Hamburg. 500 Beamte aus anderen Bundesländern, die beim G20-Gipfel eingesetzt waren, werden mit Partner in die Hansestadt eingeladen.

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat ihnen einen „heldenhaften Einsatz“ bescheinigt. Bundesinnenminister Thomas de Mazière (CDU) schwärmte, sie hätten „unser aller Dank verdient“. Das Lob beider Politiker galt den mehr als 20.000 beim G20-Gipfel eingesetzten Polizisten aus ganz Deutschland und den Spezialkräften aus Nachbarstaaten.

Danke zu sagen und Respekt zu zollen – das war auch vielen Bürgern, Hotels und Restaurants, Veranstaltern wie dem Maritimen Museum, dem Miniatur Wunderland, Hamburg Tourismus oder der „Cap San Diego“ eine Herzensangelegenheit. Und so lädt das Abendblatt in Kooperation mit Hotels, Restaurants, touristischen Unternehmen und der Deutschen Polizeigewerkschaft 500 Polizistinnen und Polizisten mit Partnern nach Hamburg ein.

709 Polizisten verletzt

Die Idee war während und nach den schlimmen Ausschreitungen entstanden. Dabei waren 709 Polizisten verletzt worden, neun davon schwer. Nahezu alle völlig erschöpft nach Tagen und Nächten voller Randale, viele verletzt durch Attacken mit Steinen, Flaschen oder Eisenstangen. Frustriert und fassungslos kehrten rund 14.000 Einsatzkräfte nach dem Gipfel wieder in ihre Heimatdienststellen zurück.

Von den schönen Seiten der Stadt hatten die Einsatzkräfte nichts gesehen. Enthemmte Kriminelle, die Rauchbomben zündeten, Barrikaden in Brand steckten, Böller warfen oder Pflastersteine bestimmten die Erinnerungen der hier eingesetzten Beamten – statt Bildern von Alster und Elbe, von Elbphilharmonie oder Michel. Unsere Überlegung: Das sollte nicht so bleiben. So entstand die Danke-Aktion.

Für 1000 Hamburger Polizistinnen und Polizisten sowie deren Partner hatte das Abendblatt bereits ein spontanes Danke-Konzert in der Elbphilharmonie organisiert – innerhalb von 100 Stunden. Der renommierte Pianist Sebastian Knauer sagte noch am G20-Wochenende spontan zu, Kultursenator Carsten Brosda (SPD) schlug umgehend den ersten Tag der Sommerpause des Konzerthauses als Termin vor, Jochen Margedant, „Projektleiter Elbphilharmonie“ in der Behörde, übernahm die Planung, und viele Kollegen im Konzerthaus verlängerten ihr arbeitsreiches Jahr um einen Tag und halfen.

Margedant organisierte zudem als Mitglied des Vorstands der „Stiftung Elbphilharmonie“ großzügige Spenden. Und mehrere Hamburger meldeten sich: „Ich möchte nicht genannt werden, aber spende gern 5000 Euro“, hieß es zum Beispiel. Knauer holte andere Musiker ins Boot – so kam das „Respekt-Konzert“ zustande. Respekt für den Einsatz der Beamten, aber auch der Appell an die Gesellschaft, Respekt zu üben.

Innensenator von Solidarität beeindruckt

Die zweite Danke-Aktion ist die für die auswärtigen Polizisten. „Ich bin beeindruckt von der Solidarität der Hamburger“, lobt Innensenator Andy Grote (SPD). „Es ist beeindruckend, dass viele Hamburgerinnen und Hamburger sich auf unterschiedlichste Weise bedankt haben“, lobt de Maizière.

Unter den vielen Hotels, die die auswärtigen Polizisten zu kostenlosen Übernachtungen einladen, sind das Empire Riverside Hotel, das Hotel Hafen Hamburg, das Grand Elysée, das Radisson Blu, das Si­de­ Hotel, das Hotel Atlantic und das Vier Jahreszeiten. „Wir wollen uns bei den auswärtigen Polizisten für ihren Einsatz bedanken und ihnen Hamburg von seiner schönsten Seite präsentieren“, sagt Vier-Jahreszeiten-Direktor Ingo C. Peters.

