Hamburg . Langenhorner Jugendliche haben sich in einer Projektwoche ungewöhnlichen Herausforderungen gestellt.

„Gott sei dank, endlich vorbei“, das sind die ersten Worte von Hania Khokhar – nach fünf Tagen Schweigen. Nicht im Kloster oder bedingt durch eine Krankheit, sondern für ein Schulprojekt hat sie sich freiwillig ein Schweigegelübde auferlegt. Die 17-jährige ist eine von 26 Schülern, die vergangene Woche Unmögliches möglich gemacht haben.

Beim Projekt Mission Impossible sollen die Schüler an ihre persönliche Grenzen gehen. „Dazu müssen sie allein oder in Gruppen – aber in jedem Fall ohne Lehrer und Eltern – Aufgaben bewältigen, die kaum zu schaffen sind“, erklärt Stefan Rieger. Der Lehrer hat das Projekt ins Leben gerufen, weil er im Unterricht zwar erzählen könne, dass es befriedigend ist, selbst gesteckte Ziele zu erreichen, es aber etwas anderes sei, das selbst zu erleben. „Durchhaltevermögen, Teamwork, Eigenständigkeit, Selbstvertrauen und Disziplin kann man eben nicht so richtig im Klassenzimmer lernen – man muss es erfahren.“

Disziplin erforderlich

Wie viel Disziplin fünf Tage Schweigen erfordern, hätten sich Khokhar und ihre zwei Mitstreiterinnen vorher kaum vorstellen können. Nicht einmal schriftliche Kommunikation war erlaubt. Wenn überhaupt, dann haben sie sich mit Händen und Füßen verständigt. Was nicht nur zu Schwierigkeiten im Alltag geführt hat: „Mit der Zeit wird einem ganz schön langweilig, besonders weil ich normalerweise gar nicht aufhören kann zu reden“, sagt Khokhar. Die Zeit haben sie sich mit Yoga, kochen und spazierengehen vertrieben.

Auch Pelle Görth ist in der vergangenen Woche viel gelaufen. Mit zwei seiner Mitschüler ist er von Hamburg bis ins 160 Kilometer entfernte Flensburg gelaufen. Auf ihrem Weg wären ihnen viele hilfsbereite Menschen begegnet. In einer Stadt hätte sie sogar der Bürgermeister eingeladen, ihre Zelte in seinem Garten aufzuschlagen. „Das hat uns zu Denken gegeben“, sagt der 16-Jährige. „Wir haben gelernt offener auf Menschen zuzugehen, anstatt misstrauisch zu sein.“

Interkulturalität im Mittelpunkt

Die Stadtteilschule-Mitte an der Griesstraße stellt bei ihrer Projektwoche die Interkulturalität in den Mittelpunkt. Gemeinsam mit Flüchtlingen besuchen die Schüler Museen und Gotteshäuser verschiedener Religionen. Und im Helmut-Schmidt Gymnasium in Wilhelmsburg machen die Schüler Ausflüge zu Bauern in der Umgebung und Lernen wie man sich gesund ernährt.

Wie schwer das sein kann, haben Melissa Dilara Yildirim und Shari Malzahn im Rahmen ihrer „Mission Impossible“ schon am eigenen Leib erfahren. Sie haben eine Woche lang vegan und nachhaltig gelebt. Das bedeutet: keine Plastikverpackungen, nur Produkte aus der Region und natürlich keinerlei tierische Lebensmittel.

Kurs für Grundschüler

„Es gibt viele leckere vegane Gerichte – der Teil war gar nicht so schwer“, sagt Yildirim, die sonst Fleisch isst. „Aber es ist wahnsinnig schwer, nachhaltig zu leben.“ Sogar manche Früchte würden teilweise in Plastik verpackt.

Um das Gelernte weiterzugeben, haben sie einen Kurs für Grundschüler gegeben, bei dem vegan gekocht und über Nachhaltigkeit informiert wurde.

„Daran kann man sehen, was für ein Erfolg die Aktion ist“, sagt Rieger. Der Lehrer ist stolz auf seine Schüler und das Ganze habe noch einen weiteren positiven Effekt: „Die Prüfungen sind bereits gelaufen, und in den anderen Klassen war diese Woche nur die Hälfte anwesend – bei mir hat keiner gefehlt.“