltenen angeborenen Erkrankungen“, bei denen es eine spezielle Versorgung und ein spezielles Therapieangebot gibt. „Auch das gibt es kein zweites Mal.“
Otto weist darauf hin, dass es seit Jahrzehnten eine enge Verbindung zwischen seiner Familie und dem UKE gebe. „Mein Vater hat 1969 die Werner-Otto-Stiftung für medizinische Forschung an Hamburger Krankenhäusern gegründet. Die Hauptmittel der Stiftung gehen an das UKE, weil das UKE in der Forschung in Hamburg einfach führend ist“, sagt Otto, der sich schon früh engagierte und bereits 1975 das Krebszentrum des UKE mitfinanzierte.