Hamburg/Kiel. Faule Kredite bringen innerhalb eines Jahres weitere halbe Milliarde Euro Verlust. Und die Werte schwinden rasant.
Die Abwicklungsgesellschaft der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein für einen Teil der faulen Kredite der HSH Nordbank hat in ihrem ersten Geschäftsjahr einen Verlust von 505 Millionen Euro verbucht. Das geht aus dem am Donnerstag in Kiel veröffentlichten Geschäftsbericht für das Jahr 2016 hervor. Der Verlust sei vor allem eine Folge zusätzlicher Risikovorsorge für die übernommenen Kredite von 470 Millionen Euro sowie einmaliger Kosten für die Gründung und den Aufbau der HSH Portfoliomanagement AöR, heißt es in einer Mitteilung.
Die Anstalt hatte im Auftrag der Länder am 1. Juli 2016 im Zuge des anstehenden Verkaufs der HSH Nordbank schlechte Kredite der Bank im Nominalwert von 4,1 Milliarden Euro übernommen und dafür 2,4 Milliarden Euro bezahlt. Als Sicherheit dienten 253 Schiffe, davon zwei Drittel Containerschiffe. Der Auftrag der Länder an die neue Gesellschaft lautete, diese Kredite möglichst mit Gewinn zu verwerten und abzuwickeln.
Zum Jahresende hatte die Abwicklungsgesellschaft Forderungen von 4,48 Milliarden Euro gegen ehemalige Kreditnehmer der HSH Nordbank in ihrer Bilanz. Das war mehr als zu Beginn, weil einmal die Forderungen oft in Dollar lauten, aber in Euro ausgewiesen sind. Der Dollar war 2016 stark, damit stiegen die Forderungen in Euro an. Zum anderen wurden nicht alle fälligen Zinsen von den Reedern bezahlt und erhöhten so die Kreditsumme.
Ablösung der Kredite durch Schiffsverkäufe
Die Forderungen stehen mit einem Buchwert von 2,04 Milliarden Euro in der Bilanz und waren mit 251 Schiffen besichert. Im ersten Quartal des laufenden Jahres wurde der Bestand um weitere acht Schiffe verringert. „Mit den bisherigen Erlösen aus dem Abbau der notleidenden Forderungen sind wir in Summe zufrieden“, sagte Geschäftsführerin Ulrike Helfer. Ein Sprecher der Gesellschaft ergänzte, dass Schiffe zu Preisen verkauft wurden, die eine vollständige Ablösung der zugrundeliegenden Kreditverträge ermöglichten.
Der Abbau der notleidenden Kredite wird mindestens zehn Jahre dauern und möglicherweise teuer für die Steuerzahler in Hamburg und Schleswig-Holstein. Doch das lässt sich erst am Ende sagen. Der aktuelle Verlust der Abwicklungsgesellschaft steht erst einmal nur auf dem Papier. Für den Steuerzahler ist der Hauptverlust bereits bei der HSH Nordbank entstanden, die diese notleidenden Kredite mit einem Abschlag von mehr als 40 Prozent an die Abwicklungsgesellschaft verkauft hat. Der daraus entstehende Verlust der Bank von 1,7 Milliarden Euro wurde gegen die Ländergarantien abgerechnet.
Ende der Schifffahrtskrise nicht in Sicht
Was die Abwicklungsgesellschaft am Ende den Steuerzahler kostet, hängt ab vom weiteren Verlauf der Schifffahrtsmärkte und der Verwertung der Kredite. Wenn sich die Frachtraten und Schifffahrtsmärkte erholen sollten, werden die Sicherheiten wieder werthaltiger, und die Kredite können leichter zurückgezahlt werden. Doch danach sieht es auch im neunten Jahr der Schifffahrtskrise nicht aus, trotz einiger positiver Signale im ersten Halbjahr. „Für das Gesamtjahr 2017 ist eine signifikante Erholung der Charterraten oder Schiffswerte aufgrund weiterhin bestehender Überkapazitäten unwahrscheinlich“, heißt es im Geschäftsbericht.
Die Abwicklungsgesellschaft wäre am Ende ihrer Laufzeit ein Gewinn für den Steuerzahler, wenn sie mehr als die gezahlten 2,4 Milliarden Euro von ihren Kreditnehmern zurückbekäme, plus die eigenen Kosten. Das wird nicht einfach, weil die Schiffe altern und Jahr für Jahr an Wert verlieren. Die Ländergesellschaft hatte von der HSH Nordbank die schwierigsten und schlechtesten Kredite übernommen, bei denen die Schiffe oft nur noch ihren Schrottwert aufweisen. Damit soll der Verkauf der HSH Nordbank erleichtert werden, der nach Auflagen der EU bis zum Februar nächsten Jahres vollzogen sein muss.