Kiel. Die von der Bank gekauften Schiffskredite verlieren offenbar immer mehr an Wert. Darauf deutet eine neue Risikoklassifikation hin.
Seit Ende 2015 gibt es die HSH Portfoliomanagement AöR. Die Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) mit Sitz in Kiel, kurz „PoMa“ genannt, gehört den beiden Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein. Was bedeutet, dass der Steuerzahler zahlen muss, falls sie Verluste macht. Dass sie Verluste macht, ist klar. Denn sie wurde einzig und allein gegründet, um der zum Verkauf stehenden HSH Nordbank Schiffskredite abzunehmen, die vermutlich nicht mehr oder nur teilweise zurückgezahlt werden. „Notleidend“ heißt der Bankerbegriff für solche Kredite. Aber wie „notleidend“ ist die PoMa? Welche Verluste haben sich dort angesammelt? Jetzt gibt es erste Hinweise. Denn das Unternehmen hat erstmals seit Juni 2016 und völlig überraschend einen Anstaltsbericht veröffentlicht.
Und in diesem Bericht für das erste Quartal 2017 stecken einige schlechte Nachrichten. 590 Kreditverträge von 193 Kreditnehmern hatte die PoMa zum Stichtag 30. Juni 2016 übernommen. 256 Schiffe waren damit finanziert worden. Nur elf Prozent dieser Verträge, so hieß es damals seitens des Verkäufers, der HSH Nordbank, gehörten in die schlechteste Kategorie mit dem Titel „Akuter Handlungsbedarf“. Die PoMa hat nun noch einmal nachgerechnet – und kommt zu einem anderen Ergebnis: 17 Prozent der Verträge fallen demnach in diese Risikoklasse drei. Es sind Verträge, die man eigentlich sofort loswerden müsste. Denn die Schiffe, die als Sicherheit dienen, fahren nur noch Verluste ein, und die Kreditnehmer sind mehr oder weniger zahlungsunfähig.
Negative Veränderungen
Auch in der Risikoklasse zwei gibt es negative Veränderungen. Glaubte die HSH Nordbank noch, dass 86 Prozent der Verträge in die Kategorie „ausgefallene Kreditnehmer mit positiver Sanierungsprognose“ gehörten, ordnet die PoMa nun nur noch 79 Prozent der Verträge in diese Klasse ein.
Die Zahl der Schiffe ist mittlerweile gesunken, es sind nur noch 243. Allein fünf Tanker und drei Containerschiffe wurden im ersten Quartal dieses Jahres veräußert, nach Tilgung der Kredite zurückgegeben oder auf dem Weg der Realteilung aus der Bilanz genommen. Wie viele Kreditverträge damit verbunden waren, ist nicht bekannt.
Auch auf die wichtigste Frage gibt der Anstaltsbericht keine Antwort: Welchen Wert hat das Kreditportfolio derzeit noch? Bekannt ist, dass es im vergangenen Jahr schon zweimal abgewertet wurde. Für die Kreditverträge hatte die PoMa 2,43 Milliarden Euro an die HSH Nordbank gezahlt. Schon zum Jahreswechsel 2016/17 lag der Wert nur noch bei rund 1,9 Milliarden Euro.
Wo liegt er jetzt? Norbert Hackbusch, haushaltspolitischer Sprecher der Linken-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft, ahnt nichts Gutes. „Die Erhöhung der Anzahl der Schiffe in der schlechtesten Krisenkategorie um 50 Prozent deutet auf zwei gravierende Probleme hin“, sagt er: „Die Situation der Schiffe ist dramatischer, als uns die HSH Nordbank berichtet hat. Außerdem weist die Erhöhung auf eine zumindest ungenügende Behandlung dieser Schiffsportfolien bei der HSH Nordbank hin.“ Die Zukunft der PoMa verschlechtere sich „von Quartal zu Quartal“.
Noch immer kein Jahresabschluss für 2016
Auch Thomas Rother (SPD), Vorsitzender des Finanzausschusses des Kieler Landtags, sagt: „Schön ist das alles nicht.“ Dennoch mag er die Schuld für die korrigierte Risikoklassifikation nicht allein der HSH Nordbank in die Schuhe schieben. „Die Situation in der Schifffahrt verschlechtert sich, die Situation bei den Kreditverträgen verändert sich, deswegen muss in Sachen Klassifikation natürlich immer wieder nachgesteuert werden“, sagt er.
Nachsteuern muss auch die HSH Portfoliomanagement selbst. Noch immer hat sie keinen Jahresabschluss für 2016 vorgelegt. Aus heutiger Sicht ist wahrscheinlich, dass sie das vor dem 24. September, dem Tag der Bundes- tagswahl, auch nicht mehr tun wird. Die nächste Sitzung des PoMa-Verwaltungsrats ist auf den 14. September terminiert. Sollte es da zu einer Beschlussfassung kommen, müsste der Jahresabschluss wohl zunächst den Finanzausschüssen der Eigentümerländer Hamburg und Schleswig-Holstein präsentiert werden. Vor dem 24. September ist das kaum zu schaffen. Also werden die Bürger wohl erst danach erfahren, wie es um die PoMa steht – und was das alles kosten wird.
Geht die Rechnung auf?
Ähnliches gilt auch für den geplanten Verkauf der HSH Nordbank. Sie sollte durch die Veräußerung des Kreditportfolios an die PoMa aufgehübscht werden. Noch weiß niemand, ob die Rechnung aufgeht. Gerade haben die beiden Ländern angekündigt, dass die Prüfung der Angebote für die Bank noch etwas dauern werde. Bis Ende Oktober will man sich dafür Zeit nehmen. Erst nach der Wahl wird man also wissen, ob es einen Käufer gibt – oder ob die HSH Nordbank abgewickelt wird.