Hamburg. Im Hotel bekamen die Rocker Besuch von Anhängern – und einem Vertrauten. Fans können über Song für Konzert abstimmen.
Die Rolling Stones sind da! Am Dienstagabend gegen 18.20 Uhr landeten Mick Jagger (74), Keith Richards (73), Charlie Watts (76) und Ron Wood (70) am Helmut Schmidt Airport in Fuhlsbüttel. Nach dem Ausstieg aus einer gecharterten Boeing 767, die zur Luxusversion ausgebaut ist, winkten die lebenden Rock-Legenden den Airport-Mitarbeitern zu.
Anschließend fuhren die Musiker laut Informationen der „Bild“-Zeitung mit einer Wagenkolonne und einem Reisebus ins Fünf-Sterne-Hotel Park Hyatt an der Bugenhagenstraße. Dort sollen bereits Dutzende Bodyguards die ersten Fans abgewimmelt haben.
Fan wünscht sich bei seiner Beerdigung Stones-Lied
Fan der ersten Stunde ist der Hamburger Michael Richter (72). Seine Karte (345 Euro) liegt bis zum Konzert sicher verschlossen in einem Tresor zu Hause. Richter besitzt 120 Platten der Band. "In meinem Testament habe ich verfügt, dass bei meiner Beerdigung das Lied '2.000 Light Years From Home' gespielt wird." Als er im Radio hörte, dass die Stones im Hyatt Hotel abgestiegen sind, wollte er sofort dort hin, um ein Foto seiner Idole zu schießen.
Fans sollen Stones-Song für Konzert auswählen
Wohl um die Vorfreude (und das Marketing) im Vorfeld des Konzerts mächtig anzuheizen, bitten die Rolling Stones auf ihrem offiziellen Twitter-Account ihre Fans, einen Song auszuwählen, den sie beim Konzert am Sonnabend in jedem Fall spielen werden. Der einzige Haken: Um abstimmen zu können, muss man die offizielle Stones-App herunterladen.
Band bestätigt Ankunft in der Hansestadt
Am Mittwochmorgen war es vor dem Hotel noch ruhig. Eine Sprecherin des Hyatt wollte sich zu den prominenten Gästen nicht äußern. Dafür meldeten sich die Musiker bereits selbst zu Wort – und bestätigten auch darüber ihre Ankunft in der Hansestadt. "Wir sehen uns in vier Tagen", kündigte Mick Jagger stellvertretend für seine Bandkollegen via Twitter an.
Hamburger Gitarren-Händler traf die Stones
Einer, der nicht auf eine spontane Begegnung hoffen muss, ist Thomas Weilbier (61). Der Hamburger betreibt einen Gitarrenshop in Bahrenfeld, hat in der Vergangenheit schon Instrumente von Eric Clapton oder Michael Jackson repariert, transportiert oder verkauft. Der Hamburger kümmert sich nach eigenen Angaben schon seit den 70er-Jahren um die Gitarren der Rolling Stones.
Am Mittwoch, so erzählt er, kam dann ein Anruf aus dem Hotel - einer der legendären Altrocker brauchte seine fachkundige Unterstützung. „Vorhin habe ich einen der Jungs aus dem Hotel abgeholt und in meinen Laden gefahren“ sagt Weilbier am Mittwoch im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Er habe sich beim Musikhören am Abend in den Klang einer bestimmten Gitarre verliebt und spontan ein solches Modell kaufen wollen. „Er ist dann bei mir auch fündig geworden“, erzählt Weilbier. Gekauft habe er die Gitarre aber noch nicht. „Ich habe zu ihm gesagt: Wenn es funkelt, dann behältst du sie - wenn nicht, bringst du sie später zurück“, so der Gitarren-Profi.
Die Band vertraut Weilbier, so erzählt er, seit Jahrzehnten. Wenn die Stones in Deutschland sind, ist er hinter den Kulissen mit dabei. Doch auch privat habe man sich bei solchen Begegnungen viel zu erzählen. Zu den genauen Plänen der Stones für ihre Zeit in Hamburg wollte sich der Hamburger jedoch nicht äußern. Nur so viel: „Die Jungs langweilen sich in ihrem Hotelzimmer.“ Daher auch die Gitarre: „So können sie ein bisschen jammen“.
