Hamburg. Firmen in der Metropolregion überraschen mit neuen Produkten. Wir erzählen die Geschichte dahinter. Heute: Cocktails von Shatler’s.

Rüdiger Bartholatus kommt gerade von einer großen Verkostungsaktion. Die Kieler Woche war der ideale Ort für seine Fertigcocktails in der Pappdose. „Die Konsumenten sind immer wieder überrascht von unserem Produkt, obwohl es schon bundesweit in über 2000 Supermärkten steht“, sagt Rüdiger Bartholatus, Geschäftsführer des Hamburger Getränkeherstellers Shatlers. Der Sommer ist die ideale Zeit für seine Produkte, denn sie verkaufen sich an sonnigen Tagen besonders gut, etwa in Strandclubs oder beim Schlagermove in Hamburg.

15 Cocktails wie Sex on the Beach, Mai Tai oder das alkoholfreie Pendant Wake up gibt es inzwischen. Zuletzt sind neue Sorten wie der Mojito oder der Long Island Iced Tea und ein alkoholfreier Virgin Mojito hinzugekommen. Fünf Cocktails gibt es inzwischen ohne Alkohol, und auch nur die hat das Abendblatt getestet. „Wir arbeiten an einer Ausweitung des Sortiments, gehen da aber sehr behutsam vor“, sagt Bar­tholatus. Jeden Modetrend mache das Unternehmen nicht mit.

Schnelle Zubereitung bei großen Anlässen

Cocktails aus der Pappdose? Das mag überraschend erscheinen, ist aber oft eine Notwendigkeit. „Es gibt viele Orte, wo ein Cocktail nicht anders zubereitet werden kann“, sagt Bartholatus. Zum Beispiel in Musicals, Theater oder Oper, wo es in der Pause schnell gehen muss. Ein Barkeeper benötigt für einen Cocktail drei bis fünf Minuten. Zu lange, wenn viele Menschen innerhalb kurzer Zeit ein Getränk wollen. „Das Produkt ist ideal, wenn es schnell gehen soll, und sichert eine gleichbleibende Qualität“, sagt der 60 Jahre alte Manager. „Eine Schnapsidee hat sich durchgesetzt.“

Liane Kohlhaus, die bei Shatler’s für Einkauf und Produktion zuständig ist, hatte die Idee und Bartholatus das Geld für die Produktentwicklung. Er war einer der Gründer des Internet-Portals mobile.de, das an Ebay für Millionen verkauft wurde. Inzwischen ist Shatler’s ein Familienunternehmen mit 22 Mitarbeitern. Sie kümmern sich vorrangig um Produktentwicklung, Verwaltung und Vertrieb, während die Abfüllung in Österreich bei der Ennstalmilch KG erfolgt.

Geschmack erhalten

Kohlhaus war viele Jahre Chefin der Havanna-Bar am Fischmarkt. „Schon dort haben wir überlegt, wie man zu großen Veranstaltungen die Zutaten von Cocktails auf Vorrat mischen und frisch halten kann“, sagt die 49-Jährige. Das Ergebnis erscheint einfach: Dose öffnen, Eis in ein Glas füllen und den Cocktail darüber gießen. Eventuell noch mit einer Deko aufwerten und fertig ist der Cocktail.

„Wir verwenden nur Spirituosen und Säfte, die nach unseren Vorgaben produziert werden, um den Geschmack der einzelnen Zutaten zu erhalten“, sagt Kohlhaus. Auch nach 20 Minuten Standzeit muss der Cocktail noch schmecken. Konservierungsstoffe werden nicht verwendet, sagt Kohlhaus. Aber bei den alkoholfreien Cocktails Havanna Juicer und San Francisco werden auch Farbstoffe und Aromen beigesetzt. Ungeöffnet ist die Dose ein Jahr haltbar.

Problem der Verpackung

Als die Mischung schließlich stimmte, gab es noch das Problem der Verpackung. „Wir wollten eine Verpackung, die von der Pfandpflicht befreit ist“, sagt Bartholatus. Erste Versuche mit der Abfüllung in Joghurtbechern und Trinkbeuteln scheiterten. Der Frischegeschmack ging verloren. Dann fand Bartholatus die Ennstalmilch KG in Stainach, die auch die geeignete Verpackung hatte: handliche Dosen, die nicht der Pfandpflicht in Deutschland unterliegen. „Wir haben eine Exklusivvereinbarung mit dem Unternehmen geschlossen, um Nachahmer abzuschrecken“, sagt Bartholatus. Denn die Drink-Rezepte lassen sich nicht patentieren.

