Kleine Wohnungen, hohe Preise. Was uns das Leben in der Stadt wert ist – oder auch nicht
„Wenn ich die Wahl hätte, mit zwei Kindern und meinem Mann auf 50 Quadratmetern in Hamburg oder auf 120 Quadratmetern im Umland zu leben – dann würde ich mich natürlich für Hamburg entscheiden.“ Der Satz stammt von einer Kollegin, und er beschreibt anschaulich, was der Preis für ein Leben in dieser schönen Stadt ist.
Schon jetzt haben die Hamburger im Schnitt die kleinsten Wohnungen der Republik. Je größer die Stadt, desto kleiner der Raum zum Leben, ist das Fazit einer Studie. Das heißt für Hamburg, die viel gepriesene wachsende Stadt, wenig Gutes. Es gibt Neubaugebiete, in denen nur noch vereinzelt Wohnungen mit 100 oder mehr Quadratmetern geplant werden. Und es gibt Bauherren, die auf die Frage, wie 60 Quadratmeter für Familien reichen sollen, schlicht antworten: „Früher ging das doch auch.“
Ist 60 das neue 80 und 80 das neue 100, wenn man die Quadratmeter in Vergangenheit und Zukunft vergleicht? Die Antwort ist so einfach wie eindeutig: ja. Wer in Hamburg nicht nur arbeiten, sondern auch wohnen will, wird sich im Vergleich zu anderen Bundesländern und auch zu anderen Städten mit kleineren Flächen begnügen müssen. Erstens, weil Mieten und Quadratmeterpreise hier in den vergangenen Jahren so deutlich gestiegen sind. Zweitens, weil der Ansturm auf die Stadt und damit die Nachfrage nach Wohnraum anhält.
Wenn Hamburg tatsächlich in einigen Jahren um die zwei Millionen Einwohner haben sollte, wie es vorhergesagt wird, geht das nur mit noch kleineren Wohneinheiten. Oder, indem man auf das verzichtet, was den Charme der Stadt so lange ausgemacht hat: viel Grün, viel Wasser und eine gewisse Großzügigkeit.
Gefährdet ist all das sowieso, selbst wenn man möglichst kleine und effiziente Einheiten erstellt. Zugunsten des Wohnungsbaus wird die Stadt, werden die Hamburger auch an anderen Stellen auf Platz verzichten müssen. Auf freie Flächen zum Spielen, zum Ausruhen oder schlicht zum Parken. Wo ein Haus hinpasst, wird ein Haus hinkommen. Dagegen kann man auch schlecht sein, wenn man sich ansonsten immer über die wahnsinnigen Immobilienpreise aufregt. Einerseits.
Andererseits muss man als Hamburger, müssen alle Beteiligten aufpassen, dass die Stadt auf ihrem Weg zu einer wirklichen europäischen Metropole nicht das verliert, was sie ausmacht. Dazu gehören neben den beschriebenen Elementen auch ästhetische, Stichwort: Architektur. Dazu gehört auch die Frage, wie man auf Dauer verhindern will, dass Hamburg Singles anzieht und Familien ausspuckt. Das Verhältnis zwischen Ein- und Mehrpersonenhaushalten ist schon heute nicht gesund, der Trend zu kleineren Wohnungen wird das Problem weiter verschärfen.
Über allem steht die Frage: Was ist es den Menschen wert, in Hamburg zu leben? Ist die Anziehung dieser Stadt langfristig stark genug, dass die Bürger bereit sind, für immer weniger Wohnraum immer mehr Geld zu bezahlen? Ist es wirklich egal, wie groß die Wohnung ist, Hauptsache, sie liegt irgendwo in Eimsbüttel oder Eppendorf oder Winterhude?
Hauptsache, Hamburg?
Ich bin mir da nicht sicher. Früher waren die Hamburger die glücklichsten Menschen in Deutschland. Heute sind es die Schleswig-Holsteiner. Das könnte damit zusammenhängen, dass sie am Rande der wachsenden Stadt wohnen. Und eben nicht mittendrin.