Hamburg. 67,9 Quadratmeter im Durchschnitt: Das ist weniger als in sämtlichen Bundesländern. Auch andere Großstädte bieten mehr Platz.

Im Vergleich der Bundesländer haben Hamburger die kleinsten Wohnungen – durchschnittlich sind die Appartements nur 67,9 Quadratmeter groß. Selbst im Vergleich der Großstädte liegt die Hansestadt abgeschlagen auf einem der hintersten Ränge.

Eine Datenauswertung zum Abschluss von Hausratversicherungen im Jahr 2016 des Vergleichsportals Check24 hat ergeben: Die durchschnittliche Wohnfläche einer Wohnung in Deutschland bietet 81,9 Quadratmeter Platz, doch in den unterschiedlichen Regionen der Bundesrepublik gibt es teils deutliche Abweichungen.

So wohnen Kunden aus den alten Bundesländern durchschnittlich in zwölf Quadratmeter größeren Wohnungen als in den neuen Bundesländern. Die Studie von Check24, nach eigenen Angaben Deutschlands größtes Vergleichsportal für Versicherungen, Energieanbieter und Telekommunikationsanbieter, analysierte zudem die Situation in den einzelnen Ländern sowie in deutschen Großstädten.

Je größer der Wohnort, desto enger die Wohnungen

In Hamburg sind die Wohnungen im Schnitt um ein Drittel kleiner als im Saarland. Westdeutsche haben aber im Schnitt 16 Prozent mehr Wohnfläche als Ostdeutsche. Allgemein gilt: Je größer der Wohnort, desto kleiner die Wohnung.

Leitartikel: Hauptsache, Hamburg?

Die Stuttgarter leben in den größten Wohnungen. Im Vergleich der 15 größten deutschen Städte geben Kunden aus Stuttgart bei Abschluss einer Hausratversicherung im Schnitt 20 Prozent mehr Wohnfläche an als Verbraucher aus Dresden: Die Schwaben leben auf 76,3 Quadratmetern, Dresdner nur auf 63,7 Quadratmetern. Im Großstädtevergleich liegt Hamburg mit einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von 67,9 Quadratmetern noch hinter Berlin (69,5) und München (69,3).

Mieterverein bestätigt Trend zu kleineren Wohnungen

Den Trend zu weniger Wohnraum kann auch der Mieterverein zu Hamburg bestätigen: „In Hamburg werden seit 2011 kleinere Wohnungen gebaut. Das hängt auch damit zusammen, dass mehr Geschosswohnungen errichtet werden und die Zahl der Singlehaushalte mittlerweile rund 54 Prozent erreicht hat“, sagte Siegmund Chychla, Vorstandsvorsitzender des Mietervereins, dem Abendblatt.

Für dieses Klientel würden keine Wohnungen von 80 Quadratmeter und mehr benötigt, so Chychla. Außerdem sei es in Hamburg auch eine Platzfrage. Denn in der Hansestadt seien Flächen, gemessen an der Einwohnerzahl von fast zwei Millionen Menschen, rar und teuer.

Viel Wohnfläche steht dagegen Rheinland-Pfälzern (96,5) und Saarländern (99,9) zur Verfügung. Deutliche Unterschiede in der Größe gibt es nicht nur zwischen Stadtstaaten und Flächenländern, sondern auch zwischen Ost und West. Im Schnitt lassen die Kunden von Check24 aus den östlichen Bundesländern 72,9 Quadratmeter versichern, im Westen hingegen 84,7.

Hamburger müssen auch in Zukunft mit wenig Platz auskommen

Ein Vergleich nach Einwohnerzahl der Städte zeigt: Mit steigender Größe des Wohnortes nimmt die Fläche des versicherten Wohnraums ab. In Orten mit maximal 100.000 Einwohnern sind Wohnungen im Durchschnitt 93,8 Quadratmeter groß. In den deutschen Millionenstädten Berlin, Hamburg, München und Köln ist die Durchschnittswohnung rund 25 Quadratmeter kleiner.

Auch in Zukunft müssen die Bürger in Hamburg mit begrenztem Platz auskommen: „Die Stadt geht sehr bewusst mit den noch vorhandenen bebaubaren Flächen um. Deshalb wurden auch die Wohnungsgrößen reduziert, um der steigenden Einwohnerzahl gerecht zu werden“, sagte SPD-Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf dem Abendblatt. Wichtig sei es, dass überhaupt ausreichend Wohnungen gebaut würden, um den wachsenden Bedarf befriedigen zu können.

Die Hansestadt könnte trotzdem ein Platzproblem bekommen

Allerdings weiß Torsten Flomm, Vorsitzender vom Grundeigentümer-Verband Hamburg: „Kleinere Wohnungen werden immer beliebter. Das liegt auch daran, dass Menschen viel Zeit in Parks, Kneipen oder bei Freunden verbringen.“

Trotzdem könnte die Hansestadt ein Flächenproblem bekommen: „Wir rechnen für Hamburg mit einem Baubedarf von etwas mehr als 15.000 Wohnungen pro Jahr bis 2020“, sagte Philipp Deschermeier vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Deschermeier sagte weiter: „Tatsächlich gebaut wurden im Durchschnitt zwischen 2011 und 2015 jedoch nur etwa 6000 Wohnungen jährlich.“

Die Rekordzuwanderung des Jahres 2015 sowie die hohe Zuwanderung 2016 verschärften den Wohnungsmangel, insbesondere in den attraktiven Großstädten wie Hamburg, sagte Experte Philipp Deschermeier. Aber eigentlich können die Hanseaten dennoch recht zufrieden sein: „Verglichen mit anderen europäischen Ländern wie beispielsweise Frankreich sind die Hamburger Wohnungen ziemlich groß, auch wenn sie im deutschlandweiten Vergleich klein erscheinen mögen“, sagte Andreas Gnielka, der Bereichsleiter Wohnen beim Immobiliendienstleister Grossmann&Berger.