Hamburg. Künstler Michel Abdollahi entlarvt in der Hamburger City Vorurteile. Im Netz ist das Video bereits eine Million Mal gesehen worden.
Kleine Bonbons prasseln neben Kugelschreibern auf einen Stehtisch, direkt daneben wird ein Aufsteller mit einer deutschen Fahne ausgerollt. Darauf ist zu lesen: „Kein Wahlrecht für Muslime.“ Doch, es sind keine Vertreter einer rechten Partei, die hier mitten in Hamburg, direkt zwischen Jungfernstieg und Rathaus, für ihre Thesen werben wollen. Stattdessen hat der Performance-Künstler und Journalist Michel Abdollahi hier einen Stand aufgebaut und die satirische Umfrage inszeniert.
In einem Experiment für den NDR hat er Passanten auf der Straße mit der provokanten Forderung konfrontiert und präsentiert nun in einem Video die Ergebnisse der Aktion. Im Internet ist der Beitrag mittlerweile ein Hit: Seit Dienstag ist das Video fast eine Million Mal über Facebook aufgerufen worden. Auf der Videoplattform Youtube haben sich rund 15.000 Menschen den Beitrag angesehen.
Abdollahi: "Wir machen heute etwas Unverschämtes"
„Wir machen heute etwas Unverschämtes. Etwas Falsches. Etwas das nicht sein darf“, kündigt Abdollahi, der selbst Muslim ist, am Anfang seines Filmbeitrags an. „Wir fordern heute: Kein Wahlrecht für Muslime! Und zwar für Muslime, die deutsche Staatsbürger sind. Mal schauen, was passiert, wenn man sich mit so einer Forderung in die Öffentlichkeit stellt.“ Die Reaktionen von Passanten lassen nicht lange auf sich warten: „Bescheuert“, „Völliger Blödsinn“, „was wäre das für eine Demokratie?“ – für viele der Vorbeikommenden ist die Aussage eine Provokation und ruft teilweise heftige Emotionen hervor.
Ein Mann schlägt sogar Abdollahis Mikrofon weg und beschimpft den Journalisten. Einige Passanten in dem Video sind von der Forderung aber durchaus angetan und sympathisieren offen mit der Forderung. Sie treten trotz der laufenden Kamera für eine Aberkennung der Wahlrechte von Muslimen ein. Auch unter dem Facebook-Beitrag wird von den Nutzern teilweise kontrovers über die Aktion in der Hamburger Innenstadt diskutiert: Der größte Teil der Zuschauer spricht sich in den mittlerweile weit mehr als 1000 Kommentaren klar gegen Diskriminierung aus und lobt den aus dem Iran stammenden Initiator der Aktion, der immer wieder mit spektakulären Berichten über Extremisten jeglicher Couleur von sich reden macht.
Befürworter in den Kommentarspalten
Unter den Kommentatoren gibt aber aber auch eine große Menge an Befürwortern, die auf die provokante These anspringt und die Forderung verteidigt. Und auch auf der Straße geben einige der Passanten auf eigens vorbereiteten Wahlzetteln Ihre Stimme für das eigentlich nicht ernst gemeinte Vorhaben ab: „Ich bin dafür“ steht auf den Zetteln, darunter befindet sich nur ein einziges Kästchen zum ankreuzen.
Am Ende kommen einige Zettel in Abdollahis improvisierter Box zusammen, die der Journalist am Ende des Beitrags dann demonstrativ in einem nahegelegenen Mülleimer entleert. Sein Fazit: Erstaunlich viele haben am Ende des Tages bei ihm ein Kreuzchen gemacht.