Hamburg. Nach dem G20-Gewaltexzess eröffnet eine Ersatzfiliale am Schulterblatt. Für 9000 Kunden ist sie die Anlaufstelle.

Schon von Weitem ist am Montag die neue Haspa-Filiale in der Schanze unübersehbar. Denn die Maus Manni, das Maskottchen der Hamburger Sparkasse für die jüngsten Kunden, läuft vor der Filiale hin und her und winkt die Menschen heran.

Sieben Wochen, nachdem die Filiale bei den Krawallen gegen den G20-Gipfel komplett zerstört wurde, hat die Sparkasse ein Ausweichquartier bezogen. Im Schulterblatt, nur wenige Meter vom alten Standort entfernt, eröffnete die Haspa am Montag ihr neues Quartier auf insgesamt 340 Quadratmetern. Rund 9000 Kunden müssen nicht mehr die Ausweichfilialen aufsuchen. Der Bedarf nach einer eigenen Filiale in der Schanze ist groß, auch wegen der vielen Geschäftsleute, die hier Cafés oder kleine Läden betreiben.

„Wirtschaftlich abwägen“

„Wir sind in den vergangenen Wochen von den Anwohnern immer wieder gefragt worden, ob wir hierher zurückkehren und wann wir wieder eröffnen“, sagt Filialleiter Nico Heitmann. „Das hat uns in unseren Bemühungen bestärkt, schnell ein Ausweichquartier zu finden.“ Die Haspa ist jetzt in einer ehemaligen Filiale der Deutschen Bank am Schulterblatt 58 untergekommen. Die Räume standen bereits leer. Der Mietvertrag wurde bis Mai 2019 abgeschlossen.

„Wir wollen in jedem Fall an unseren alten Standort Schulterblatt/Ecke Juliusstraße zurück“, sagt Haspa-Vorstandssprecher Harald Vogelsang bei der Eröffnung der Übergangsfiliale. Auch einen Neubau an dem alten Standort schließt er nicht aus, denn das Grundstück gehört einer Immobiliengesellschaft, die zur Haspa-Holding gehört. Insofern ist die Haspa in ihrer Entscheidung zur Zukunft der Filiale völlig frei und nicht auf einen Vermieter angewiesen. „Auch ein Neubau am alten Standort ist denkbar, wir werden in jedem Fall die Entscheidung wirtschaftlich abwägen“, sagt Vogelsang. Bereits nach den Ausschreitungen zum G20-Gipfel hatte er von einem Totalschaden gesprochen.

„Wenn die Rekonstruktion gleich teuer oder gar teurer als ein Neubau ist, würden wir neu bauen“, sagt Vogelsang. „Deshalb warten wir auf die Gutachten zu dem total ausgebrannten Gebäude. Und abhängig davon werden wir dann entscheiden, was sinnvoller ist.“ Ziel der Haspa ist es, möglichst große Teile des Schadens von der Versicherung und dem Härtefallfonds der Stadt und des Bundes ersetzt zu bekommen.

Insgesamt 40 Millionen Euro haben Hamburg und der Bund für Sachschäden bereitgestellt, die nicht durch Versicherungen gedeckt sind. „Bei unserer Filiale sprechen wir von einem Millionenschaden“, sagt Vogelsang. Auf den Glasschäden bleibt die Haspa sitzen, „weil wir bei der Versicherung eine ex­trem hohe Selbstbeteiligung haben“, wie Vogelsang sagt. Insgesamt haben fünf Filialen durch die G20-Krawalle Glassschäden. Nur in der Waldstraße sind sie bisher behoben.

Bei einem Neubau am alten Standort könnte das Eckgrundstück auch besser genutzt werden. Der jetzige Bau ist nur zweistöckig und steht nicht unter Denkmalschutz. Drei weitere Etagen können hinzukommen, um mit der Umgebungsbebauung harmonisch abzuschließen. „Wir können uns hier gefördertes Wohnen vorstellen“, sagt Vogelsang.

Langes Warten auf die Gutachten

Das lange Warten auf die Gutachten der Sachverständigen begründet er mit der Sorgfalt, mit der die Schäden aufgenommen werden müssen. „Wir müssen sicher sein, dass nach einer Rekonstruktion des Gebäudes keine belastenden Stoffe mehr austreten können“, sagt Vogelsang. Noch jetzt sind Bauarbeiter mit Schutzmasken dabei, das total rußgeschwärzte Gebäude zu entkernen. Noch immer ist der Brandgeruch wahrnehmbar. „Solche Ausschreitungen wollen wir hier nie wieder erleben müssen“, sagt Vogelsang. „Aber wir sind den Bewohnern, Geschäftsleuten und hier Arbeitenden eng verbunden und mit ihnen durch dick und dünn gegangen.“ Deshalb habe es niemals Zweifel an einem Neuanfang in der Schanze gegeben.

Vier Filialen neu gestalten

Im Rahmen ihres Filialmodernisierungskonzepts wird die Haspa in diesem Jahr noch vier Filialen neu gestalten. Bisher wurde die Zweigstelle in Niendorf umgerüstet. Sie erinnert jetzt eher an ein modernes Wohnzimmer als an eine Bankfiliale. In diesem Jahr werden noch die Zweigstellen an der Gasstraße, der Osterstraße, am Saseler Markt und in Wentorf folgen. Da die dreiwöchige Schließung bei den Kunden in Niendorf nicht gut ankam, „experimentieren wir jetzt mit vorher zusammengesetzten Elementen, die schneller eingebaut werden können“, sagt ein Haspa-Sprecher. Bis November soll die Umrüstung der vier Filialen abgeschlossen sein. Insgesamt investiert die Haspa bis 2020 rund 30 Millionen Euro in den Umbau aller Filialen.