Hamburg/Augsburg. In der HafenCity setzten Unbekannte das Werk in Brand. Nun wurde es in Augsburg beschädigt. Abdollahi macht die Eltern verantwortlich.

Ein weiterer Rückschlag für den Hamburger Journalisten, Künstler und Satiriker Michel Abdollahi: Erst wurde seine Kunstinstallation „Der Schwamm“ im vergangenen Oktober in der HafenCity von Unbekannten in Brand gesetzt, jetzt wurde eine Neuinstallation des Werks in Augsburg fast vollständig zerstört. "Vom Schwamm ist heute wenig übrig", so Abdollahi am Dienstag auf seiner Facebookseite.

Der Gründgens-Preisträger hatte die Kunstinstallation als Zeichen gegen Hass und Rassismus im Rahmen des Friedensfestes in der Augsburger Innenstadt aufgestellt. "Der Anti-Hass-Schwamm saugt das Böse symbolisch auf. Ein friedliches und stilles Objekt, was zum Diskutieren einladen soll", so der Künstler.

Künstler macht Eltern verantwortlich

Doch in weniger als 24 Stunden wurde das Kunstwerk fast vollständig zerstört. Wie Abdollahi berichtet, hätten zahlreiche Kinder ziegelsteingroße Blöcke aus dem Schwamm gerissen und auf dem Platz verteilt. Was den Hamburger Künstler dabei am meisten ärgert: Die Erwachsenen hätten seelenruhig die Zerstörung beobachtet. "Viele Eltern standen teilnahmslos daneben, rauchten oder beschäftigten sich mit ihrem Handy. Dass ihre Kinder gerade öffentlich Vandalismus betrieben, interessierte sie kaum." Keiner habe sein Kind ermahnt.

Für den Künstler ein Beispiel, das zeigt, "dass Dinge und Menschen zunehmend ihren Wert für uns verlieren". Dabei habe man sich bewusst gegen Warnschilder oder eine Absperrung entschieden. "Denn Kunst soll keine Angst machen, sondern einladen, sich damit zu beschäftigen", so der 36-Jährige. Angesichts der Zerstörung sei er "schockiert und sehr traurig". "Ich wundere mich jetzt nicht mehr, dass Kunst oft fernab der Gesellschaft mahnend und ehrfurchtsvoll hinter Museumswänden und Absperrungen präsentiert wird. Das ist sehr schade."

Nachdem am Donnerstag die "Augsburger Allgemeine" über den offenen Brief des Künstlers berichtet hat, hat die Diskussion um den Schwamm noch an Vehemenz gewonnen. Abdollahi berichtet, dass sich Hassbotschaften und persönliche Angriffe auf ihn häufen würden.

Stadt Augsburg sieht Konzept des Schwamms erfüllt

Die Stadt Augsburg wollte Verbotsschilder und Absperrungen ebenfalls vermeiden, rechnete deshalb auch mit Beschädigungen. "Dass es aber so schnell und massiv passierte, hat uns überrascht", so eine Sprecherin des Friedensbüros. Trotzdem wolle man "weniger von Zerstörung" sprechen und regt an, die Schäden "im positiven Sinn" als "Aneignung, hauptsächlich durch spielende Kinder" zu interpretieren.

Abdollahis Schwamm und was mit ihm passiert, das löse "sehr unterschiedliche Reaktionen aus", so die Sprecherin weiter: "Für manche gehört genau dieser Akt der 'Veränderung' zum künstlerischen Potential des Schwamms. Andere sehen darin ein Symbol für den Verfall der Werte und Missachtung von Eigentum. Für andere ist der Schwamm einfach nur ärgerlich. Diese Diskussionen auszulösen gehört zum Konzept des Schwamms. Dies hat sich in kürzester Zeit erfüllt.

Auch wenn Michel Abdollahi diese Interpretation des Umgangs mit seiner Installation nicht teilt, will der Hamburger Künstler auf rechtliche Konsequenzen verzichten.