Hamburg. Das Abendblatt fragt immer freitags die Menschen in der Stadt, worüber sie sich ärgern oder freuen. Heute Teil 19: Janina.
Janina freut sich auch schon über die kleinen, positiven Dinge, die ihr im Leben passieren. Dass Menschen über ihr Leben meckern, aber dann nichts verändern, versteht die 26-Jährige nicht. Sie ist im Alten Land aufgewachsen und hat ihren Master in Hamburg gemacht. Mittlerweile arbeitet Janina im Marketingbereich. Es sind ganz normale Hamburger wie sie, die in dieser Interviewreihe zu Wort kommen.
Janina, was bewegt Sie zurzeit?
Janina: Dass mir so viele Menschen begegnen, die über ihr Leben jammern, aber nichts ändern.
Was stört Sie daran?
Janina: Dass sich manche Menschen anscheinend lieber ausdauernd über einen negativen Zustand beschweren, statt lösungsorientiert zu denken und zu handeln.
Was glauben Sie, woran das liegt?
Janina: Viele Menschen glauben wohl, dass sie ihr Lebensglück nicht selbst in der Hand haben. Das befürchte ich zumindest. Einige meinen, dass hauptsächlich externe Gründe für ihr Leben verantwortlich sind. Sie kommen gar nicht auf die Idee, viele Dinge im Leben ändern zu können.
Haben Sie ein Beispiel?
Janina: Es beginnt schon auf einer unteren Ebene. Wenn jemand beispielsweise mit seinem Job unzufrieden ist, gibt er seinem Arbeitgeber die Schuld, anstatt mit seinem Chef darüber zu sprechen. Meckern ist natürlich leichter, ändert aber nichts. Aber auch in ganz alltäglichen Situationen sind viele Menschen erstaunlich negativ. Zum Beispiel, wenn sie den Bus verpassen oder wenn es regnet. Einige meinen dann ja, dass sie ständig Pech haben. Dabei ist das natürlich nur ihre subjektive Wahrnehmung.
Sind Sie für Ihr Glück allein verantwortlich?
Janina: Nein, auf gar keinen Fall. In erster Linie habe ich meinen Eltern vieles zu verdanken. Sie haben mir den Weg für ein glückliches Leben geebnet. Und natürlich kann man sich beispielsweise vor Krankheiten nur bis zu einem gewissen Grad schützen. Aber selbst dann kommt es immer noch darauf an, wie man mit der Situation umgeht. Ein anderes Beispiel ist der Jobverlust. Viele Leute vergessen, glaube ich, dass sich meistens eine neue Tür öffnet, wenn eine andere zufällt. Ich finde, dass man immer beide Seiten der Medaille sehen muss.
Also ist die Frage, ob man glücklich ist, vor allem Kopfsache?
Janina: Zumindest zum Großteil. Wenn ein anderer Mensch mein Leben führen würde, könnte er es bestimmt negativer oder eben auch positiver empfinden als ich. Ich glaube, dass es im Leben vor allem auf die eigene Wahrnehmung ankommt. Man muss die guten Dinge im Leben zu schätzen wissen.
Worüber machen Sie sich noch Gedanken?
Janina: Wie ich noch mehr Abwechslung in meinen Alltag bringen kann.
Wie schaffen Sie das?
Janina: Zurzeit komme ich täglich mit anderen Transportmitteln zur Arbeit. Mal fahre ich mit dem Motorroller oder Auto. An anderen Tagen nutze ich die Bahn. Manchmal steige ich auch schon an einer früheren Station aus und gehe die restliche Strecke zur Arbeit. Zurzeit fahre ich am liebsten mit dem Fahrrad. Deswegen nerven mich auch die vielen Baustellen in Hamburg.
Warum ist Ihnen das so wichtig?
Janina: Ich möchte einfach nicht jeden Morgen zur U-Bahn trotten und auf dem Weg zur Arbeit das gleiche Bild sehen. Außerdem gibt mir diese Variation ein Gefühl von Freiheit.
Wie vermeiden Sie noch Routine?
Janina: Indem ich mir beispielsweise immer neue Hobbys suche. Seit Kurzem tanze ich begeistert Salsa. Aber ich habe bereits jetzt mein nächstes Hobby im Auge, und zwar Acro-Yoga. Als ich zuletzt auf der Alsterwiese picknickte, habe ich Leute gesehen, die das machten. Ich habe sie dann einfach gefragt, was das für eine Sportart ist. Sie haben mich dann auch gleich in ihrer WhatsApp-Gruppe aufgenommen. Das fand ich toll.
Fällt es Ihnen leicht, auf fremde Menschen zuzugehen?
Janina: Ja, damit habe ich keine Probleme.
Haben Sie dabei schon einmal schlechte Erfahrungen gesammelt?
Janina: Tatsächlich nicht. Zumindest erinnere ich mich an keine. Viele Menschen haben natürlich Angst davor, abgewiesen zu werden. Wenn man offen und herzlich auf jemanden zugeht, passiert das aber in der Regel nicht. Davon bin ich überzeugt. Wenn ich einen Menschen kennenlerne, gehe ich erst einmal davon aus, dass er nett ist. Manche Menschen beäugen einen Fremden zu Beginn eher kritisch. Dann muss der andere erst einmal beweisen, dass man einen feinen Charakter hat. Diese Herangehensweise gefällt mir nicht.