Hamburg. Studie der HWWI zeigt, wie wichtig der Flughafen als Wirtschaftsfaktor ist. Tourismus profitiert mit 1,3 Milliarden Euro pro Jahr.

Trotz zwischenzeitlicher Branchenkrisen hat sich der Hamburger Flughafen zuletzt als Jobmotor erwiesen: In den zurückliegenden zehn Jahren ist die Mitarbeiterzahl der Betreibergesellschaft und ihrer Tochterfirmen (FHG-Gruppe) um rund 300 auf gut 1900 Personen gestiegen.

Doch der Beschäftigungseffekt des Flughafens geht weit über die FHG-Angestellten hinaus. Denn allein im Abfertigungsbereich arbeiten aktuell weitere 4740 Menschen, darunter fast 1000 bei Sicherheitsdiensten, knapp 600 in der Gastronomie, ebenso viele bei Behörden und jeweils mehr als 400 im Einzelhandel, bei Speditionen und Airlines.

Jeder Arbeitsplatz am Flughafen sichert 1,7 andere in Hamburg

Wie Henning Vöpel, Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), anlässlich des „Politischen Abends“ am Flughafen vor 180 Gästen erklärte, sind die positiven Beschäftigungseffekte aber nicht auf das Gelände von Hamburg Airport begrenzt. „Jeder Arbeitsplatz, der bei der Flughafengesellschaft selbst entsteht, sichert etwa 1,7 Arbeitsplätze in Hamburg“, heißt es in einer neuen HWWI-Studie, die Vöpel vorstellte. Bei den so genannten Konzessionären, also zum Beispiel den Einzelhändlern und Fluggesellschaften, liege dieser Faktor bei 1,8. Zusammengenommen seien mindestens 6500 Hamburger Arbeitsplätze mit der Tätigkeit des Flughafens verbunden, wie Vöpel sagte.

Er sieht zudem gute Chancen, dass die positiven Effekte des Flughafens für die Hamburger Wirtschaft künftig weiter zunehmen. „Gelegentlich hört man die Annahme, der Luftverkehr in Europa sei ein gesättigter Markt – davon sind wir tatsächlich aber weit entfernt“, so der HWWI-Direktor. Die Experten des Instituts verweisen in ihrer Studie auf eine Prognose des Weltluftfahrtverbands IATA, wonach die Passagierzahlen in Europa bis zum Jahr 2035 im Schnitt um jährlich zwei bis drei Prozent zunehmen werden.

Auch touristisch ist der Airport Hamburg ein wichtiger Faktor

Über die direkten und indirekten Beschäftigungseffekte des Flughafens hinaus listen die Autoren der Studie weitere Vorteile für die Hamburger Wirtschaft auf. Dazu gehören die Ausgaben von Touristen und Geschäftsleuten, die über den Fuhlsbütteler Airport anreisen. Immerhin rangiere Hamburg, gemessen an den Übernachtungszahlen, an dritter Stelle unter den deutschen Städten hinter Berlin und München – und die Tourismusbranche in der Hansestadt generiere höhere Umsätze als die Schifffahrt oder das Baugewerbe. Für 2016 schätzen die HWWI-Experten die lokalen Konsumausgaben der über den Flughafen angereisten Gäste auf 1,33 Milliarden Euro, wobei die Tendenz der zurückliegenden Jahre nach oben weist. In diesem Betrag sind die Ausgaben für Hotelübernachtungen, Restaurantbesuche und Einkäufe bei den Hamburger Einzelhändlern enthalten.

Zu den positiven Effekten des Flughafens auf den Wirtschaftsstandort Deutschland zählen außerdem die Beeinflussung von Standortentscheidungen der Unternehmen und die Auswirkungen auf ihre Wettbewerbsfähigkeit durch die Verkehrsanbindung. Dazu haben die Studienautoren ermittelt, wie lange man in verschiedenen Metropolen für eine Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln vom Hauptbahnhof zum Flughafen benötigt. Mit einer Fahrzeit von 24 Minuten belegt Hamburg Airport unter 16 europäischen Flughäfen den fünften Platz. Spitzenreiter ist Frankfurt mit lediglich zwölf Minuten, in Istanbul dagegen benötigt man 75 Minuten.

Die Lage des Hamburger Flughafens ist ein Vorteil für die Wirtschaft

Aufgrund der Nähe des Hamburger Flughafens zur City und einer im europäischen Vergleich überdurchschnittlichen innerstädtischen Verkehrsanbindung „entstehen niedrige Mobilitätskosten und ein besserer Wissensaustausch“, heißt es. „Beides ist attraktiv für die hamburgische Wirtschaft und für neue Unternehmensansiedlungen.“

Abgesehen von den ökonomischen Effekten resultiert aus der zentralen Lage des Hamburger Flughafens allerdings auch ein Nachteil für zahlreiche Bürger: Weil An- und Abflugrouten über dicht besiedelte Gebiete führen, sind vergleichsweise viele Menschen von Fluglärm betroffen. Dabei stehen Flugbewegungen im Rahmen der so genannten Verspätungsregelung, also zwischen 23 und 24 Uhr, besonders in der Kritik. „Hamburg hat einen geographischen Nachteil“, sagte Flughafenchef Michael Eggenschwiler dazu: „Es liegt eine Flugstunde weiter vom Mittelmeer entfernt als etwa Stuttgart oder München.“

Wenn eine Airline für einen Jet zwei Hin- und Rückflüge pro Tag einplane, bedeute das eine Landezeit des zweiten „Umlaufs“ am späten Abend. Komme es dann zu wetterbedingten oder technischen Verzögerungen, müsse die Fluggesellschaft die Verspätungsregelung in Anspruch nehmen. „Wir haben aber in diesem jahr die Entgelte für Landungen nach 23 Uhr massiv erhöht“, so Eggenschwiler. „Wenn eine Airline das häufiger zahlen muss, tut ihr das schon weh.“