Hamburg/Hannover. Schmuddel-Wetter bei Harley Days, Münzviertel Straßenfest und Garten-Messe. Temperatur-Lichtblick ab Montag.
Nach den schweren Unwettern mit Hagel, Starkregen und einem Tornado, die viele Menschen in Hamburg und im Rest Norddeutschlands in Atem hielten und für Tausende Gestrandete an den Hauptbahnhöfen sorgten, sind auch die Aussichten für das Wochenende nicht besonders berauschend. Die Kurzfassung lautet: Viel Wind, immer wieder Regen, Temperaturen unter 20 Grad.
Während es am Freitag noch Einschränkungen im Zugverkehr gab, hat die Deutsche Bahn am Sonnabend Entwarnung gegeben: Die wichtigsten Strecken von und nach Hamburg werden wieder befahren. Am Freitagabend waren sowohl aus Richtung Ruhrgebiet/Bremen sowie aus Frankfurt/Kassel/Hannover ICE und Intercitys zwischen 20 und 80 Minuten verspätet.
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Trübe Wetteraussichten für das Wochenende
"Der Sonnabend wird ein trüber Tag mit maximal 18 Grad", sagt Peter Schwarz vom Hamburger Institut für Wetter und Klimakommunikation. Die Sonne hat so gut wie keine Chance, durch die Wolkendecke zu dringen. Zudem herrscht in Hamburg ein strammer Westwind und es regnet laut Wetterexperten auch immer wieder. Am Sonntag ist zumindest am Nachmittag die Wahrscheinlichkeit groß, dass es überwiegend trocken bleibt. "Ab Montag werden die Temperaturen voraussichtlich wieder über 20 Grad steigen", so Schwarz.
Harley Days, Home&Garden, Halbmarathon
Unerfreulich sind diese Schmuddelwetter-Aussichten auch für die 40.000 Biker, die zu den Harley Days in Hamburg erwartet werden, und die rund 25.000 Besucher, die sich noch bis Sonntag auf der Messe Home&Garden auf dem Derbygelände tummeln wollen. Aber zumindest die Motorradfahrer gelten in der Regel ja als hart gesotten.
Auch das Münzviertel Straßenfest in Hammerbrook, das am Sonnabend um 13 Uhr startet, sollte besser mit einem Regenschirm aufgesucht werden. Der etwas freundlichere Sonntag verspricht ab dem Nachmittag überwiegend trocken zu bleiben. Die 10.000 Läufer und Skater des Hella-Halbmarathons könnten sich am Sonntagmorgen jedoch sogar über einzelne Schauer freuen.
Fest steht: Ein weiteres Unwetter ist in Hamburg derzeit nicht in Sicht. Am Freitag waren Hunderte Bahnreisende von erheblichen Einschränkungen im norddeutschen Nah- und Fernverkehr betroffen. Neben Zugausfällen kam es auch zu vielen Verspätungen. Nachdem am Donnerstag mehrere Gewitterfronten Fern- und Nahverkehr lahmgelegt hatten, ist die Strecke Hannover-Hamburg weiter für Aufräumarbeiten gesperrt, wie eine Sprecherin der Bahn am Freitagmorgen erklärte. Der Fernverkehr werde umgeleitet.
U1-Teilstrecke bis zum späten Abend gesperrt
Am Freitagnachmittag musste ein Teilabschnitt auf der U-Bahnstrecke der Linie 1 gesperrt werden. Erst gegen 23 Uhr war die Strecke wieder frei. Zwischen Schmalenbeck und Großhansdorf war seit etwa 15 Uhr ein Ersatzverkehr mit Taxis und Bussen im Einsatz. Grund hierfür war nach Angaben der Feuerwehr ein kleinerer umgestürzter Baum, der aus dem Weg geräumt werden muss.
Zahlreiche Metronom-Strecken waren gesperrt
Im Nahverkehr mit dem Metronom waren Freitag um 12 Uhr fast alle Strecken wieder frei. Wie die Bahngesellschaft mitteilt, muss aber noch mit Verspätungen gerechnet werden. Die Strecke Stade-Hamburg war erst am Abend wieder frei. Dort wurde versucht, einen Ersatzverkehr mit Bussen einzurichten. Vorher waren wegen der Unwetterschäden auch die Metronom-Strecken Uelzen-Lüneburg und Buchholz-Hamburg stundenlang gesperrt.
Einschränkungen und Verspätungen gab es auf den Stecken Lüneburg-Hamburg, Bremen-Buchholz, Stade-Cuxhaven. Wie die Eisenbahngesellschaft Metronom mitteilt, sind alle Fahrkarten, die am Donnerstag wegen der Streckensperrungen nicht genutzt werden konnten, auch heute noch gültig.
Die Strecke zwischen Hamburg und Bremen ist in der Nacht wieder freigegeben worden.
S1 wieder frei
Fahrgäste der S1 können sich hingegen freuen – die Strecke zwischen Klein Flottbek und Othmarschen ist wieder freigegeben. Die S1 verkehrt damit wieder planmäßig.
