Hamburg. Demonstration gegen Hamburger Traditionsfirma Carl Tiedemann. Stauerei in Geldnöten, Chefin unter Druck.
Mit Trillerpfeifen und Transparenten bewaffnet stehen mehrere Hundert Hafenarbeiter vor dem Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof. Darunter sind etwa 350 Lascher der Hamburger Traditionsfirma Carl Tiedemann. Die Spezialisten für das Verstauen und Festzurren von Ladung auf Schiffen haben Wut im Bauch und machen sich auf zum Protestzug.
Seit Wochen warten die Lascher auf ihre Löhne und liegen deshalb mit der Firma und deren Chefin, Carola Zehle, überkreuz. Die Außenstände betragen zwischen 5000 und 10.000 Euro pro Arbeiter, heißt es. Deshalb hat die Gewerkschaft Ver.di zur Demonstration aufgerufen. „Wenn die Lascher ihr Geld nicht bekommen, kann das zur Gefahr für den ganzen Hafen werden“, sagt Ver.di-Sekretär Marco Otten.
Ersten wollen nicht mehr zur Arbeit gehen
„Wir sind an dem Punkt, dass die Ersten nicht mehr zur Arbeit gehen wollen. Wenn die Container nicht mehr festgemacht werden, bleiben irgendwann die Schiffe im Hafen liegen und der Umschlag kommt zum Erliegen“, sagt Otten. Deshalb müsse Geschäftsführerin Carola Zehle ihren Mitarbeitern jetzt reinen Wein einschenken, wie es mit dem Unternehmen weitergeht. „Und darum gehen wir jetzt zu ihr“, sagt Otten.
Schleppend setzt sich der Protestzug in Bewegung. Aus mannshohen Lautsprechern des Anheizerfahrzeugs dröhnt Heavy-Metal-Musik. Die Stimmung ist aufgeheizt. Auf Plakaten wird Zehle, die wegen ihrer Durchsetzungskraft in der von Männern dominierten Hafenwelt, den Beinamen „Hafenlöwin“ trägt, als Hyäne verunglimpft. „Zehle du Hyäne, zahl endlich unsere Löhne“, steht auf einem Schild. Daneben steht Sven.
Auch Abschlagszahlungen würden nicht gezahlt
Er wartet seit Mai auf seinen Lohn. „Ich habe eine Frau, zwei Kinder und muss die Miete und das Auto abbezahlen“, sagt er. Vorerst hat er sich Geld bei seinen Eltern geliehen. „Aber das ist keine Lösung“, sagt er. Andere haben sich inzwischen Anwälte genommen und wollen juristisch die Zahlung ihres Lohns durchsetzen. „Wir bieten den Mitgliedern rechtliche Unterstützung an“, sagt Gewerkschaftssekretär Otten. „Zur Not muss die Zahlung der Löhne eingeklagt werden.“
Über die Mönckebergstraße ziehen die Hafenarbeiter zum Ballindamm, zum Tiedemann-Stadtbüro. Die Tür des Bürokontors ist zu, das Klingelschild abgeschraubt. „Die feine Dame ist nicht da. Was für eine Schweinerei“, ruft einer. Die Verärgerung der Kollegen sei so groß, weil man sich mit Zehle auf Abschlagszahlungen geeinigt hätte, aber selbst diese würden nicht gezahlt, sagt Christian Warnke, Betriebsratsvorsitzender der zu Tiedemann gehörenden Lasch Company Hamburg. „Wir machen jetzt ernst“ , kündigt er an.