Auch beim Konzertveranstalter geht man davon aus, dass sich die Altrocker in ihrem Hotel langweilen und lieber etwas unternehmen wollen. „Wir kennen ihre Pläne nicht. Aber wir gehen davon aus, dass sie ihre Tage nicht im Hotel verbringen werden“, meinte Bernd Zerbin, Pressesprecher des Konzertveranstalters FKP Scorpio am Mittwoch.
Newcomer als Vorband in Hamburg
"Auch für die Stones ist das Konzert etwas ganz Besonderes, da die Produktion hier zum ersten Mal aufgebaut wird", so Zerbin weiter. Die klassischen Proben hätten bereits in London stattgefunden, auf der Bühne werde es aber einen Soundcheck geben.
Bei den Fans dürfte derweil eine weitere Nachricht die Vorfreude auf den Sonnabend steigern: Denn am Mittwoch wurde bekannt, welche Vorbands die Stimmung auf der "No Filter"-Tour einheizen. In Hamburg wird demnach Kaleo auftreten – die vier Isländer haben mit ihrem blues-rockigen Song "Way Down We Go" ihres Debütalbums "A/B" bereits weltweit viele Erfolge eingefahren und erreichten in Deutschland einen beachtlichen Platz 6 der Singlecharts.
Die Jungs sind beste Freunde und bereits im Alter von 17 Jahren begannen Bandleader JJ Juliusson, Drummer David Antonsson Crivello und Bassist Danny Jones zusammen Musik zu machen. Nachdem Gitarrist Rubin Pollock 2012 zu ihnen stieß, nannten sie sich "Kaleo", was auf Hawaiianisch "der Klang" bedeutet.
Gleich zwei Support-Acts in Österreich
Auch im anschließenden Gig in München am 12. September sind Kaleo mit dabei, beim letzten von drei Deutschland-Konzerten in Düsseldorf (9. Oktober) kommt das Publikum hingegen in den Genuss der Retro-Rocker von Rival Sons. Beim Auftritt im österreichischen Spielberg (16. September) treten in Kaleo und John Lee Hooker jr. wiederum gleich zwei Support-Acts auf.
Weitere Vorbands während der Tour sind The Struts (Zürich und Lucca), Los Zigarros (Barcelona), De Staat (Amsterdam), The Hellacopters (Stockholm), Leon Bridges (Arnheim) und Cage The Elephant zum Abschluss in Paris. Die Rival Sons spielen außerdem auch in Kopenhagen.
Lichtproben bis weit in die Nacht
Der Countdown zum größten Musik-Ereignis der Stadt hatte bereits zuvor längst begonnen. Seit Freitag sind 750 Mitarbeiter damit beschäftigt, die Bühne, den Backstagebereich und die zwölf Publikumstribünen zu errichten, um die Festwiese zu einer Art Konzertarena umzubauen.
Dieser Mann sorgt für die Sicherheit
In der Nacht zu Mittwoch wurde bereits die Lichtshow geprobt, tagsüber schritt der Aufbau voran, am späten Nachmittag trafen die ersten Tourbusse ein – vielleicht gibt es für die Anwohner rund um den Stadtpark schon etwas Rock'n'Roll vor dem Konzert. Am Sonnabend starten die Stones dann ihre Europatournee – 82.000 Besucher werden dazu erwartet.
Die deutschen Fans können sich auf eine grandiose Set-Liste voller Klassiker wie „Gimme Shelter“, „Paint It Black“, „Jumpin Jack Flash“, „Tumbling Dice“ und „Brown Sugar“ freuen, aber auch auf neue Songs und einige von Konzert zu Konzert wechselnde Hits aus dem schier unerschöpflichen Repertoire der Band.