Wegen des Unwetters ging am Donnerstagabend an vielen Orten fast nichts mehr. Eine Bahnreisende sagte dem Abendblatt: "Wir waren um 11.30 Uhr in Altona abgefahren und sollten um 16.12 Uhr im Hauptbahnhof Bonn eintreffen. Doch auch vier Stunden nach der Abreise sind die Reisenden kaum über die Stadtgrenze hinausgekommen." Das ging vielen Fahrgästen ähnlich. Entweder sie steckten auf irgendeinem Bahnhof fest oder konnten ihre Reise gar nicht erst antreten. Für gestrandete Bahnreisende richteten Hilfsorganisationen am Bahnhof Altona eine Notunterkunft ein. Gut 300 Schlafplätze richteten die Einsatzkräfte in einer Schule ein. Die Bahn stellte vier Schlafzüge bereit.
Stillstand am Hamburger Flughafen
Der Flughafen Hamburg sagte am Donnerstag für eine halbe Stunde alle Starts und Landungen ab. Aus Sicherheitsgründen mussten die Mitarbeiter das Vorfeld verlassen und in die Gebäude gehen. Passagiere saßen in den Maschinen fest, wie eine Sprecherin sagte. Ein Flug wurde gestrichen, gut 50 Maschinen verspäteten sich.
Die Unwetter-Bilanz am Donnerstag
In Hamburg wurde die Feuerwehr laut eines Sprechers bis zum Freitagmorgen gut 240-mal zu Hilfe gerufen. Bei den Einsätzen waren am Donnerstagmittag und am Abend meist Bäume auf Straßen, Häuser oder Gleise gefallen.
Verletzt wurde bei dem Unwetter niemand. In Niedersachsen kamen dagegen zwei Menschen durch umgestürzte Bäume ums Leben. Ein 50-Jähriger wurde nahe Uelzen in einem Auto von einem umstürzenden Baum erschlagen. Bei Gifhorn starb eine 83 Jahre alte Frau, nachdem sie mit ihrem Auto durchs Geäst eines umgestürzten Baumes gefahren war.
Mehr als 500 Feuerwehreinsätze in Hannover
In Niedersachsen dauern unterdessen die Aufräumarbeiten an. Alleine in Hannover rückte die Feuerwehr zu mehr als 500 Einsätzen aus. Zahlreiche Bäume stürzten um und blockierten Straßen, darunter den Südschnellweg. Auch die Oberleitung der Straßenbahn wurde beschädigt. Viele Keller liefen unter Wasser, auf den Straßen stand bis zu 20 Zentimeter Wasser, wie die Feuerwehr am Freitag mitteilte. In einen Versorgungsschacht des Hauptbahnhofs drangen mehr als 60.000 Liter Wasser ein, woraufhin Teile des Hauptbahnhofs von der Stromversorgung getrennt werden mussten. In der Kinderklinik auf der Bult wurde ein OP-Bereich überflutet.
Schwere Schäden im Landkreis Harburg
Den Landkreis Harburg traf es besonders schlimm. Innerhalb weniger Stunden musste die Feuerwehr 180 Mal ausrücken. In Maschen kam es, vermutlich durch einen Tornado, zu erheblichen Verwüstungen. Dutzende Bäume wurden mit ihren Wurzeln aus dem Boden gerissen. Mehrere Bäume kippten auf ein Wohnhaus. Die Maschener Straße in Seevetal musste zeitweise gesperrt werden, weil jeder zweite Straßenbaum entwurzelt war. In Fliegenberg begrub ein umstürzender Baum 20 Schafe unter sich. Zahlreiche Tiere verendeten.
Ersatztermin für Gabalier-Konzert steht
Nach dem abgesagten Konzert von Andreas Gabalier auf der Bahrenfelder Trabrennbahn steht ein möglicher Ersatztermin. Der Auftritt des Volksmusikers werde voraussichtlich am 30. August nachgeholt, teilte Gabaliers Management mit. "Wir wollen die Konzertbesucher nicht der Gefahr aussetzen, verletzt zu werden", sagte ein Sprecher von Semmel Concerts.
Das Open-Air-Konzert war am Donnerstagabend wegen Hagelschauern und Sturmböen sprichwörtlich ins Wasser gefallen. "Hamburg, mein Herz weint", schrieb Andreas Gabalier auf Facebook, "aber eure Sicherheit ist mir wichtiger!".
Guns N' Roses beenden Konzert nach Unwetter
Die Band Guns N' Roses hat ihr Konzert in Hannover nach einem schweren Unwetter ohne weitere Unterbrechungen zu Ende gespielt. Wegen heftiger Regenfälle und Blitzen war die Schau unter freiem Himmel am Abend unterbrochen worden.
Rund 70.000 Fans mussten den Zuschauerraum verlassen und wurden in einer angrenzenden Messehalle untergebracht. Nachdem das Unwetter durchgezogen war, setzte die Band das Konzert fort. Weitere Unterbrechungen gab es nicht. Erst gegen 1 Uhr in der Früh verließ die Gruppe um Leadsänger Axl Rose die Bühne.