Hamburg . An einer Station in Hamburg werden bald LED-Leuchtbänder installiert. Die Lichter zeigen an, in welchem Waggon noch Plätze frei sind.

Dichtes Gedränge in überfüllten U-Bahn-Wagen sorgt bei vielen genervten Fahrgästen täglich für schlechte Laune. Doch schon bald könnte den Hamburgern dieser Frust erspart bleiben. Nach Angaben der Hamburger Hochbahn wird bereits in wenigen Wochen die sogenannte Platz-Ampel testweise an der Haltestelle Wandsbek Markt eingeführt. „Die Testinstallation ist für Ende Juli, Anfang August geplant“, sagt Hochbahn-Sprecherin Constanze Dinse dem Abendblatt.

Während die Hamburger Hochbahn im Februar noch lediglich die Idee einer Platz-Ampel präsentiert und eine Umfrage unter Fahrgästen gestartet hatte, gibt es nun konkrete Pläne. Noch Ende Juni wird es eine Vor-Ort-Begehung an der Station Wandsbek Markt geben, sagt Dinse. Anschließend wird ein einfaches LED-Lichtband entlang der Haltestelle temporär verbaut.

LED-Lichtbänder gesteuert per Fernbedienung

„Es ist als Prototyp nicht mit dem endgültigen Funktionsumfang ausgestattet und wird nur die drei Ampelfarben grün, gelb und rot anzeigen“, sagt die Hochbahn-Sprecherin. Die Lichter zeigen den Fahrgästen jeweils für jeden Waggon an, ob es noch viele freie Plätze, nur noch wenige freie Plätze oder gar keine freien Plätze gibt. Die LED-Bänder werden im gesamten Bahnsteigbereich an der Wand hinter der U-Bahn angebracht. Es handele sich um eine stark vereinfachte und kostengünstige Testversion und nicht um die finale Technik, betont Dinse.

Denn die LED-Lichtbänder werden per Fernbedienung manuell von Mitarbeitern der Hochbahn gesteuert. „In den vor- und nachgelagerten Haltestellen checken Mitarbeiter die Fahrgastdichte in den U-Bahn-Wagen“, erklärt Dinse. Wenn sie sich ein Bild vom Fahrgastaufkommen in den einzelnen Waggons gemacht haben, lösen sie die entsprechende Farbbeleuchtung für die einzelnen Abschnitte an der Haltestelle Wandsbek Markt aus.

Hochbahn will Fahrgäste direkt vor Ort befragen

Diese Station wurde übrigens ausgewählt, weil sie zum einen eine hohe Fahrgastdichte aufweist. Dinse: „Hier steigen werktags rund 58.000 Fahrgäste zu, aus oder um.“ Zum anderen ist die Haltestelle sehr übersichtlich. Das ist für den Testlauf wichtig, da die Hochbahn vor Ort Umfragen zur Platz-Ampel durchführen wird. „Die Hochbahn möchte Erkenntnisse über das Nutzungsverhalten gewinnen und direktes Feedback der Kunden einholen“, sagt Dinse.

Der Testlauf wird voraussichtlich ein bis zwei Wochen dauern. „Anschließend werden die Testergebnisse – ähnlich wie in den bisherigen Vorab-Befragungen – ausgewertet“, kündigt die Hochbahn-Sprecherin an. Das werde einige Wochen in Anspruch nehmen. Schließlich ist die Auswertung Grundlage für das weitere Vorgehen.

Ziel sind andere hochfrequentierte Stationen

„Dieser iterative Prozess von Rückmeldung und Nachsteuerung ist kennzeichnend für die Methode des Prototypings und ermöglicht uns eine schnellere und kundennahe Technologieentwicklung“, so Dinse. Prototyping steht für die Annäherung an ein Produkt. Das bedeutet, dass das Produkt nicht zwangsläufig realisiert wird. Auch eine Abwandlung der Idee ist möglich.

Video zur Platz-Ampel

„Verläuft der Test zur Sitzplatz-Ampel mit positivem Ergebnis, wird im nächsten Schritt die konkrete technische Umsetzung für relevante Haltestellen überprüft“, sagt Dinse. Anders gesagt: Spricht sich die große Mehrheit der Befragten für das Projekt Platz-Ampel aus und nutzt die Mehrheit der Fahrgäste die Platz-Ampel während des Testlaufs, wird das Projekt auf andere Stationen ausgedehnt. Als nächstes könnten dann hochfrequentierte Haltestellen wie Berliner Tor, Hauptbahnhof oder Schlump mit der Sitzplatz-Ampel ausgestattet werden.

Bei einer Twitter-Umfrage unter Kunden im Februar dieses Jahres hatten 63 Prozent der Befragten angegeben, dass sie eine Platz-Ampel gut finden würden. 22 Prozent gaben an „Brauche ich nicht“. Neun Prozent der Fahrgäste wählten die Antwort „Ist mir zu umständlich“ und sechs Prozent ist das Projekt „egal“.