Ein Handschlag mit Mick Jagger für 25.000 US-Dollar
Die Tickets für das Mega-Konzert, das bereits am ersten Tag ausverkauft war, gab es ab 239 Euro. Wer sich einen exklusiven Zugang zum konzert verschaffen wollte, konnte bei der Internetplattform If only das teuerste Konzert-Ticket der Welt kaufen: Für 25.000 US-Dollar bekommen jeweils zwei Personen einen Premium-Sitz, dürfen früh hinter die Bühne, den Bandmitgliedern die Hand schütteln, bekommen ein Foto und eine Tüte voller Merchandising-Artikel.
Für das Konzert in München, das am 12. September stattfinden soll, sind die Karten noch verfügbar. Für den Auftritt der Stones im niederländischen Arnhem sind sie tatsächlich schon weg. In Hamburg soll es laut Anbieter bereits zwei stolze Besitzer geben.
"Sie werden ihre Tage nicht im Hotel verbringen"
Der Stadtpark sei eine besondere Location, auf die sich auch die Rocklegenden Mick Jagger, Keith Richards, Ron Wood und Charlie Watts freuten, sagte Zerbin. "Das Interesse der Stones an Hamburg ist sehr groß. Wir kennen ihre Pläne nicht. Aber wir gehen davon aus, dass sie ihre Tage nicht im Hotel verbringen werden", sagte der Sprecher.
Vielleicht bleibt dann noch Zeit, um sich die Stadt anzusehen. Sebastian Drechsler, Sprecher vom Miniatur Wunderland, würde sich freuen. „Ich gehe am Sonnabend zum Konzert. Es wäre natürlich toll, einen der Stars hier live zu erleben. Falls wir einen der Stones bei uns entdecken, würden wir schon mal hallo sagen und um ein Foto bitten.“ Angemeldet habe sich bisher aber niemand von der Band. Das kann nur bedeuten, dass sie entweder nicht kommen oder spontan.
Auch Katy Perry und Adele unerkannt im Wunderland
„In der Vergangenheit kam es schon häufig vor, dass wir den Besuch von Prominenten nicht mitbekommen haben.“ Zuletzt war Popsängerin Adele unerkannt im Wunderland, erzählte davon anschließend auf der Bühne. Auch Sängerin Katy Perry und Schauspielerin Kirsten Dunst „schlichen“ sich so schon in Deutschlands beliebteste Sehenswürdigkeit.
Zuletzt fanden auf der Festwiese Konzerte von David Bowie (1987) und Pink Floyd (1989) statt. Der größte Aufwand steht aber vermutlich der Hamburger Polizei bevor. Denn parallel zum Mega-Konzert finden die Cruise Days, eine Demonstration sowie ein Open-Air-Konzert linker Gruppen vor der Roten Flora statt.
Die Wetteraussichten für Sonnabend sehen übrigens nicht so schlecht aus: Während es tagsüber noch vereinzelt regnen soll, sinkt die Schauer-Wahrscheinlichkeit gegen 20 Uhr auf nur zehn Prozent. Aber, hey, die coolen Briten könnte auch ein Guss nicht schocken.
Am Sonnabend ab 12 Uhr ist das Parken kostenfrei
Ein Hinweis für Konzertbesucher: Die P+R-Betriebsgesellschaft mbH bietet allen Fans, die ihre Anreise mit dem PKW planen, eine kostenfreie Parkmöglichkeit. Am Sonnabend können Besucher ab 12 Uhr auf ausgewählten P+R-Anlagen gratis parken – Konzertticket vorausgesetzt. Mit dem Angebot möchte P+R die Anreise vereinfachen, weil die Anfahrt mit dem PKW Richtung Stadtpark kaum möglich sein wird.
Das Konzertticket gilt dabei auch als HVV-Fahrkarte für die Hin- und Rückfahrt. Aufgestellte Schilder am Eingang der 16 P+R-Anlagen weisen Besucher an folgenden P+R-Anlagen auf die Aktion hin: Neugraben, Neuwiedenthal, Harburg, Veddel, Klein Flottbek, Bahrenfeld, Elbgaustraße, Ohlsdorf, Langenhorn Markt, Poppenbüttel, Berne, Meiendorfer Weg, Horner Rennbahn, Steinfurther Allee, Nettelnburg, Bergedorf.