40 Prozent des Absatzes werden inzwischen über den Lebensmitteleinzelhandel realisiert. „Wir sind zum Beispiel bei Edeka, Rewe, Sky und Real vertreten“, sagt Bartholatus. Innerhalb weniger Jahre konnte die Zahl der Supermärkte von 200 auf 2000 gestärkt werden. 60 Prozent werden über den Getränkefachhandel, Großmärkte und dem eigenen Internetshop verkauft. Im vergangenen Jahr wurden über drei Millionen Cocktails verkauft. Künftig will Shatler’s noch stärker im Export wachsen.

„Markt ist noch lange nicht ausgereizt“

Knapp zehn Prozent der Cocktails werden inzwischen in Länder wie Finnland, Ungarn, Malta und Österreich exportiert. „Der Markt ist noch lange nicht ausgereizt, das merken wie immer wieder auf Messen“, sagt Bartholatus. Doch jetzt hofft er erst einmal auf einen guten Sommer. „Bei wolkenverhangenem Himmel hat keiner Lust auf einen Sex on the Beach, Piña Colada oder Mai Tai“, sagt Bartholatus. Das sind die drei meistverkauften Produkte aus Shatler’s Sortiment. Die sind zwar mit Alkohol. Aber die alkoholfreien Cocktails holen in der Gunst der Verbraucher auf.

Der Test: Fruchtigsüß, kalorienhaltig und teuer

Das Produkt: Neben seinen alkoholischen Cocktails hat Shatler’s fünf alkoholfreie Cocktails im Angebot. Alle zeichnen sich durch einen stark fruchtigen Geschmack aus, entweder in süßer (Havanna Juicer) oder fruchtig-herber Note (Wake up). Die Verpackung ist handlich und ansprechend.

Die Zutaten: Shatler’s verwendet nach eigenen Angaben nur selbst kreierte Fruchtsäfte, aber es werden auch Zusatzstoffe beigesetzt. Die Zutatenlisten sind sehr schlecht lesbar. Am besten schmeckte in der Testrunde Virgin Colada. Ananas und Kokos sind gut erkennbar. Beim neuen Produkt Virgin Mojito gefällt der Geschmack aus Minze und Limette. Mit 288 Kalorien hat er allerdings auch den höchsten Kaloriengehalt. Havanna Juicer kommt sehr süß rüber, und die einzelnen Zutaten Maracuja, Cassis, Pfirsich und Orange entfalten sich nicht einzeln.

Die Zubereitung: Die Cocktails sind fertig gemixt. Ein Glas mit Crushed Ice bis zum Rand füllen, den Cocktail schütteln, Verschluss aufreißen und über das Eis gießen. Die Rezepturen sind darauf ausgelegt, mit genügend Eis verwässert zu werden, denn sie sind zum Teil sehr süß. Es empfiehlt sich, den Cocktail noch etwas stehen zu lassen, damit sich der Geschmack entfalten kann.

Preis-Leistungs-Verhältnis: Der alkoholfreie Cocktail ist mit 2,49 Euro im Vergleich zu einem ebenfalls alkoholfreien Konkurrenzprodukt von Cocktail Plant (1,99 Euro) in der Pfandflasche in gleicher Menge ziemlich teuer.

Fazit: Wer nur gelegentlich seinen Gästen einen Cocktail anbieten will, für den sind die Fertigmischungen eine praktische Alternative. Denn einzeln gekaufte Zutaten werden ansonsten meist nicht aufgebraucht. Geschmacklich und vom Preis konnte das Produkt die Tester nicht voll überzeugen. Deshalb gibt es nur zweieinhalb Sterne.

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Jeden Dienstag im Wirtschaftsteil. Lesen Sie am 17. Juli: Der Fruchtriegel von Smu:di. Alle bisherigen Tests finden Sie online unter www.abendblatt.de/testserie