Hamburg. Zerschlagene Sanitäranlagen, abplatzender Putz und Feuchtigkeit in einem Seitenflügel. Die Bahn erwägt einen Abriss des Anbaus.

Ein gut erhaltener Anstrich, dessen helle Farbe im Kontrast zu den dunkelroten Ziegelbändern steht, schmucke Mansardenfenster – von vorne betrachtet wirkt der Ohlsdorfer Bahnhof gut in Schuss. Doch der Schein trügt. Die schwarze Farbe, mit der die Fenster zu den ehemaligen Toiletten im linken Seitenflügel bemalt wurden, verbergen den Blick ins Innere: auf zerschlagene Sanitäranlagen und Balken, mit denen die Decke abgestützt wird.

Den tatsächlichen Zustand des Anbaus offenbart erst ein weiterer Blick – nämlich der, den man über einen Zaun hinweg auf die Seitenmauer werfen kann. Hier platzt der Putz von den vor Feuchtigkeit blühenden Wänden, die kleinen Fenster, deren Rahmen verwittert sind, stehen offen.

„Ein Gebäude zu lüften ist grundsätzlich gut, aber es muss kontrolliert werden. Dass hier zu viel Feuchtigkeit eindringt, sieht man den Mauern ja an“, sagt Klaus Struck. "Hier muss auf jeden Fall schnellstmöglich saniert werden, damit der Verfall nicht fortschreitet." Der Ingenieur engagiert sich seit etwa 20 Jahren in der Willi-Bredel-Gesellschaft, der Geschichtswerkstatt für Ohlsdorf und Fuhlsbüttel.

Ein Dauerthema dort: Der Verlust historischer Substanz in den beiden Stadtteilen. Auf einem Rundgang am kommenden Wochenende will Struck darauf aufmerksam machen. Außer dem Bahnhof will er auch das alte Krematorium und den Eingangsbereich des Familienbads Ohlsdorf besuchen.

Toiletten wegen Vandalismus geschlossen

Dort hatte die Willi-Bredel-Gesellschaft bis April dieses Jahres ihre Räume. Dann musste sie ausziehen, weil Bäderland andere Pläne für den historischen Gebäudeteil hat. Man habe sich auch um Räume im Bahnhofsgebäude bemüht, heißt es auch dem Verein: um die Toilettenanlagen und um eine Wohnung, die es unter dem Dach geben soll. Nach Auskunft der Deutschen Bahn, in deren Besitz das Bahnhofsgebäude ist, gibt es weder die besagte Wohnung noch geeignete Flächen.

„Wir haben im Bahnhof keine Räumlichkeiten die vermietet werden können“, so eine Bahn-Sprecherin. Gäbe es solche Flächen, wäre man offen für Interessenten. Zur Baufälligkeit des Toilettenanbaus sagt sie: „Uns ist der Zustand bewusst, es werden daher im Inneren Bereiche mit Stützen gesichert. Wir prüfen, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um diesen Zustand zu beheben. Dazu gehört auch ein möglicher Abriss des Anbaus.“

Das 1905 erbaute Gebäude entspreche den vorgegebenen Sicherheitsstandards, der Zustand des linken Flügels habe „keinerlei Relevanz“ für die Kunden und den Bahnbetrieb. Die Toilettenanlage habe die Bahn geschlossen, nachdem sie mehrmals durch Vandalismus beschädigt worden war. Nachdem auch ein Behinderten-WC mehrmals demoliert wurde, gibt es jetzt ein (kostenpflichtiges) Unisex-WC.

Stadtteilrundgang: Sa, 12. 8, 15 Uhr, Im Grünen Grunde 1c, Teilnahmegebühr 5 / 3 Euro