Harburg. Alle Tunnelbahnhöfe der S-Bahn werden bis 2021 erneuert – So sollen die drei Stationen aussehen, wenn die Bahn fertig ist.

Wenn ab Mitte September der Umbau des Altonaer S-Bahnhofs abgeschlossen ist, können Harburger schon mal hinpilgern und sich vorfreuen: Bis 2021, so die bisherigen Pläne der „DB Station und Service GmbH“, soll das neue Designkonzept in allen Tunnelbahnhöfen der Hamburger S-Bahn umgesetzt sein, also auch in Harburg, Harburg-Rathaus und Heimfeld. Es ist die erste große Neugestaltung dieser Bahnhöfe, seit sie 1983 und 1984 eröffnet wurden.

Einen kleinen Voreinblick in die neue Gestaltung haben bereits die Mitglieder des Regionalausschusses Harburg der Harburger Bezirksversammlung erhalten. Michael Dominidiato, Leiter des Bahnhofsmanagements Hamburg und Alexander Schlüsselburg, Projektleiter bei „Station und Service“ hatten die Neugestaltungspläne für die Harburger Stationen vorgestellt.

Wie schon im alten Design erhalten alle Bahnhöfe des Citytunnels und des Harburger Tunnels ein jeweils kennzeichnendes Farbmuster, das oft Bezug auf die Umgebung des Bahnhofs nimmt. Berühmt ist das Rot-Blau der Station Reeperbahn, das die historische Beziehung von Seefahrt und Prostitution symbolisieren soll. Auch das bisherige Kacheldesign des Bahnhofs Harburg-Rathaus symbolisiert in der Farbwahl maritime, urbane und natürliche Elemente.

Das grüne Band symbolisiert Heimfeld
Das grüne Band symbolisiert Heimfeld © HA | Deutsche Bahn

„Im wesentlichen soll sich die neue Farbgestaltung an die bisherige anlehnen“, sagt Alexander Schlüsselburg, „allerdings bedienen wir uns einer moderneren Designsprache.“

Anders als vorher wird sich die farbliche Gestaltung nicht mehr von Gleisbett bis Tunneldecke erstrecken sondern lediglich ein etwa zweieinhalb Meter hoher Streifen an der Gleishinterwand sein, in etwa ab Bahnsteigkantenhöhe. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass die farbigen Kacheln im unteren Bereich schnell unansehnlich werden“, sagt Schlüsselburg, „und nach oben hin macht eine klar definierte Kante dann auch ein schlüssigeres Bild.“

48 Millionen Euro kostet der Umbau aller 14 Tunnelhaltestellen. Am Ende kommt Licht in die Tunnel: Insgesamt soll das Erscheinungsbild der Stationen heller werden. Zum einen durch modernere Beleuchtungstechnik, zum anderen dadurch, dass die großen Plakatstellwände in den Bahnsteigmitten wegfallen. Geworben wird dann nur noch auf Bildschirmen, die an den Tunnelsäulen angebracht sind. Auch dies ist eine zusätzliche Lichtquelle. Die derzeit eher lichtschluckend mattgrauen Bodenfliesen werden durch hellere, glänzende, pflegeleichte ersetzt.

Das bisherige Einheitsorange der Station Harburg wird in mehrere Töne aufgebrochen.
Das bisherige Einheitsorange der Station Harburg wird in mehrere Töne aufgebrochen. © HA | Deutsche Bahn

Vor allem aber erhalten alle Bahnhöfe wieder helle Decken. Nach einem Brand im S-Bahnhof Landungsbrücken vor über zehn Jahren hatte die Feuerwehr die alten Deckenverkleidungen bemängelt: Sie würden im Brandfall zu viel Rauch entwickeln. Daraufhin hatte die Deutsche Bahn in allen Tunnelbahnhöfen die entsprechenden Verkleidungen entfernt, sodass die Decken der jeweiligen Bahnsteige stets wie ein Rohbau wirkten. Das soll nun beendet werden: Über den Bahnsteigen werden die Decken wieder abgehängt, direkt an der Kante dieser Deckenabhängung ist die Bahnsteigbeleuchtung angebracht.

Im S-Bahnhof Harburg wird das orangebraun der Kacheln, dessen Symbolik bislang niemand wirklich erklären konnte, farblich aufgebrochen: Eine Art Tangram-Muster aus mehreren Gelb- und Orangetönen ersetzt die monotone Farbgebung, die die Bahnhofswände derzeit prägt. Bislang nicht ins Designkonzept aufgenommen ist ein optischer Hinweis auf die Bahnhofspatenschaft zwischen Hamburg-Harburg und London Victoria.

Bislang wurde dies dadurch symbolisiert, dass die Haltestellenbezeichnung „Harburg“ im Querbalken eines an das berühmte „Bar-and-Circle“-Logo der Londoner U-Bahn erinnernden Kreisrings auftauchte. „Wir werden uns da noch etwas einfallen lassen“, verspricht Alexander Schlüsselburg.

In Harburg Rathaus wird sich das bisherige Streifenmuster in einer flächigeren Geometrie wiederfinden, ähnlich wie die grünen Elemente des Heimfelder Musters jetzt in verschiedenen Höhenebenen die Hügeligkeit des Stadtteils widerspiegeln sollen.

Der Umbau jeder Station wird jeweils mindestens eine Woche dauern. Ein genauer Zeitplan steht noch nicht fest. Ein Teil der Modernisierung ist jedoch bereits umgesetzt: Die vor kurzem eingeführten Multizuganzeiger, auf denen man die Abfahrten der nächsten drei Züge ablesen kann, gehören schon zum S-Bahn-Hof der Zukunft.

Harburgs S-Bahn

Seit dem Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 gilt Harburg als an die S-Bahn angeschlossen. Das bezog sich über viele Jahrzehnte allerdings nur auf den Fahrkartentarif. Technisch war Harburg mit Dampf und Diesel ans Hamburger Schienensystem angebunden. Auch die Taktfrequenz der Züge konnte sich nicht mit der der klassischen S-Bahn-Linie zwischen Blankenese und Poppenbüttel messen: Allenfalls alle 30 Minuten fuhr ein silberner Zug von Harburg in Richtung Norden.

Die Linienbezeichnung S3 kam mit Gründung des HVV 1967. Bereits damals lagen Pläne in der Schublade, die Strecke zwischen Hamburg und Neugraben als elektrische S-Bahn auszubauen. Zeitweise wurde dies auch für den Zweig in Richtung Maschen angedacht – inklusive einer S.-Bahn-Station Wilstorf an der Wasmer­straße

Erst 1983 rollte tatsächlich die erste „richtige“ S-Bahn von Harburg-Rathaus in Richtung Hamburg. Ein Jahr später war die Strecke bis Neugraben ausgebaut. Die Bahnhöfe Heimfeld und Neuwiedenthal war neu entstanden. Dafür waren die Bahnhöfe Unterelbe, Tempowerk und Hausbruch entfallen. 2007 wurde die S-Bahn bis Stade verlängert. Die S3 ist seitdem Hamburgs Linie mit der höchsten Nutzerauslastung.