G20-Krawalle: Zerstörungswut in Hamburg

G20-Krawalle: Zerstörungswut in Hamburg

Nach Straßenschlachten am Rande des G20-Gipfels sind die Zerstörungen im Hamburger Schanzenviertel groß. Einsatzkräfte der Feuerwehr löschen am Sonnabendmorgen (8. Juli 2017) die letzten Brände.
Nach Straßenschlachten am Rande des G20-Gipfels sind die Zerstörungen im Hamburger Schanzenviertel groß. Einsatzkräfte der Feuerwehr löschen am Sonnabendmorgen (8. Juli 2017) die letzten Brände. © dpa | Axel Heimken
Die Randalierer bauten nicht nur Barrikaden und legten Brände, sie plünderten auch Geschäfte – etwa diese Drogerie.
Die Randalierer bauten nicht nur Barrikaden und legten Brände, sie plünderten auch Geschäfte – etwa diese Drogerie. © dpa | Kay Nietfeld
Am Morgen nach den Krawallen wird das Ausmaß der Zerstörungswut sichtbar – und das Aufräumen beginnt.
Am Morgen nach den Krawallen wird das Ausmaß der Zerstörungswut sichtbar – und das Aufräumen beginnt. © dpa | Daniel Bockwoldt
Die Inhaber dieses Geschäftes hatten wohl nicht mit einem solchen Ausmaß von Zerstörungswut gerechnet und ihre Scheiben nicht vorsorglich geschützt.
Die Inhaber dieses Geschäftes hatten wohl nicht mit einem solchen Ausmaß von Zerstörungswut gerechnet und ihre Scheiben nicht vorsorglich geschützt. © dpa | Daniel Bockwoldt
Angezündet wurde in Hamburg in der Nacht so ziemlich alles, von Fahrrädern über Mülltonnen bis zu Autos und Barrikaden.
Angezündet wurde in Hamburg in der Nacht so ziemlich alles, von Fahrrädern über Mülltonnen bis zu Autos und Barrikaden. © REUTERS | FABIAN BIMMER
Die Stadtreinigung versucht am nächsten Morgen das Chaos zu beseitigen.
Die Stadtreinigung versucht am nächsten Morgen das Chaos zu beseitigen. © REUTERS | FABIAN BIMMER
Polizeibeamte räumten am Morgen Miet-Fahrräder von der Straße Schulterblatt im Schanzenviertel.
Polizeibeamte räumten am Morgen Miet-Fahrräder von der Straße Schulterblatt im Schanzenviertel. © dpa | Christian Charisius
In der Nacht zuvor waren gewaltbereite Demonstranten auch mit Pflastersteinen auf Polizisten losgegangen.
In der Nacht zuvor waren gewaltbereite Demonstranten auch mit Pflastersteinen auf Polizisten losgegangen. © dpa | Axel Heimken
Eine Spur der Verwüstung vor der Roten Flora, einem autonomen Zentrum.
Eine Spur der Verwüstung vor der Roten Flora, einem autonomen Zentrum. © dpa | Axel Heimken
Mit so viel Gewaltbereitschaft hatten wohl weder die Polizei noch die Stadtverwaltung gerechnet.
Mit so viel Gewaltbereitschaft hatten wohl weder die Polizei noch die Stadtverwaltung gerechnet. © dpa | Markus Scholz
Brennende Barrikaden im Schanzenviertel.
Brennende Barrikaden im Schanzenviertel. © dpa | Bodo Marks
Die Polizei war mit mehr als 20.000 Einsatzkräften in der Stadt, hatte am Freitagmorgen nochmal Verstärkung aus anderen Bundesländern angefordert. In der Nacht zu Samstag stürmten Spezialeinsatzkräfte der Polizei den verbarrikadierten Teil des Schanzenviertels.
Die Polizei war mit mehr als 20.000 Einsatzkräften in der Stadt, hatte am Freitagmorgen nochmal Verstärkung aus anderen Bundesländern angefordert. In der Nacht zu Samstag stürmten Spezialeinsatzkräfte der Polizei den verbarrikadierten Teil des Schanzenviertels. © dpa | Kay Nietfeld
Spezialkräfte der Polizei versuchten, die Lage im Schanzenviertel unter Kontrolle zu bringen.
Spezialkräfte der Polizei versuchten, die Lage im Schanzenviertel unter Kontrolle zu bringen. © dpa | Michael Kappeler
Die Randalierer plünderten auch einen Supermarkt.
Die Randalierer plünderten auch einen Supermarkt. © Getty Images | Thomas Lohnes
Anarchische Zustände am Rande des G20-Gipfels.
Anarchische Zustände am Rande des G20-Gipfels. © Getty Images | Thomas Lohnes
Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Pfefferspray gegen die Randalierer vor. Die Bilanz am Morgen: 197 verletzte Polizisten, zahlreiche Festnahmen, mehrere Haftbefehle. Wie viele Demonstranten verletzt wurden, ist unklar.
Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Pfefferspray gegen die Randalierer vor. Die Bilanz am Morgen: 197 verletzte Polizisten, zahlreiche Festnahmen, mehrere Haftbefehle. Wie viele Demonstranten verletzt wurden, ist unklar. © Getty Images | Thomas Lohnes
Zerstörungswut im Schanzenviertel.
Zerstörungswut im Schanzenviertel. © Getty Images | Thomas Lohnes
Zerstörungswut im Schanzenviertel.
Zerstörungswut im Schanzenviertel. © Thomas Lohnes
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Auch Hotelketten wie die H-Hotels und der französische Accor-Konzern (Sofitel, Ibis, Novotel und Mercure), der mit 17 Häusern in Hamburg vertreten ist, sind dabei. „Nicht nur die Hamburger Polizistinnen und Polizisten, sondern auch die auswärtigen Kräfte haben mit großer Professionalität und Mut in einer schwierigen Situation agiert. Das verdient unsere vollste Anerkennung“, sagt Stefanie Holtz, General Manager des Ibis Hamburg Airport.

