Hamburg. Geldhaus verliert Tausende Kunden, legt aber bei Einlagen und Krediten zu. Von einer Immobilienblase sei nichts zu sehen.
Die Deutsche Bank hat auf ihrem Heimatmarkt rund acht Millionen Kunden. Etwa die Hälfte nutzt für den Kontakt zum Unternehmen aktiv die Online-Zugangswege – und sie kommt einer Umfrage zufolge nur noch höchstens einmal pro Jahr in eine Filiale. „90 Prozent des einfachen Zahlungsverkehrs erledigen unsere Kunden heute per Internet“, sagt Cornel Wisskirchen, Sprecher der Geschäftsleitung für die Region Nord.
Vor diesem Hintergrund hatte die Deutsche Bank vor einem Jahr beschlossen, die Zahl der Filialen allein in Hamburg um neun auf 20 Zweigstellen zu verringern. In diesem Zuge wurden in der Hansestadt auch rund 200 Arbeitsplätze bei der Bank abgebaut; sie beschäftigt hier aktuell noch gut 1300 Personen. Nach Angaben von Stefan Knoll, Leiter Privatkunden in der Region Nord, wurde der Abbau im ersten Quartal „sozialverträglich“ abgeschlossen. Einige der Betroffenen seien an andere Standorte der Deutschen Bank, unter anderem nach Frankfurt, gewechselt.
Wandel im Kundenverhalten
Zuletzt musste sich das Geldhaus aber nicht nur auf den Wandel im Kundenverhalten einstellen. Der Konzern hatte auch mit den Folgen früheren Fehlverhaltens im eigenen Haus zu kämpfen. Angesichts „kritischer Berichterstattung“, nicht zuletzt aufgrund von Strafzahlungen in Milliardenhöhe, „haben uns Kunden den Rücken gekehrt“, wie Wisskirchen einräumte. Dies sei vor allem im Herbst 2016 zu spüren gewesen. Per 30. April habe das Unternehmen in Hamburg 310.000 Privat- und Firmenkunden. Für Ende 2014 hatte die Deutsche Bank eine Zahl von 319.000 Kunden genannt.
Mit dem Jahreswechsel habe aber eine „Trendwende“ in der öffentlichen Wahrnehmung des Konzerns eingesetzt, sagte Wisskirchen: „Zuletzt ist es für unsere Mitarbeiter wieder deutlich leichter geworden, mit Kunden ins Gespräch zu kommen.“ In diesem Jahr werde die Bank in Hamburg voraussichtlich „in allen relevanten Bereichen wachsen“.
Keine Negativzinsen bei Privatkunden
Ungeachtet der Filialschließungen und des Stellenabbaus hat das Geschäftsvolumen aber bereits in den zwölf Monaten zum 30. April 2017 zugelegt. So erhöhten sich die Einlagen in Hamburg um sechs Prozent auf 7,18 Milliarden Euro. Dies führt Knoll auch darauf zurück, dass die Deutsche Bank ihren Privatkunden keine Negativzinsen berechnet. Das Depotvolumen kam um knapp vier Prozent auf 4,34 Milliarden Euro voran. Auch bei den Darlehen im Privat- und Firmenkundengeschäft gab es ein kleines Plus – um gut drei Prozent auf 3,58 Milliarden Euro. „Sowohl die mittelständischen Unternehmen als auch die Eigenheimkäufer profitierten von den historisch niedrigen Zinsen“, sagte Knoll.
Zwar sind die Preise für Wohnungen und Häuser in der Hansestadt in den zurückliegenden Jahren sehr stark gestiegen. „Eine Immobilienblase sehen wir aber für Hamburg und das Umland überhaupt nicht“, sagte Knoll. Bei den Käufen werde ein hoher Anteil an Eigenkapital eingesetzt.
Neues Beratungszentrum erfolgreich
Das neue Beratungszentrum in Hamburg, in dem rund 90 Beschäftigte – zumeist frühere Filialmitarbeiter – seit Ende April per Telefon und Internet für die Kunden auch am Sonnabend erreichbar sind, wird nach Angaben der Deutschen Bank „immer besser angenommen“. Voraussichtlich 2018 könne man von dort aus Kunden auch zu Hause per Video beraten.