Hamburg. Mit dem offiziellen Gerstensaft Lütte Höög will sich die Stadt international präsentieren. Ende Oktober im Handel.
Von einem „Mädchen-Bier“ würde Brauer Marvin Försterling niemals sprechen. Biere ordnet er grundsätzlich keinen Geschlechtern zu. „Ich sträube mich dagegen, Bier zu gendern“, sagt er. Aber tatsächlich ist das erste offizielle Hamburg-Bier eben mehr zitronig-fruchtig und weniger herb. Hamburgs „Lütte Höög“ heißt der Gerstensaft, der eine flüssige Liebeserklärung an die Stadt sein soll. Der Name kommt aus dem Hamburger Platt und bedeutet „kleine Freude“. Wie berichtet, konnten die Hamburger bei einer Bierverkostung über die Geschmacksrichtung mit entscheiden.
Eine Entscheidung zwischen fünf verschiedenen Hopfensorten und damit für fünf unterschiedliche Aromen zu fällen war schwer. So schwer, dass nach der Bierverkostung bei Hopper Bräu in Bahrenfeld kein Ergebnis vorlag: 250 Brauereibesucher konnten sich nicht einigen, ob das Hamburg-Bier eher zitronig schmecken soll (Hopfenaroma „Lemondrop“) oder eher tropisch-fruchtig (Hopfensorte „Motueka“).
Es wird schmecken wie ein Alster ohne Sprite
Also mussten doch die Profis ran. Eine Woche hat es gedauert, ehe die Brauer sich auf eine Hopfensorte festlegten. „Lemondrop“ ist das Aroma, das das Hamburg-Bier nun ausmacht. Es sind auch rationale Gründe, die zu dieser Wahl führten. „Der Hopfen Lemondrop ist besser zu bekommen“, sagt Bierbrauer Försterling. Für Motueka aus Kanada seien die Importbestimmungen verschärft worden. „Mit Lemondrop, das per Schiff aus den USA kommt und von den Hopfenhändlern gekauft wird, sind wir auf der sicheren Seite“, sagt Marvin Försterling.
Am morgigen Donnerstag geht es dann in der Craft-Beer-Brauerei Hopper Bräu in Bahrenfeld mit den Partnerbrauereien an die Arbeit. Zum Aromahopfen kommt noch ein Bitterhopfen, und weil die Hamburger es offensichtlich fruchtig mögen, wollen die Brauer das Zitronige noch mit einem fruchtigen Aroma kombinieren. Grundlage für das Hamburg-Bier ist ein Pils. „Aus dem Feedback der Hamburger geht hervor, dass sie es nicht so bitter mögen“, sagt Marvin Försterling. Und wie wird das Hamburg-Bier schmecken? „Wie ein Alster ohne Sprite.“
Im Oktober in England ausgeschenkt
So hat die Lütte Höög 28 Bittereinheiten (zum Vergleich: Das bekannte friesisch-herbe Bier hat 35 Bittereinheiten). Nach dem ersten Einbrauen gärt das Bier zehn bis zwölf Tage bei zehn Grad. Darauf folgt die Kalthopfung mit dem Aromahopfen und eine weitere Lagerungszeit von rund vier Wochen bei null bis ein Grad, bis das Bier fertig für die Flaschenabfüllung ist. Försterling: „Das Bier wird, um den bestmöglichen Geschmack zu garantieren, weder erhitzt (nicht pasteurisiert) noch filtriert und ist daher naturtrüb.“ Craft-Biere brauchen mehr Zeit als industriell hergestellte – diese sind bereits nach zwölf bis 14 Tagen fertig.
Die Idee zum Hamburg-Bier hatten das Unternehmen CraftBeerMarket und das Hamburg Convention Bureau, eine Tochter der Hamburg Marketing GmbH. Die Stadt möchte sich damit im In- und Ausland präsentieren. Mit dem Bier soll es zunächst im Oktober im Rahmen von „Hamburg on Tour“ zu den Bierliebhabern nach England gehen. Dort wird das Getränk in London vorgestellt, und die Stadt rührt so bei den Briten die Werbetrommel.
Dann wird Hamburgs Lütte Höög in einer Auflage von 3000 Litern gebraut und von Ende Oktober im Handel erhältlich sein.