Hamburg. Ein Terminal will keine Mitarbeiter der Stauerei Carl Tiedemann mehr einsetzen. Carola Zehle reagiert auf seltsamen Facebook-Post.

Zuerst ging es um verspätet gezahlte Löhne sowie Mitarbeiter, die aus Ärger darüber der Arbeit fernblieben. Jetzt findet der Streit zwischen Betriebsrat, Gewerkschaft und Firmenchefin Carola Zehle einen neuen Höhepunkt.

Weil sie wegen des Streits offensichtlich nicht zuverlässig genug Personal an den Terminals stellen konnte, gab es von dem städtischen und größten Hamburger Umschlagsbetrieb HHLA jetzt eine verärgerte Mail an Firmenchefin Zehle, die in Hamburg auch unter dem Spitznamen Hafenlöwin bekannt ist.

HHLA: Ab sofort kein Tiedemann-Personal

In dem Mail-Wechsel, der dem Abendblatt vorliegt, verlangt das HHLA-Terminal Tollerort eine bessere Planbarkeit. Daraufhin wird ihm von Zehle mitgeteilt, dass am nächsten Morgen genügend Mitarbeiter zur Stelle seien. Die HHLA-Antwort am Mittwoch ist dann ziemlich eindeutig. Man wolle eine Planbarkeit über einen längeren Zeitraum und werde daher "ab sofort" kein Personal von Carl Tiedemann mehr einsetzen.

"Höchste Priorität haben für uns die Kunden, wir wollen zuverlässig die Schiffe bedienen können", sagte dazu ein HHLA-Sprecher. Man erwarte nun eine Reaktion von Carola Zehle. Die HHLA betreibt in Hamburg neben dem Tollerort auch die Containerterminals Altenwerder und Burchardkai.

Facebook-Post greift Betriebsrat an

Teile der HHLA-Mail an Zehle finden sich auch in einem Facebook-Post, der am Donnerstag verbreitet wurde und dessen Urheberschaft nicht klar ist. Darin werden die Gewerkschaft Ver.di und Betriebsrat indirekt verantwortlich dafür gemacht, dass auf dem HHLA-Terminal nun kein Personal der Stauerei mehr eingesetzt wird. Eine Stellungnahme wollten weder Firmenchefin Zehle noch die Gewerkschaft Ver.di dazu abgeben.

Im Hafen arbeiten nach HHLA-Information drei vergleichbare Stauereien. Die sogenannten Lascher sind für das Verladen von Ladung auf Schiffen und deren Befestigung an Bord zuständig.

Streit geht um ausbleibende Gehaltszahlungen

Hintergrund des alten Streits: Betriebsrat und Firmenleitung streiten schon länger um ausbleibende Gehaltszahlungen. Als der Streit eskalierte, stellten Mitarbeiter zwischenzeitlich die Arbeit ein. Daraufhin meldete die Firmenchefin im Juli Insolvenz für das Tochterunternehmen Lasch Company Hamburg (LCH) an, die von Lohnausständen am meisten betroffen sein soll.

Die 70-Jährige räumte verspätete Zahlungen ein, warf Gewerkschaft und Betriebsrat aber vor, Mitarbeiter zum Fernbleiben durch Krankmeldung "angestachelt" zu haben. Mitarbeiter klagen indes, dass sie sich inzwischen Geld leihen mussten, um überhaupt über die Runden zu kommen.