Bahrenfeld. Brauereibesucher stimmen über Gerstensaft ab, mit dem sich die Stadt präsentieren will. Er wird zitronig oder tropisch.
Fünfmal 0,1 Liter Bier in verschiedenen Geschmacksvariationen gilt es zu trinken, und nicht nur im Mund hin und her zu bewegen, zu schnalzen und wieder auszuspucken. Denn: „Wein spuckt man, Bier schluckt man“, heißt es bei der Bierverkostung in der kleinen Brauerei Hopper Bräu in Bahrenfeld. 250 Leute sind am Sonnabend vorbeigekommen, um mit darüber zu entscheiden, wie das erste offizielle Hamburg-Bier schmecken soll.
Sie trinken ihre Biere gerne aus und sind heute selbstverständlich nicht mit dem Auto gekommen. Es wird viel gelacht an dem Biertisch vor der Brauerei. Matthias, Jana, Daniela und Gaetano sind zwar zum Vergnügen hier, aber doch mit einer Mission: Sie sollen zwischen fünf Hopfensorten die eine auswählen, die das Hamburg-Bier ausmacht.
Jeder hat ein sogenanntes Tastingtray, ein Brett mit den Probebieren, vor sich. Bierbrauer Sascha Bruns von Hopper Bräu beschreibt die Aromen hinter den fünf Hopfennamen als „tropisch fruchtig mit einem Hauch roter Beeren“ („Mosaic“), „zitronig“ („Lemondrop“ und „Citra“), als „tropisch fruchtig mit viel floralem Beiwerk“ („Motueka“) und als „zitronig und vegetabil“ („Vic Secret“). A ja. Vegetabil heißt also gemüsig? „Ja, aber Gemüse hört sich so negativ an“, sagt Sascha Bruns. Wo das Vokabular nicht ausreicht und Worte nicht viel aussagen, muss probiert werden.
Das Hamburg-Bier wird zuerst den Engländern präsentiert
Das tun die Laientester. Anders als bei konventionellen Bieren ist es bei den handwerklich vorgehenden Craft-Beer-Brauern wie Sascha Bruns üblich, dass befreundete Brauer gemeinsam ein neues Bier kreieren. So hat Sascha Bruns mit seinem Kollegen von ElbPaul ein „Grundbier“ mit fünf verschiedenen Aromahopfen kreiert. Bitterhopfen ist immer enthalten, Aromahopfen gibt dem Bier dann eine besondere Geschmacksnote. „Wie das Bier schmeckt, ist subjektiv und hängt auch vom persönlichen Empfinden, von der Tageszeit und Tagesform ab“, sagt der 29 Jahre alte Chefbrauer. Leicht wird die Wahl also nicht.
Zur Bierverkostung aufgerufen hatten das Unternehmen CraftBeerMarket und das Hamburg Convention Bureau, eine Tochter der Hamburg Marketing GmbH. Die Stadt möchte sich mit einer flüssigen Visitenkarte im In- und Ausland präsentieren. Warum ausgerechnet mit einem Bier? „Das verdeutlicht die pulsierende Craft-Beer-Szene in Hamburg“, sagt Björn Meyburg vom Hamburg Convention Bureau. Mit dem Bier soll es als Erstes im Oktober im Rahmen von „Hamburg on Tour“ zu den Bierliebhabern nach England gehen. Dort wird das Getränk in London vorgestellt, und die Stadt rührt so bei den Briten die Werbetrommel.
Die Tester sind "interessierte Konsumenten"
Daniela und ihre Freunde trinken fleißig und füllen währenddessen einen Fragebogen aus. Sie bewerten die Hopfensorten nach Geruch und Geschmack auf einer Skala von 1 (mies) bis 7 (hopalicious – also extrem lecker) und am Ende vergeben sie eine Gesamtnote. Klingt einfach, ist es aber nicht. „Es ist schwer, die Hopfensorten auseinanderzuhalten“, sagt Daniela.
Auch daher müsse man das gesamte Glas austrinken, um sich überhaupt ein Urteil bilden zu können. Dass die Sorten Lemondrop und Citra zitronig sind, kann sie noch herausschmecken. „Bei den anderen Sorten finde ich kaum Unterschiede“, sagt die 33-Jährige. Dafür muss man wohl professioneller Biertrinker und -verkoster sein. Die vier Freunde sind es nicht, „wir sind interessierte Konsumenten, die beim Grillen Bier trinken, im Restaurant auch gern Wein“, sagt Jana und lacht. Es sei toll, bei dieser Entscheidung mitzuwirken.
Nun entscheiden doch die Profis
Wie schwer es aber ist, sich für das eine Hamburg-Bier zu entscheiden, zeigt die Auswertung der Fragebögen: Am späten Abend steht es unentschieden zwischen den Hopfensorten Lemondrop und Motueka. Ist Hamburg also eher zitronig oder tropisch fruchtig mit floralem Beiwerk? Nun liegt die endgültige Entscheidung doch bei den Bierbrauern.
Dann wird das Hamburg-Bier in einer Auflage von 3000 Litern gebraut und von Ende Oktober an für jeden im Handel erhältlich sein.