Hamburg. In einigen Stadtteilen regnete es zuletzt besonders viel. Wie kann es zu solch extremen Unterschieden kommen?

Über das Wettermeckern geht immer. DieserSommer bietet einem ja auch ausreichend Gelegenheit dazu. Und vor der eigenen Haustür regnet es sowieso immer am meisten. Der Eindruck entsteht zumindest schnell. Aber ist das wirklich so?

„Bei extremen Wetterlagen kann es durchaus gravierende Unterschiede zwischen einzelnen Stadtgebieten geben“, sagt Alexander Hübener, Meteorologe und Leiter des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg. Generell lasse sich aber nicht sagen, dass es in einem Stadtteil besonders viel regnet und in einem anderen nicht. Dennoch gibt es Unterschiede, die auf der nebenstehenden Karte des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation sichtbar werden.

Im Westen viel Regen

Am nassesten war es in Iserbook, überhaupt regnete es im Hamburger Westen überdurchschnittlich viel. Zu den Regionen mit dem meisten Niederschlag in Hamburg zählten außerdem Horn, Billstedt und Jenfeld sowie Ochsenwerder und Teile von Neuengamme. Am trockensten war es in der ersten Augusthälfte in Langenhorn und in Harburg. Die Unterschiede belaufen sich für die erste Augusthälfte auf bis zu 20 Liter pro Quadratmeter. So fielen im Nordosten Hamburgs 30 Liter pro Quadratmeter, während es im Norden und Süden nur 15 Liter waren.

Und auch im Juli wurden für einzelne Bereiche im Stadtgebiet Unterschiede von bis zu 30 Litern pro Quadratmeter gemessen. Diese Schwankungen seien allerdings so gering, dass man daraus keine Rückschlüsse über einzelne Stadtteile ziehen könne, so Hübener. Die unterschiedlichen Niederschlagsmengen, die zwischen einzelnen Bereichen im Hamburger Stadtgebiet bestehen, seien „einer Verteilung, die die Dynamik des Wetters hervorbringt, geschuldet“. Daraus ließen sich auch keine Vorhersagen für die Zukunft ableiten.

Bei Temperaturmessungen sei das anders. Da sich Gebäude stark aufheizen und Wärme lange speichern können, lasse sich erklären, warum es in der Hamburger Innenstadt an heißen Tagen wärmer sein kann als im Umland. Für Niederschläge trifft das nicht zu. Als Kartenausschnitt sei Hamburg zu klein, um geografische Merkmale als Ursache für die unterschiedlichen Niederschlagsmengen anzuführen.

Betrachtet man hingegen ein größeres Gebiet, wie beispielsweise ganz Norddeutschland, können Einflüsse durch Küsten oder das Bergland im Harz ausschlaggebend für regionale Niederschlagsschwankungen sein.

Es gibt jedoch auch Tage, an denen es durchaus ins Gewicht fällt, in welchem Hamburger Stadtteil man sich gerade aufhält. Als Beispiel führt Hübener den 7. Juni 2016 an. Vor allem Bewohnern aus Hamburgs Nordosten dürfte dieser Tag in lebhafter Erinnerung geblieben sein, als dort ein Tornado wütete, der Häuser abdeckte und Bäume entwurzelte. Während an diesem einen Tag in der betreffenden Region 110 Liter Regen vom Himmel prasselten, blieb der Rest von Hamburg weitestgehend trocken.

Kein Grund zur Sorge

Wie kann es zu solch extremen Unterschieden kommen? „Im Nordosten hat sich plötzlich eine Gewitterzelle gebildet, die nur sehr langsam weitergezogen ist“, erklärt Hübener. So kann es auch passieren, dass Wettervorhersagen als ungenau oder falsch empfunden werden. Große Niederschlagsgebiete, die beispielsweise über den ganzen Norden hinwegziehen, seien gut vorhersehbar.

„Kleinräumige Wetterereignisse“ wie kurze, kräftige Schauer oder Unwetter, die sich nur sehr lokal ereignen, ließen sich hingegen nur potenziell vorhersagen. Trotz Hochleistungscomputern sei das „der Komplexität und Dynamik der Atmosphäre geschuldet“. Es kann also durchaus vorkommen, dass vor der eigenen Haustür die Welt untergeht, während ein paar Straßen weiter die Sonne scheint.

Dennoch besteht kein Grund zur Sorge, was die Wettervorhersagen betrifft. Die Trefferwahrscheinlichkeit für die Vorhersage der nächsten 24 Stunden läge bei 98 Prozent, so Hübener. An lediglich sieben Tagen im Jahr würden Meteorologen mit ihrer Vorhersage voll daneben liegen. Dann kann es auch mal Hochnebel statt der angekündigten Sonne geben.

August war im Vergleich sogar zu trocken

Der verregnete Sommer liegt übrigens (leider) im Normalbereich – zumindest aus Sicht der Meteorologen. Während es im Juli zwar tatsächlich überdurchschnittlich viel regnete, war der Monat August bislang trockener als im langjährigen Monatsmittel.

In welchem Hamburger Stadtteil es künftig am wenigsten regnet, wüsste Alexander Hübener vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation übrigens selbst gern. „Dann würde ich dahin ziehen“, sagt er Aber: „Es ist tatsächlich einfacher, zum Mond zu fliegen, als vorherzusagen, welchen Stadtteil das Gewitter am nächsten Tag trifft.“