Hamburgs HafenCity: Das Hochhaus-Projekt Elbtower sagt viel über die Zukunftsfähigkeit der Stadt aus.

Der am östlichen Ende der HafenCity geplante Wolkenkratzer ist eine Wette. Und zwar auf eine Zukunft, in der Menschen Probleme als Herausforderung begreifen. Eine Wette auf eine Zukunft, in der Menschen Schwierigkeiten nicht mit Verboten begegnen, sondern mit der Lust am Gestalten und mit dem Mut, diese zu überwinden.

Der Elbtower: Hier geht's zum Text

Dieses Bauprojekt ist zuallererst für Architekten und Bauingenieure eine Herausforderung. Sie werden bei diesem Gebäude vieles neu (be-)denken müssen. Vor allem müssen sie herausfinden, wie man ästhetisches Design und modernes Bauen mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz hinbekommt.

Für Stadtplaner und Stadtpolitik stellt dieses Gebäude nicht minder eine Herausforderung dar, soll es nicht in ein paar Jahren eine Investitionsru­ine sein. Der Bauplatz am Ende der HafenCity, sozusagen ihr Schlussstein, bietet große Chancen – nicht nur für Hotels und Büros, sondern auch für öffentliche Einrichtungen.

Die Frage ist also: Wie bekommt man ein Gebäudeensemble hin, das vielen Menschen dieser Stadt von Nutzen ist? Wie bindet man den Tower so in die Stadt ein, dass er nicht zu einem Fremdkörper an ihrem Ende wird?

Der Umgang mit dem Elbtower sagt vieles über die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft aus. Sind wir eine Gesellschaft, in der Erfindungsreichtum, Entdeckermut und die Bereitschaft zu Veränderungen ein Zuhause haben? Oder sind wir nur die Erben von Erfindern und Entdeckern, die verängstigt über das Erbe wachen?

Natürlich lassen sich Argumente gegen dieses Bauprojekt finden. Hat Hamburg nicht erst mit seiner Abstimmung über eine Olympiabewerbung Schiffbruch erlitten? Haben die vielen Klagen über die Einschränkungen während des G20-Gipfels nicht gezeigt, dass die Stadt international nicht auffallen will? Von den Ausschreitungen der Linksextremisten ganz abgesehen.

Oder denken wir an die Elbphilharmonie. Jetzt, da sie eröffnet ist, weltweit Anerkennung und Bewunderung findet, äußern sich fast alle Hamburger stolz auf das Konzerthaus. Aber die Zeiten, in den Hohn und Spott über das Projekt ausgegossen wurde, sind nicht lange her und keineswegs vergessen.

Als das Elbtower-Projekt vor einigen Monaten von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Oberbaudirektor Jörn Walter vorgestellt wurde, gab es neben Unterstützung reichlich Kritik. Man solle doch lieber Wohnungen bauen, hieß es. Andere sprachen davon, rücksichtslose Kapitalisten wollten sich auf Kosten der Allgemeinheit einen Tempel errichten, um dem Gott des Geldes huldigen zu können.

Nun könnte man einwenden, dass in Hamburg bereits 10.000 Wohnungen jährlich errichtet werden – 3000 davon öffentlich gefördert und damit für die weniger Verdienenden bezahlbar. Man könnte auch einwenden, dass die Stadt sich finanziell an dem Gebäude nicht beteiligen, dafür umso mehr bei dessen Ausrichtung mitreden will.

Wie also wäre es, den Wolkenkratzer als einzigartige Chance zu begreifen? Als Solitär nicht nur im eigent­lichen Wortsinn, sondern als Möglichkeit, der Welt zu zeigen, dass beides geht: ein Gebäude zu bauen, das sowohl architektonisch herausragend als auch nachhaltig ist, und dass man dabei die Menschen der Stadt einbindet.