Hamburg. Das Geldinstitut verwaltet das Vermögen von 500 Kunden – und erzielt mit Anleihen ansehnliche Renditen.
In früheren Jahrzehnten, sagt Frank Göppel, habe in der Bankenbranche die Größe des Unternehmens als Qualitätsmaßstab gegolten. Hätte sich das nicht durch die Finanzkrise grundlegend geändert, dann hätte es das von Göppel als Geschäftsführer geleitete Institut heute sehr schwer: Mit nur sechs Mitarbeitern ist Goyer & Göppel die kleinste Bank Hamburgs. „Entscheidend ist aber nicht die Größe, sondern die Bereitschaft, Kunden ernst zu nehmen“, so Göppel. Schließlich seien es vor allem die großen Banken gewesen, die die Krise auslösten und durch „nicht ganz uneigennützige Empfehlungen“ das Vertrauen der Kunden in die Branche schwer beschädigten.
Goyer & Göppel hingegen habe seitdem Geschäft hinzugewonnen. Aktuell betreut die Bank nach eigenen Angaben rund 500 Kunden und Vermögenswerte „im dreistelligen Millionenbereich“. Daraus lässt sich leicht errechnen, dass es hier nicht um Kleinsparer geht. „In der Regel sind es Beträge zwischen einer halben Million und fünf Millionen Euro, die wir verwalten“, sagt Björn Göppel, der gemeinsam mit seinem Bruder Frank und Andreas Nowatzki die Bank leitet.
Rentenfonds legt neun Prozent zu
Etliche der Familien, die das Team betreut, sind bereits seit Generationen Kunden des 1924 gegründeten Unternehmens. Neukunden seien häufig Personen, die mit einem der großen Wettbewerber unzufrieden waren, „weil man ihnen dort nur noch Standardprodukte angeboten hat“, erklärt Björn Göppel. Außerdem schätzten es die Kunden, von jemandem betreut zu werden, „der nicht gleich im nächsten Monat schon wieder weg ist“: Drei der fünf Team-Mitglieder mit Kundenkontakt sind Gesellschafter des Hauses, die beiden Brüder sogar mit persönlicher Haftung.
Angesichts des Kapitalmarktumfelds ist die Aufgabe eines Vermögensverwalters sehr viel schwieriger geworden, wie Björn Göppel einräumt: „Es gibt keine sicheren Anlagen mehr – und bei erstklassigen Schuldnern gibt es keine Zinsen mehr.“ Schon weil die Risikostreuung immer wichtiger geworden ist, hat das kleine Institut im Jahr 2008 erstmals einen eigenen Fonds aufgelegt. Es ist ein Mischfonds, der unter anderem in Aktien, Rohstoffe und Anleihen investiert und darauf ausgerichtet ist, den Kapitalerhalt zu gewährleisten.
„Es gibt interessante Neuemissionen“
Zwar ist in der Branche heute häufig zu hören, mit festverzinslichen Papieren lasse sich kein Geld mehr verdienen. Doch ein zweiter Fonds von Goyer & Göppel, den es seit fast genau zwei Jahren gibt und der sich vollständig auf Rentenpapiere konzentriert, hat seitdem um neun Prozent an Wert gewonnen. Dieser Fonds enthält vor allem Unternehmensanleihen, teilweise nachrangige. „Es gibt interessante Neuemissionen, an die man als Privatanleger nicht herankommt oder bei denen die Stückelung mit 100.000 Euro für einen Einzelinvestor zu groß ist“, sagt Frank Göppel. Als Beispiele nennt er eine Lufthansa-Nachranganleihe mit einem Zinskupon von 5,125 Prozent oder ein Papier des Kölner Spezialchemie-Konzerns Lanxess mit immerhin 4,5 Prozent Verzinsung.
Zudem nutze man „Marktverwerfungen“, so Frank Göppel: „Wir kaufen, wenn ein Kurs in den Keller gefallen ist, wir das aber für nicht gerechtfertigt halten.“ Auf diese Weise war es möglich, mit einer Anleihe des Rohstoffkonzerns BHP Billiton eine Rendite von sechs bis sieben Prozent zu erzielen. „Man muss heute eben leider Risiken eingehen“, sagt Frank Göppel, „aber durch eine sehr starke Streuung, bei der ein einzelnes Papier höchstens zwei Prozent des Fondsvermögens ausmacht, kann man das in den Griff bekommen.“
Ausweitung des Geschäfts
Derzeit überlegt das Führungsteam von Goyer & Göppel, die Voraussetzungen für eine Ausweitung des Geschäfts zu schaffen: „Wir würden einen oder zwei weitere Kundenbetreuer aufnehmen, wenn wir passende Kandidaten finden“, so Frank Göppel. Auch das würde jedoch ein Problem nicht lösen, dass die Hamburger mit vielen kleineren Instituten gemeinsam haben: „Die Regulierung der Branche belastet kleine Banken weit überproportional.“ Mittlerweile gebe es eine „unfassbare Menge an Einzelanforderungen“ der Aufsichtsbehörden, bei der es schwer sei, noch den Überblick zu behalten.
Viele der Auflagen seien „eindeutig zugeschnitten auf Konzerne mit komplexer Geschäftsstruktur“, sagt Björn Göppel. So muss jede Bank, und sei sie noch so klein, Beauftragte für sieben Themenbereiche wie Geldwäscheprävention, Datenschutz und IT-Sicherheit benennen. Goyer & Göppel sei ein „Überbleibsel“, das wenigstens von einigen erleichternden Bestandsschutzregelungen profitiere: „Eine Bank wie unsere könnte man heute gar nicht mehr neu gründen.“