Hamburg/London. Wer Mick Jagger und Co. vor Konzerten treffen möchte, sollte große Scheine dabei haben. Aufbau für Stones-Konzert in Hamburg beginnt.
Das waren die wilden Sechziger: Wenn früher die Bürgermeister der Städte, in denen sie von Tumulten umtost auftraten, hinter die Bühne kamen, haben sich die Rolling Stones in ihrer Flegelphase oft dem Image entsprechend verhalten. Aus den Sechzigerjahren berichtete Keith Richards in seinen Erinnerungen eine Anekdote, dass die Stones einmal so sauer auf einen Sheriff waren, dass die Band ihm eine Flasche Whiskey schenkte – die sie vorher zur Hälfte mit Eigenurin gefüllt hatten. Der Ordnungshüter hatte wild gewordene Fans gleichfalls wild verprügeln lassen.
Heute ist der Backstagebereich von Rockstars ein mythischer Ort geblieben. Wer wäre nicht gern dabei gewesen, als die Stones bis in die späten Siebziger hinein vor und nach Konzerten die Puppen tanzen ließen, nicht nur sprichwörtlich. Die frühen Tour-Fotos von Annie Leibovitz sowie die Filme „Ladies and Gentlemen: The Rolling Stones“ und der zensierte „Cocksucker Blues“ geben einen livehaftigen Eindruck davon. Später kamen Wirtschaftsgrößen und Leute wie Ex-Präsident Bill Clinton („Shine a Light) hinter die Konzertbühne, für dessen Stiftung die Stones auftraten.
Rolling Stones: Live-Dokumentation zeigt Backstage
Heute weiß man dank zahlreicher Dokumentationen, was die Stones angeblich hinter der Bühne treiben: warmsingen, einspielen, Billard spielen, Hände schütteln, nervös umhertigern.
Nun kann man sich einen solchen Besuch bei den Rolling Stones auf ihrer „No Filter“-Tour, die am 9. September im Hamburger Stadtpark beginnt, sogar erkaufen. Noch nicht in Hamburg, aber dann unter anderem in München (12. September Olympiastadion) oder Düsseldorf (9. Oktober Esprit Arena) sind diese Treffen über eine Internet-Plattform buchbar.
Rolling Stones bei Twitter
12.500 Dollar kostet der Spaß pro Person, man muss mindestens zwei Tickets kaufen. Die Stones weisen selbst per Twitter auf diese Möglichkeit hin.
Für dieses teuerste Konzertticket der Welt erhält man einen Premium Sitz, darf früh hinter die Bühne, den Bandmitgliedern die Hand schütteln, bekommt ein Foto und eine Tüte voller Merchandising-Artikel. Auch die sind was wert. Die Stones erwirtschaften mit T-Shirts, Hoodies, Caps und weiterem Kram mit warenzeichengeschützter Warhol-Zunge drauf jedes Jahr mindestens einen zweistelligen Millionenbetrag.
In den USA kann man auch für andere Events solche Zugänge kaufen. Ersteigern kann man über die Plattform beispielsweise eine Begegnung mit Country-Star Willie Nelson sowie Dave Matthews beim Konzert Farm Aid. Das aktuelle Gebot liegt bei 4000 Dollar.
Ticketeinnahmen fast 8 Millionen Dollar pro Konzert
Ist diese Art des exklusiven Zugangs die ultimative Kommerzialisierung der „Größten Rock ,n‘ Roll Band der Welt“? Ein Teil der Erlöse gehe an karitative Projekte, heißt es. Was bei Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts und Ron Wood hängen bleibt, ist fraglich. Die letzte Kurz-Tournee durch die USA bescherte den Stones laut Billboard bei 14 Konzerten reine Ticketeinnahmen von 110 Millionen Dollar. Selbst bei den aufwendigen Produktionen, die pro Konzert Millionen für Mitarbeiter, Logistik, Equipment und Mieten verschlingen, dürften Jagger und Co. von den Gewinnen noch zweimal am Tag warm essen können…
In Hamburg hat derweil der Aufbau für das Konzert im Stadtpark begonnen. 80.000 Zuschauer werden am 9. September auf der Wiese erwartet. Der letzte große Auftritt dort liegt 28 Jahre zurück: Pink Floyd. Zurzeit ist bereits der Weg zwischen der Wiese und dem Stadtparksee gesperrt. Auch die große Wiese selbst kann nicht mehr betreten werden.