Einige Hotels, wie beispielsweise das East, das Steigenberger Treudelberg oder das Le Méridien, stellen neben Übernachtungen auch Restaurant-Gutscheine zur Verfügung. 100 Restaurant-Gutscheine gab es zudem allein vom Harburger Achterbahn-Restaurant Schwerelos. Die Block Gruppe lädt ebenfalls zahlreiche Polizisten zum Essen ein.

Pakete für insgesamt 500 Polizistinnen

„Hamburg Tourismus“ steuert für die auswärtigen G20-Polizisten kostenlose „Hamburg Cards“ bei: „Für die 500 Pakete, die eine Übernachtung für Polizist und Begleitperson enthalten, sponsern wir je eine Zwei-Tage-Gruppenkarte.“ In Summe ein Wert von 16.450 Euro.

Von den Geldspenden unserer Leser kauft das Abendblatt weitere Restaurantgutscheine, sodass wir Pakete für insgesamt 500 Polizistinnen und Polizisten sowie ihre Partner schnüren können: Eine Übernachtung, ein Gutschein für ein Essen zu zweit sowie Eintrittskarten für Hamburger Attraktionen.

Schönen Seiten der Stadt kennenlernen

Bei der großen Danke-Aktion des Abendblatts und seiner Leser kooperieren wir mit der Deutschen Polizeigewerkschaft. Die DPolG lädt in Hamburg eingesetzte Beamte von Länder- und Bundespolizei in die Stadt ein (ausschließlich Mitglieder der DPolG). Dabei gilt: Je mehr Polizisten ein Bundesland bei den schlimmen Ausschreitungen gestellt hat, desto mehr werden auch jetzt nach Hamburg eingeladen. Durch diese Kooperation setzen sich die eingeladenen Beamten nicht dem Vorwurf der Vorteilsnahme aus.

Gewerkschaftschef Joachim Lenders: „Eine anstrengende, herausfordernde und belastende Zeit liegt hinter Deutschlands Polizisten. Dieser G20-Gipfel hat Spuren hinterlassen: viele verletzte Polizisten, Beamte, die bis an die Grenze des Zumutbaren in den Einsatz gehen mussten, eine Radikalität und Gewaltbereitschaft, die ihresgleichen sucht. Polizisten, die während dieses Einsatzes im Stein- und Flaschenhagel die Sicherheit unserer Stadt gewährleisten mussten, können wir jetzt Hamburgs schöne Seiten zeigen“, sagt Lenders. „Wir sagen ,Danke‘ für diese tolle Aktion des Hamburger Abendblatts und freuen uns darauf, vielen Polizisten aus dem G20-Einsatz unsere Stadt zeigen zu können, wie sie ist: hanseatisch, gelassen und einfach schön.“