Hamburg. Eigentlich sollte die Anti-Einbrecher-Einheit als eigenständige Dienststelle fortgeführt werden. Doch das Vorhaben verzögert sich.
Eigentlich sind Sonderkommissionen (Soko) oder Besondere Aufbauorganisationen (BAO) innerhalb der Polizei nur für eine begrenzte Zeit im Einsatz. Sie werden aufgelöst, sobald das Kriminalitätsphänomen erfolgreich bekämpft worden ist. Oder sie werden in speziellen Fällen als Dienststelle in das Landeskriminalamt integriert. So sollte auch die Anti-Einbrecher-Einheit Soko Castle ab Anfang Oktober als eigenständige Dienststelle – als LKA 19 – dem LKA 1 (Zentrale Angelegenheiten) angedockt werden. Doch daraus wird nichts: Vorerst bleibt die besondere Organisationsform der Soko bestehen.
„Die Überführung der Soko Castle in eine Alltagsorganisation ist nur aufgeschoben“, betont indes Polizeisprecher Ulf Wundrack. Aufwendige Umstrukturierungs- und Organisationsprozesse innerhalb des Apparats würden zurzeit generell zurückgestellt, Grund dafür sei, dass mehrere Sonderkommissionen (Barmbek, Schwarzer Block) gerade im Einsatz sind, und deren Arbeit sei sehr komplex und personalintensiv. „Eine Umstrukturierung, also eine Etablierung der Soko als feste Dienststelle, ist mit nicht unerheblichem Aufwand verbunden“, so Wundrack weiter. Vermutlich werde die Überführung der Soko Castle in eine Alltagsorganisation Anfang 2018 folgen.
Kritik vom Bund Deutscher Kriminalbeamter
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) kritisiert das und wittert hinter der Entscheidung, die Soko fortbestehen zu lassen, vielmehr einen „PR-Gag“ der Innenbehörde. Diese Entscheidung sei wohl „politischen Werbezwecken“ geschuldet und habe unter den Beschäftigten der Soko Castle „Fassungslosigkeit“ ausgelöst, sagt Hamburgs BDK-Chef Jan Reinecke. Zumal die Beschäftigung von Polizeibeamten in einer Soko auch „deutliche Karrierenachteile“ mit sich bringe. So werde bei der Polizei gemäß des sogenannten Massstabsprozess nur befördert, wer gute Beurteilungen erhält – diese seien jedoch streng quotiert, und für die Sonderkommissionen blieben in der Regel keine guten Beurteilungsmöglichkeiten übrig. Die Karrieren der Beamten, die in der Soko Castle arbeiten, seien also praktisch „eingefroren“.
Die Polizei widerspricht jedoch: „Die Mitarbeiter der Sokos werden genauso beurteilt wie alle anderen innerhalb der Hamburger Polizei“, sagt Wundrack.
Soko Castle gilt als Vorzeigeprojekt
Die Soko Castle, eigentlich die BAO 153, existiert seit August 2015 und gilt als Vorzeigeprojekt der Hamburger Polizei – sie wurde ins Leben gerufen, um mit modernsten kriminalistischen Methoden Serieneinbrechern das Handwerk zu legen, und hat sich im Kampf gegen die Banden bisher bewährt. Die Soko habe maßgeblich Anteil daran, dass die Zahl der Einbrüche 2016 um rund ein Sechstel gegenüber dem Jahr davor zurückgegangen ist, lobte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer. Erst im Juni dieses Jahres haben die 33 Ermittler der Elite-Einheit eine Bande festgenommen, die seit Anfang 2016 mehr als 200 Einbrüche begangen haben soll.
Es sei unstrittig, dass die Soko hervorragende Arbeit leiste, sagt auch der BDK. Das Erfolgsmodel Castle solle ja auch weiterbestehen – nur eben nicht als Soko, sondern als feste Dienststelle, die ihren hochmotivierten Ermittlern die gleichen Karrierechancen biete wie allen anderen Beamten im Apparat.