Hamburg. Heute fängt der meteorologische Herbst an. Grund genug, die gefühlte Wahrheit der Hamburger mit den Wetterdaten zu vergleichen.

Der Sommer ist vorbei, zumindest aus meteorologischer Sicht. Die Astronomen geben zwar noch gut drei Wochen bis zur Tagnachtgleiche am 22. September oben drauf, aber für die Wetterexperten beginnt heute der Herbst. Wobei: Hat der nicht längst angefangen?

Der Sommer in Hamburg, er war besch… eiden. So lautet das nahezu einhellige Urteil all derjenigen, die gefühlt durchgängig nassgeregnet, weggepustet oder sonstwie vom Wetter bedrängt wurden. Von Elbstrand- und Eisdielenwetter kaum eine Spur. Aber stimmt das überhaupt? Immerhin liegen auch zwischen gefühlter und tatsächlicher Temperatur gern einmal einige Grad.

Insgesamt gesehen, war der Sommer laut Deutschem Wetterdienst (DWD) eher warm, relativ sonnig und ziemlich nass. Ja, tatsächlich: Eine bundesweite Durchschnittstemperatur von 18,0 Grad Celsius reicht aus, um die vergangenen Monate als warmen Sommer zu qualifizieren. Der Blick in die meteorologischen Geschichtsbücher zeigt, dass die Temperatur früher niedriger war: Die sogenannte internationale Referenzperiode der Jahre 1961 bis 1990 verzeichnet 1,7 Grad weniger. Und auch, wenn man 2017 mit den Jahren 1981 bis 2010 vergleicht, war dieses Jahr fast ein Grad wärmer.

Auch das war der Sommer: Am Jungfernstieg gab es immerhin einige schöne TAge am Stück
Auch das war der Sommer: Am Jungfernstieg gab es immerhin einige schöne TAge am Stück © dpa | Daniel Bockwoldt

Daran hat – wer hätte das gedacht – die Sonne einen nicht unerheblichen Anteil: Im Schnitt 640 Stunden schien sie diesen Sommer und lag damit gute 36 Stunden über dem Sollwert. Noch deutlicher übertraf aber ein anderer Wert das statistische Mittel: Die Regenmenge von 305 Litern pro Quadratmeter liegt 66 Liter über dem Normalwert – danke „Rasmund“, danke „Alfred“. Die beiden Tiefdruckgebiete, die Ende Juni speziell Brandenburg und Berlin und Ende Juli besonders Niedersachsen und Thüringen nachhaltig durchnässten, sorgten für Niederschlags-Rekordwerte wie den in Berlin-Tegel, wo an einem einzigen Tag 197 Liter Regen pro Qua­dratmeter fielen.

Die Bayern bekamen übrigens den meisten Sonnenschein des Landes: 720 Stunden lang Kaiserwetter (aber auch 335 Liter Regen).

Die Sonne schien 599 Stunden

Und was ist nun mit Hamburg? Das gefühlte Wetter und das tatsächliche, mit langen Zahlenkolonnen beweisbare, sie liegen in diesem Jahr nicht weit ausein­ander. Die Durchschnittstemperatur lag mit 16,9 Grad Celsius unter dem Bundesmittel, aber ein knappes halbes Grad über dem Referenzwert für die Stadt. Die Sonne schien 599 Stunden lang und lag damit 37 Stunden unter dem Durchschnitt. Und der Regen? Von dem hatten wir hier nicht so viel wie Berliner oder Niedersachsen, aber mehr als genug: 301 Liter pro Quadratmeter sind 75 Liter mehr als der Mittelwert.

Der sommerlichste Tag in diesem Jahr war Montag, der 19. Juni: kein Tropfen Regen, gut zwölf Stunden Sonnenschein und eine Maximaltemperatur von 29,6 Grad Celsius. Tage ohne Regen mit so viel Sonne und mehr als 25 Grad gab es ansonsten nicht. Am anderen Ende der Skala wartet das bereits erwähnte Tief „Rasmund“ auf uns: Nur elf Tage später, nämlich am 30. Juni, schien die Sonne keine einzige Minute, wir fröstelten bei gerade einmal 16 Grad. Dafür fielen großzügige 29 Liter Regen pro Quadratmeter aus den tiefgrauen Wolken.

Kaum besser sieht es aus, wenn man sich daran macht, einmal herauszufinden, wann es denn länger als für ein-zwei Tage schön war. Als Norddeutscher ist man ja genügsam, also schränken wir unsere Sommerdefinition noch ein bisschen weiter ein: Die Sonne soll bitte mindestens sieben Stunden lang scheinen, die Temperatur muss über die 20-Grad-Marke klettern. Und regnen darf es nicht mehr als ein paar Tropfen.

Zweimal war es einige Tage lang schön

Legt man diese schon ziemlich großzügigen Bedingungen zugrunde, finden sich sage und schreibe zwei nennenswerte Zeiträume: Vom 17. bis zum 21. Juni war „Nord-Sommer“. Und vom 5. bis zum 9. Juli. Falls ihnen die zweiten Daten irgendwie bekannt vorkommen sollten – richtig: Ausgerechnet zum G20-Gipfel wurde das Wetter schön in Hamburg, und pünktlich am Montag nach dem Krawallwochenende gab der Regen sein nächstes Gastspiel.

Der einzige Trost beim Blick ins triste Grau: In der Erinnerung vermischen sich die schönen Tage der vergangenen Jahre zu einem ewigen Sommer, in dem von Juni bis September kaum ein Tropfen Regen fällt. Oder wissen Sie noch, dass es im Sommer 2016 zwar sechs Tage vom Kaliber des 19. Juni 2017 gab – es aber insgesamt auch fast genauso viel geregnet und die Sonne kaum länger geschienen hat? Sehen Sie!