Hamburg. Kampf den Bahnsteig-Optimierern: Die Hochbahn befragt Fahrgäste, was sie von einer Platz-Ampel halten – auch bei Twitter und Facebook.
Dichtes Gedränge und genervte Fahrgäste in überfüllten U-Bahn-Wagen? Das könnte in Hamburg demnächst der Vergangenheit angehören. Die Hochbahn prüft derzeit, eine sogenannte Platzampel einzuführen – diese soll anzeigen, in welchem U-Bahn-Waggon noch freie Sitzplätze sind. Noch ist die Leuchtanzeige nur eine Idee. Doch sollten sich viele Fahrgäste dafür aussprechen, geht das Projekt in die nächste Phase. Das bestätigte die Hamburger Hochbahn am Freitag dem Abendblatt.
Mit der Platzampel wäre Hamburg wohl deutschlandweit und vielleicht sogar weltweit Vorreiter. „Uns ist keine Stadt bekannt, in der es das schon gibt“, sagt Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum. Eine exakte Recherche wird aber in der nächsten Phase erfolgen, weil wir aktuell nur die Idee ‘abprüfen’“. Es gehe zunächst um die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, die Konzeptidee umzusetzen – und um die Frage, ob die Platzampel dem Kunden hilft.
Hochbahn hat Umfrage in sozialen Medien gestartet
„Ziel der Ampel wäre, den Fahrgästen mehr Komfort zu bieten und für eine gleichmäßigere Verteilung der Kunden in den U-Bahn-Wagen zu sorgen“, sagt Kreienbaum. Ende des Monats soll entschieden werden, ob das Projekt weiter verfolgt wird – oder zu den Akten gelegt wird.
Grundlage für die Entscheidung, ob die Leuchtanzeige für leere U-Bahn-Plätze weiterentwickelt wird, ist die Auswertung einer Umfrage. Bereits Anfang des Jahres konnten nach Angaben der Hochbahn Kunden ihre Meinung zu der Idee kundtun. Am heutigen Freitag hat das Unternehmen in den sozialen Medien eine Umfrage gestartet.
Video soll Platzampel veranschaulichen
Auf Twitter und Facebook fragt das Unternehmen die Fahrgäste: „Angenommen, es gäbe bei uns eine Platzampel, die anzeigt, in welchem U-Bahn-Wagen Platz ist: Fändet ihr das gut?“ Bereits am frühen Nachmittag hatten bei Twitter mehr als 800 Personen ihre Stimme abgegeben. Noch bis Montag 8 Uhr können Interessierte ihr Votum abgeben.
Auch auf Facebook reagierten innerhalb kürzester Zeit Hunderte Personen auf den Ampel-Vorschlag. Allein das Video der Hochbahn, das die Platzampel in der Praxis veranschaulichen soll, hatten sich am Nachmittag schon mehr als 11.500 Besucher angeschaut.
Video zur U-Bahn-Platzampel
„Gute Idee für Stoßzeiten“ – „Teurer Unsinn“
Die Kommentare in den sozialen Medien zu der neuen Idee der Hochbahn sind durchwachsen. „Gute Idee für Stoßzeiten!“, „Definitiv gut! Besonders für Leute, die noch nen Sitzplatz suchen oder solche, die Angst vor großen Menschenmassen haben“ oder „Bestimmt auch super für Eltern mit Kinderwagen“ schreiben Befürworter.
Aber auch Kritiker melden sich zu Wort: „Teurere Unsinn!“, „Würde nur als Grund für die nächste Fahrkartenerhöhung genutzt werden“ oder „Baut Züge mit Durchgängen zwischen den Wagen, dann kann man sich den Unsinn sparen und das Geld sinnvoller einsetzen!“ lauten ihre Kommentare.
Bahnsteig-Optimierer steigen nur in bestimmte Waggons
Einige Hamburger merken zudem an, dass sie ohnehin in den U-Bahn-Wagen einsteigen, der am Zielbahnhof direkt vorm Ausgang des Bahnsteigs hält. Kein Einzelphänomen, wie Hochbahn-Sprecher Kreienbaum bestätigt. „Es handelt sich um Bahnsteig-Optimierer“, erklärt er. Dadurch ist es in manchen Zügen vorne und hinten erstaunlich leer, in der Mitte jedoch überfüllt.
Anders herum ist es etwa an der U2-Haltestelle Lutherothstraße. „Die vorderen und hinteren Wagen sind voll, die Wagen in der Mitte leer.“ Sinn der Anzeige für leere Plätze in den U-Bahn-Waggons wäre somit auch, Bahnsteig-Optimierer zu animieren, auch anderen Wagen zu nutzen.
Ampel-Projekt geplant wie bei Start-ups
Kreienbaum betont jedoch, dass sich das Projekt Platzampel noch in der Prototyping-Phase befinde. “Ein Verfahren, das auch Start-ups anwenden“, sagt er. Prototyping steht für die Annäherung an ein Produkt. Das bedeutet, dass das Produkt nicht zwangsläufig realisiert wird. Auch eine Abwandlung der Idee ist möglich.
Wie es mit Projekt U-Bahn-Platzampel ab März weitergeht – sollte sich die Kundenbefragung als positiv herausstellen –, will die Hochbahn noch nicht verraten. Fest steht: Die Auswertung der Umfrage stellt laut Christoph Kreienbaum einen „Meilenstein“ dar.