Hamburg. Der als Moderator von Poetry Slams bekannt gewordene Künstler und Journalist wurde für Verdienste um die darstellende Kunst geehrt.

Mit der hehren Theaterkunst hat Michel Abdollahi wenig zu tun, aber sicher hätten die von ihm moderierten, stets ausverkauften Poetry-Slam-Abende „Kampf der Künste“ auch dem Schauspieler und Intendanten Gustaf Gründgens gefallen. Für seine Verdienste erhielt Abdollahi am Sonntag den Gustaf-Gründgens-Preis 2017.

Sichtlich bewegt nahm der studierte Jurist, Moderator und Journalist den Preis aus der Hand von Bernd Zierold, Leiter der Mercedes-Benz Niederlassung Hamburg, in einer Benefiz-Matinée unter der Schirmherrschaft von ­Michael Otto im Ernst Deutsch Theater entgegen. In seiner Laudatio betonte Michael Göring, Vorsitzender des Vorstandes der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, die Leistung Abdollahis, der ein generationenübergreifendes Publikum für eine neue darstellende Kunstform begeistert habe. Abdollahi vermittele vor allem jungen Menschen den Zugang zu Sprache, Poesie und Theater. Über die vergangenen 16 Jahre habe er die Kunstform von einer Nische zu einer populären Literaturgattung entwickelt.

Abdollahi will mit dem Preisgeld Slam-Poeten unterstützen

Göring rühmte die Einfachheit des Dichterwettstreits. „Es ist oft regelrechte Wortakrobatik, was Sie da erleben“, so der Laudator. „Der Zuschauer erlebt erstaunlich gute Texte, technisch versiert, komponiert mit mehreren Ebnen, mit Sprüngen, mit unterschiedlichen Stimmen und Musikeinlagen.“ Hinzu komme die szenische Darstellung, die ohne Requisiten auskommen muss.

Das von Mercedes-Benz gestiftete Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro soll, so der Wille Abdollahis, dem Projekt ‘#lautsprecher’ zugute kommen, das Slam-Workshops an Hamburger Schulen ausrichtet und vor allem Jugendliche aus benachteiligten Stadtteilen erreicht, unter ihnen auch unbegleitete Geflüchtete.

Für seine Doku „Im Nazidorf“ bekam Abdollahi den Deutschen Fernsehpreis

Abdollahi erinnerte in seiner Dankesrede daran, dass auch er als Kind aus dem Iran flüchtete, in Hamburg eine Heimat fand und betonte den Einfluss der Sprache, die ihm dank vieler Unterstützer eine ungewöhnliche Karriere ermöglichte. 2005 gründete er mit seinem Schulfreund Jan-Oliver Lange den „Kampf der Künste“ und bespielt seither regelmäßig alle großen Bühnen Hamburgs.

Überdies wurde er für seine Dokumentation „Im Nazidorf“, für die er in das sogenannte Nazidorf Jamel zog und Gespräche mit Bewohnern führte, 2015 mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.

Ein Poetry Slam zur Preisverleihung

Auch die Matinee stand im Zeichen eines veritablen Dichterwettstreits, mit leichter Zunge moderiert von Sebastian 23. Unter den vier Wetteifernden, die in je fünf Minuten ihre Texte vortrugen, schälten sich schnell die Finalisten ­Fabian Navarro und David Friedrich als Poeten mit starkem Formwillen heraus. Beide trugen ihre Texte auswendig vor.

Navarro glänzte mit einer gereimten Ode auf den mittelalterlichen Minnesang. Friedrich berührte mit einer Würdigung seines Großvaters, die zum nachdenklichen Lehrstück in Erinnerungskultur geriet. Friedrich konnte den größten Publikumsapplaus und ­damit den Tagespreis, eine Hantel, nach Hause tragen. Der Kampf der Künste, er geht weiter.