Hamburg. Fast ein Drittel weniger Taten als im vergangenen Jahr. Serientäter scheinen die Stadt zu meiden. Was vor Einbrüchen schützen kann.
Die Entwicklung hatte sich abgezeichnet, doch mit so einer Deutlichkeit hatte man selbst innerhalb der Polizei nicht gerechnet. Um rund 27 Prozent ist die Zahl der Einbrüche in den ersten vier Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen.
Knapp unter 2700 Einbrüche wurden von Januar bis Ende April 2017 bei der Hamburger Polizei angezeigt. Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum knapp 3650 Taten – also rund 1000 mehr. Im Jahr 2015 waren es sogar etwas über 3800 Fälle gewesen. Bleibt der Trend erhalten, könnte man in diesem Jahr auf die niedrigste Zahl von Einbrüchen seit zehn Jahren kommen.
„Das sind natürlich Prognosen, auf die noch niemand eingehen will“, sagt ein Beamter. „Wir haben noch den Großteil des Jahres vor uns.“ Die niedrigste Belastung durch Einbruchskriminalität in den vergangenen 35 Jahren hatte es in den Jahren 2006 (4733 Taten) und 2005 (5241 Taten) gegeben. Die höchste Zahl der Einbrüche wurde 1992 mit 16.453 Taten registriert.
Serientäter meiden Hamburg
Auch eine andere Zahl wird von der Polizei als Erfolg gewertet – und das, obwohl sie sich scheinbar negativ entwickelte. So ist die Aufklärungsquote von Einbrüchen in den ersten vier Monaten dieses Jahres auf rund fünf Prozent gesunken. Im Vorjahreszeitraum hatte sie noch bei 6,3 Prozent gelegen. Die Erklärung der Polizei: Serientäter scheinen Hamburg vermehrt zu meiden oder in Haft zu sitzen.
Bei einer Festnahme hatte man so in der Vergangenheit mehrere Fälle aufklären können. Dieses Ergebnis wird demnach als Erfolg der Soko „Castle“, die sich auf die Ermittlung von Serientätern konzentriert, gewertet.
Zudem hat die Staatsanwaltschaft für diese Täter eine spezielle Abteilung eingerichtet, wodurch bereits härtere Urteile erwirkt worden seien. „So etwas spricht sich natürlich in der Szene herum“, so ein Beamter. „Es kann tatsächlich sein, dass wir so etwas wie einen Abschreckungseffekt erzielt haben.“ Und weniger Serientäter hieße natürlich auch weniger Einbrüche.
"Katze" begann mehr als 200 Einbrüche
Gerade professionelle Täter, die hauptsächlich aus Südosteuropa oder Chile kommen, begehen in sehr kurzen Zeiträumen viele Einbrüche. Wie intensiv Einbrecher vorgehen, zeigt der Fall eines 35 Jahre alten Albaners, der Ende 2015 festgenommen wurde. Die Soko „Castle“ rechnete ihm mehr als 50 Taten zu.
Einem Landsmann des 35-Jährigen mit dem Spitznamen „Katze“ wurden mehr als 200 Taten zugeordnet, die innerhalb von vier Jahren in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Österreich begangen wurden.
Beliebt ist die „Korkenzieher-Methode“
Wie sich das Jahr endgültig entwickelt, wird allerdings erst vom Herbst an abzusehen sein. Die kommenden Sommermonate, an denen die Tage lang und die Nächte kurz sind, gehören zur weniger belasteten Zeit. Weil Einbrecher die Dunkelheit nutzen, sind sie eher in den Monaten vor und nach dem Jahreswechsel aktiv. In der Statistik wirkt sich das so stark aus, dass man bei der Polizei von einem jährlich wiederkehrenden „Badewannen-Effekt“ spricht – angelehnt an den Verlauf der Kurve bei einer grafischen Darstellung.
„Es den Tätern so schwer wie möglich zu machen ist immer noch der beste Schutz gegen Einbrecher“, sagt Oliver Bienek vom Harburger Sicherheitscenter Kri-Bie. „Die Täter sind dreist und suchen sich die Tatorte ohne große Vorbereitung aus. Entdecken sie eine Schwachstelle an einer Wohnung oder an einem Haus, begehen sie den Einbruch.“ Oft komme dabei die sogenannte Korkenzieher-Methode zum Einsatz. Dabei „ziehen“ die Täter das Zylinderschloss. „Das Schlimme ist, dass jeder sich das Einbruchswerkzeug bestellen kann“, sagt Oliver Bienek. „Am besten schützt eine gute mechanische Sicherung an Türen und Fenstern in Verbindung mit einer Alarmanlage.“
Begehrt sind Bargeld und Schmuck
Was den Sicherungsfachmann wundert: Im Urlaub würden viele Menschen ihre Wertsachen in einen Tresor schließen – zu Hause aber einfach rumliegen lassen oder in Schubladen aufbewahren. „Dabei gibt es schon kleine Tresore, die gut zu verankern sind und damit guten Schutz bieten“, sagt Oliver Bienek. Denn die bevorzugte Beute seien nach wie vor Bargeld und Schmuck.